Automotive-Branche

Versorgung mit Halbleitern verbessert sich deutlich

5. September 2022, 14:30 Uhr | Engelbert Hopf
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Nicht alle können die Entwicklung positiv sehen...

Bei Infineon Technologies verweist man darauf, dass die strukturellen Treiber Dekarbonisierung und Digitalisierung nach wie vor für einen hohen Halbleiterbedarf sorgen. Vor diesem Hintergrund weist man auch darauf hin, dass ungefähr jedes zweite Plug-in-Hybridfahrzeug oder Elektroauto mit Batterie, das 2021 produziert wurde, im Wechselrichter Halbleiter von Infineon nutzt. Nach einem starken Wachstum im Geschäftsjahr 2021 erwarte man auch im laufenden Geschäftsjahr hohe Wachstumsraten bei Produkten für elektrifizierte Fahrzeuge.

Dass nicht alle Befragten die Marktsituation als deutlich positiver als zu Jahresbeginn 2022 beschreiben, könnte damit zusammenhängen, dass sie unterschiedliche Kunden mit unterschiedlichen Produktportfolios im Hinblick auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder Elektroantrieb beliefern; auch die Preissegmente der gefertigten Fahrzeuge dürften von Bedeutung sein.

So rechnet etwa Denis Giba, Managing Director bei Odu, »mit einer Stabilisierung des Auftragsverhaltens im 4. Quartal und mit vereinzelten Steigerungsraten bei diversen Kunden«. Als Verbindungsspezialist ausschließlich im E-Mobility-Bereich tätig, geht er von einem moderaten Wachstum im Umfeld der Ladeinfrastruktur aus. »Für Lieferumfänge, die in direktem Zusammenhang mit zu produzierenden Fahrzeugen der OEMs stehen, sehen wir 2023 gedämpft und vorsichtig entgegen.«

Spiller Sascha
Sascha Spillner, Avnet Abacus: »In den letzten Tagen erreichen uns immer mehr Informationen, mit denen uns diverse Automobilkunden mitteilen, dass namhafte Semi-Hersteller derzeit mit langfristig verfügbaren Kapazitäten und stabilen Preisen auf die Kunden zugehen.«
© Avnet Abacus
TTI, Reinecke.jpg
Uwe Reinecke, TTI: »Dieses Jahr verlief für alle Marktteilnehmer im Bereich Automotive etwas enttäuschend, da die großen Versprechungen und Forecasts der Automotive OEMs zu keinem Zeitpunkt umgesetzt werden konnten.«
© TTI

Bei AVX geht man aktuell von einem Rückgang der Auftragseingänge im 3. Quartal aus. Karsten Müller, Sales Director Central/East Europe, verweist in diesem Zusammenhang darauf, »dass die ursprüngliche Prognose von weltweit rund 85 Millionen für 2022 auf etwa 81 Millionen revidiert worden ist«.

»Sicher werden wir 2022 in Europa ein Wachstum im Automotive-Segment sehen«, so Rüdiger Scheel, Vice President Mobility bei Murata Europe, »aber es wird weit unter den Plänen und Forecasts der Kunden bleiben«. Er verweist darauf, dass mehrere Zulieferer derzeit massiv ihre Lagerbestände an Rohmaterialien abbauen, »um wieder bessere Finanzzahlen ausweisen zu können«. In seiner Einschätzung könnte es 2023 zur großen Aufholjagd kommen, »wenn all die Fahrzeuge gebaut werden, die die Kunden zwar bestellt, aber nicht bekommen haben«.

»Die Abrufe der Kunden blieben kontinuierlich unter den Forecasts«, stellt Olaf Lüthje, Senior Vice President Business Marketing Passives bei Vishay, fest. »Die Gesamtsituation stellt sich derzeit sehr divers und wenig konsistent dar.« Für 2023 erwartet er definitiv eine Verbesserung.

Nach Aussage von Josef Vissing, President TDK Europe, ging das Produktionsvolumen in der Automobilbranche in diesem Jahr deutlich zurück. Aufgrund der tendenziell steigenden Anzahl verbauter elektronischer Bauelemente, insbesondere pro Elektrofahrzeug, blieb die Nachfrage bei TDK jedoch im Großen und Ganzen noch stabil.

»Ich denke, für alle Marktteilnehmer verlief der Bereich Automotive dieses Jahr etwas enttäuschend«, so Uwe Reinecke, Regional Vice President Sales bei TTI Europe, »da die großen Versprechungen und Forecasts der Automotive OEMs zu keinem Zeitpunkt umgesetzt wurden«. Dass die Aufträge in den ersten sechs Wochen des 3. Quartals gegenüber dem Vorquartal um 20 Prozent zurückgingen, könnte nach seiner Einschätzung auch an der Urlaubszeit liegen.

Im Hinblick auf die Auftragsentwicklung 2023 machen die Befragten deutlich, dass es wohl vor allem am Verhalten der Käufer liegen wird, wie sich die Nachfrage im Automobilbereich entwickelt. Auch wenn dann die benötigten Halbleiter in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen mögen, könnte die Entscheidung der potenziellen Käufer, den Autokauf angesichts steigender Inflation und Arbeitsplatzunsicherheit nach hinten zu verschieben, dämpfend auf die Branche wirken. 
 


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