Intels WCT Wireless Power Standard
Ende August 2012 starteten Intel und Integrated Device Technology (IDT) eine Partnerschaft, um zusammen mit anderen Partnern Chipsets für Intels Wireless Charging Technologie (WCT) zu entwickeln. Ziel ist es dabei, die Chips in Laptops zu implementieren, sodass man die mobilen Geräte kabellos neben dem Notebook aufladen kann. Noch kann die Technik nur kurze Distanzen überbrücken, aber die Technik könnte den Umgang mit Peripheriegeräten deutlich vereinfachen. Obwohl Intel bereits seit 2008 an kabellosen Ladetechnologien feilt, werden die Details von WCT der Öffentlichkeit vorenthalten. Gewiss ist nur, dass man Resonanztechnologie einsetzt und die akkubetriebenen Geräte die Stromquelle daher nicht physisch berühren müssen.
Und was macht Apple?
Bleibt noch der Branchenprimus: Apple gehört keinem der Konsortien an und hatte den Sinn kabelloser Stromversorgung in der Vergangenheit angezweifelt. Analysten zufolge arbeite man aber intensiv an entsprechenden Lösungen. Ein Patent für induktives Laden ist bereits für Apple registriert. Experten waren letztes Jahr erstaunt, dass beim aktuellen iPhone 5 noch keine entsprechende Lösung implementiert war. Wahrscheinlich wird Apple ein proprietäres System einführen und offene Standards boykottieren, wie es auch schon bei Mini-USB der Fall war. Gerüchten zufolge könnte schon das nächste iPhone auf das Ladekabel verzichten. Aber die Kommunikationspolitik des Unternehmens erlaubt bis heute nur Spekulationen.
Sieger und Verlierer - Welcher Standard setzt sich durch?
Viele Unternehmen sind in mehreren Wireless-Power-Initiativen aktiv, so zum Beispiel Samsung, HTC, LG, Texas Instruments oder Würth Elektronik. Man will schließlich nicht im falschen Boot sitzen, wenn die Wellen höher schlagen und das kabellose Laden massentauglich wird. Beispiel Galaxy S4: Das Smartphone lässt sich mit dem jeweiligen Zubehör sowohl über Qi als auch mittels PMA aufladen. Auch beim Internetriesen Google scheint man sich noch nicht auf ein Konzept festlegen zu wollen. Während man das Qi-System beispielsweise im Nexus 4 schon einsetzt, bekennt sich Vize-Präsident und »Chief Internet Evangelist« Vint Cerf öffentlich zu PMA (Video). Noch ist Google kein offizielles Mitglied einer der Allianzen und auf entsprechende Anfragen von TechWeek Europe wurde nicht reagiert. Welcher Standard sich am Ende durchsetzt, scheint also noch völlig offen.
Zwar ist Qi bei einer ganzen Reihe wichtiger Hersteller favorisiert, allerdings könnte PMAs Zugang zu öffentlich relevanten Geschäften wie McDonald’s oder Starbucks ein entscheidender Vorteil sein – schließlich war die Kaffeehauskette auch ein entscheidender Faktor für den Sieg des Wi-Fi-Standards gegen den Konkurrenten HomeRF. Andererseits ist Qi näher dran am Automobilmarkt und wird in Zukunft im Jeep Cherokee und im Toyota Prius verbaut. Die Verbreitung in Autos könnte ein wichtiger Vorteil sein, da man diese im Durchschnitt deutlich länger besitzt als das Smartphone. Doch auch die Automobilindustrie hält sich größtenteils bedeckt. Für den Endkunden wäre es sicher am besten, wenn in Mobilgeräten Chips implementiert würden, die alle Standards gleichermaßen beherrschen.
Alle Bemühungen, das Ladekabel abzuschaffen, haben neben ökonomischen Anreizen für die beteiligten Hersteller durchaus auch positive Nebenwirkungen auf die Umwelt. Jedes Jahr werden 2 Milliarden Mobiltelefone gekauft, um alte zu ersetzen. Die Ladegeräte, die in der Herstellung etwa 35 Prozent des Materials ausmachen, passen oft nicht zum neuen Gerät und werden entsorgt. Sollte sich ein universelles, kabelloses Verfahren durchsetzen, ließen sich also Müllaufkommen und Ressourcenverbrauch minimieren. Ganz abgesehen vom Nutzen für den Anwender.
Mein Tipp: Das Gerangel um die Industriestandards wird auch beim 2. Wireless power congress der Elektronik am 2. und 3. Juli 2013 in München im Detail diskutiert werden.