Wireless Power Consortium und Qi
Der etablierteste Standard für induktives, kabelloses Laden heißt Qi (geprochen: »Chee«). Dieser Schnittstellenstandard wurde bereits 2008 vom »Wireless Power Consortium« (WPC) für induktiven elektronischen Energietransfer über Distanzen von bis zu 4cm eingeführt. Er soll konkrete Senderschaltungen und Spulenanordnungen definieren. Spezialisierte man sich anfangs noch auf induktives Laden, entwickelt man seit August 2012 auch in Richtung Magnetresonanztechnologie. Durch die offene Mitgliedschaft bündelt das Konsortium bereits Unternehmen verschiedener Industrien in Asien, Europa und Amerika. 145 Firmen haben sich bisher der Initiative angeschlossen. Verbreitung findet der WPC-Standard Qi vor allem auf dem japanischen Markt, doch auch in den USA erzielte beachtliche Erfolge. In Japan wurden bereits tausende Qi-Ladestationen in Cafés oder Flughäfen installiert. Der Netzbetreiber NTT Docomo verkaufte dort bereits mehr als 1,8 Millionen mobile Geräte, die das Qi-System ohne Adapter nutzen können. In Amerika setzen die Handys und Tablets von HTC (Droid DNA), Huawei, LG Electronics (Spectrum 2), Google (Nexus 4), Motorola Mobility, Nokia (Nokia Lumia 920), Samsung (Galaxy SIII) und Sony auf den Qi-Standard. Der Mobilfunkbetreiber Verizon forciert die Integration des System in die von ihm ausgelieferten Smartphones. Weiterhin konnte man Toyota und General Motors als Partner gewinnen und sichert sich damit den Zugang in automobile Einsatzgebiete. Allerdings gewinnt die Konkurrenz zunehmend an Stärke:
Die Power Matters Alliance
Die »Power Matters Alliance« (PMA) ist die zweite Organisation, die sich der Entwicklung globaler Standards und Protokolle für kabellosen Stromtransfer, genannt Power 2.0, verschrieben hat. Sie wurde im März 2012 von Procter & Gamble und Powermat Technologies gegründet. Powermat war aus dem WPC ausgetreten, weil es nach deren Auffassung zu langsam agierte.
Ziel von PMA ist es, kabellose Lademöglichkeiten geräteübergreifend zu etablieren. Power 2.0 ist ein Schnittstellenstandard, der Stromtransfer (vor allem induktiv), digitale Transceiver-Kommunikation, Cloud-basiertes Power Management und ökologische Nachhaltigkeit verbinden soll. Dabei sollen keine Schaltungen vorgegeben werden, sondern es geht lediglich um die Spezifikation der Schnittstelle und des Sender-Resonanzkreises. Neben dem puren Laden verspricht das Senden und Empfangen von Daten neue Möglichkeiten für Ladenbesitzer – sie können auf neue Weise mit ihren Kunden interagieren, ihnen z.B. Coupons aufs Smartphone schicken.
Im Vorstand der Vereinigung sitzen Mitglieder von AT&T, Duracell, Starbucks, Powermat Technologies, die Federal Communications Commission (FCC) der amerikanischen Regierung, und Energy Star. Auch Texas Instruments, HTC, Samsung, LG und BlackBerry sind in den letzten Monaten der PMA beigetreten. Es soll also das gesamte Mobilfunk-Ökosystem an der Entwicklung beteiligt werden: Von Geräteherstellern über Serviceprovider, Chipproduzenten, Fertigungsunternehmen und Testlaboren bis hin zu öffentlichen Einrichtungen. Die Öffentlichkeit Amerikas wird PMAs Technik bald kennenlernen, denn Starbucks wird Powermats Ladestationen an 17 Standorten rund um Boston testen und die Kunden dazu befragen. Die aktuelle Übernahme von PowerKiss wird auch die Türen zu europäischen McDonald’s-Filialen aufstoßen. Außerdem konnte PMA zuletzt unter den klassischen Verbündeten des Qi-Standards wildern: Seit April 2013 sind HTC, LG, Samsung und General Motors auch Teil dieser Allianz. AT&T forderte die Hersteller von Handys und Tablets kürzlich dazu auf, bis 2014 integrierte Lösungen für das PMA-System vorzustellen.
Die Alliance for Wireless Power
Mit Würth Elektronik und Texas Instruments setzen zwei namhafte Player auf die »Alliance for Wireless Power« (A4WP), die im Mai 2012 unter der Regie von Samsung und Qualcomm gegründet wurde. Dieser Zusammenschluss von Unternehmen aus verschiedenen Bereichen (siehe Bilderstrecke) konzentriert sich im Gegensatz zu den Wettbewerbern auf die Magnetresonanztechnologie. Neben der Etablierung eines weltweiten Standards zielt man daher darauf, dass die Systeme räumlichen Spielraum bieten, man seine Geräte also nicht exakt auf den Ladestationen platzieren muss. So muss nicht das ganze Gerät auf der Ladefläche liegen und es stört auch nicht, wenn beispielsweise eine Zeitschrift dazwischenliegt. Die Technologie soll sich zum Laden in Autos oder auf Schreibtischen eignen und für mehrere Gadgets gleichzeitig funktionieren. Man möchte mit einer einzigen Lösung alle Geräteklassen abdecken – so soll man ein kleines Headset ebenso laden können wie einen energiehungrigen Tablet-PC. Kritiker bemängeln, diese Technik sei nicht so energieeffizient wie induktive Verfahren und die Frequenz des Signals könnte zu Interferenzen führen. Dennoch: Dieser Ansatz ist vielleicht der fortschrittlichste im Feld. Man ist allerdings noch ein gutes Stück vom möglichen Marktstart entfernt. Es fehlt auch noch ein marketingtauglicher Markenname. Doch bei Samsung hält man A4WP für die Technologie der Zukunft, wie der leitende Ingenieur Clint Chaplin gegenüber CNet verriet.