Roland Berger-Studie

Neue Medizintechnik-Strategie: Rentabilität statt Umsatzwachstum

24. Mai 2024, 16:30 Uhr | Ute Häußler
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Die MDR, Inflation und ein sich wandelnder Weltmarkt zwingen die deutschen MedTech-Unternehmen zum Umdenken. statt mehr Umsatz liegt der Fokus inzwischen auf einer höheren Rentabilität. Technologie, KI und Automatisierung sind die wichtigsten Hebel.

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Angesichts eines herausfordernden makroökonomischen Umfelds und sinkender Margen vollziehen Medizintechnik-Firmen aktuell einen signifikanten Strategiewechsel. Die Studie »Future of MedTech 2024« der Unternehmensberater von Roland Berger basiert auf Interviews mit 600 Führungskräften und offenbart eine deutliche Verschiebung der strategischen Prioritäten:

Während in den vergangenen drei bis fünf Jahren noch 57 Prozent der Unternehmen primär auf Umsatzwachstum setzten, hat sich diese Zahl nun fast halbiert (31%). Stattdessen rückt für 65 Prozent der Unternehmen die Optimierung der Rentabilität in den Vordergrund – ein notwendiger Paradigmenwechsel.

Inflation, Weltmarkt und MDR

Peter Magunia, Partner bei Roland Berger, erläutert: »Die Medizintechnikbranche war bisher vor allem durch Wachstumsstrategien geprägt. Doch die Rentabilität ist in den letzten Jahren deutlich gesunken, was die Unternehmen nun zu einem Umdenken zwingt.« Als Hauptursachen für die sinkenden Margen identifiziert die Studie Inflation, steigende Zinsen und geopolitische Unsicherheiten. Auch die hohen Aufwände durch die MDR beeinflussen den Richtungswechsel.

Die Studie zeigt auf, dass insbesondere Medizintechnik-Unternehmen mit niedrigeren Gewinnmargen (bis 15%) eine Neuausrichtung ihrer Strategie vornehmen: Während zuvor 48 Prozent von ihnen auf Umsatzwachstum setzten, planen dies zukünftig nur noch 20 Prozent. Eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent will nun die Gewinnoptimierung in den Mittelpunkt rücken. Bei Unternehmen mit höheren Margen (über 15%) priorisieren immer noch 42 Prozent den Umsatz (früher 65%), doch auch hier legt mit 58 Prozent (früher 35%) inzwischen eine Mehrheit den Fokus auf gesteigerte Rentabilität.

In der Umsetzung konzentrieren sich die Unternehmen auf ihr Kerngeschäft, indem sie das Produktportfolio straffen und sich auf Kernmärkte fokussieren. »Das hilft auch im Umgang mit der zunehmenden Komplexität, die sich aus regulatorischen Vorgaben wie ESG-Anforderungen oder dem neuen europäischen Medizinprodukterecht sowie Herausforderungen beim Thema Lieferkette ergibt,« so Peter Magunia. Für eine höhere Rentrabilität setzen die MedTech-Firmen auf Technologie und Digitalisierung: KI und maschinelles Lernen zur Steuerung der Lieferketten oder Robotik und Automatisierung in der Fertigung spielen dabei eine zentrale Rolle.

Forschung und Entwicklung muss sich auszahlen

Allerdings offenbart die Umfrage auch ein Ungleichgewicht zwischen den priorisierten Hebeln zur Leistungssteigerung und deren potenziellem Beitrag zur Gewinnmaximierung. Während der Vertrieb, die Beschaffung und die Lieferkette als wichtigste Bereiche zur Rentabilitätssteigerung genannt werden, könnten Forschung & Entwicklung sowie Support und After Sales einen höheren Beitrag leisten.

Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger, betont die Bedeutung einer individuellen Herangehensweise: »Jedes MedTech-Unternehmen muss die für sich relevanten Bereiche und Hebel identifizieren und deren Einsatz gut planen. Wer gezielt in die passenden Technologien investiert, erhält damit die Chance, die Produktivität des eigenen Unternehmens zu steigern.« (uh)


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