Flexible und gedruckte Elektronik

Umsatztreiber assistiertes und automatisiertes Fahren

15. Mai 2023, 14:00 Uhr | Engelbert Hopf
Dr. Alain Schumacher, IEE: »Wir sehen für die Zukunft neue Wachstumschancen vor allem im E-Mobility-Bereich, ausgehend von Batteriemanagement-Lösungen bis hin zur Realisierung neuartiger, Heizsysteme zur Flächenheizung, aber auch weiterhin in unserem aktuellen Produktportfolio.«
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In Luxemburg beheimatet, ist IEE der Hidden Champion der flexiblen und gedruckten Elektronik im Automobilbereich – ohne dass Autofahrer die Produkte bei der Fahrt überhaupt wahrnehmen dürften. Wir sprachen mit CTO Dr. Alain Schumacher über das zukünftige Wachstum vor allem im E-Mobility-Bereich.

Inzwischen ist das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023 abgeschlossen. Wie ist IEE in das neue Geschäftsjahr gestartet? Haben sich Ihre Erwartungen bislang erfüllt?

Dr. Schumacher: Wir haben allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches zweistelliges Wachstum erzielt, und diese Entwicklung setzt sich weiter fort. Man muss allerdings hinzufügen, dass die Situation im Vergleichszeitraum des Vorjahres etwa durch die unvorhersehbaren Lockdowns in China und Asien und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme geprägt war. Das hat sich negativ unter anderem auf die europäische Automobil- und Automotive-Branche ausgewirkt. Unsere Auftragsabrufe halten bislang ein hohes Niveau, und wir bemühen uns, durch den rechtzeitigen Ausbau der Produktionskapazitäten die Balance zu halten und unsere Kunden zeitlich zuverlässig zu beliefern.

Sie sagen, Sie halten in diesem Jahr ein Wachstum von über 30 Prozent für möglich. Gibt es spezielle Entwicklungen, die diese Erwartungen treiben? Welche Probleme könnten Ihre Prognose beeinträchtigen?

Wir beobachten, dass bezüglich der Verlagerung von Produktionen aus China in andere asiatische Standorte aus Plan B immer häufiger Plan A wird. Anders ausgedrückt: Diese Umorientierung findet nun viel schneller statt, als wir das vielleicht noch vor ein, zwei Jahren für möglich gehalten haben. Aufgrund einzelner Kundenanforderungen können wir uns diesem globalen Trend möglicherweise nicht entziehen, ohne dabei unseren Standort in China aufzugeben. Für Europa stellt sich aus unserer Sicht die Frage: Wie gefährlich können die chinesischen Anbieter von Elektrofahrzeugen der europäischen Automobilbranche werden? Die chinesischen Anbieter verbessern sich kontinuierlich. Die europäische Automobilbranche muss hier pragmatische Lösungen finden. Allerdings müssen auch die chinesischen Anbieter die Sicherheitsstandards für Europa erfüllen, was letztendlich unserem Produktportfolio zugute kommt.

Sie konnten 2022 ein Umsatzplus von rund 20 Prozent erzielen. Welche Faktoren und Rahmenbedingungen waren für dieses Wachstum vor allem verantwortlich?

Zu den Applikationen, die aktuell unsren Umsatz wirklich treiben, zählen kapazitive Lenkradsensoren, das ist ein wahrer Booster! Wobei diese Lösung auch ein Beispiel dafür ist, dass wir manchmal mit technischen Entwicklungen sehr früh dran sind. Im Prinzip haben wir 2012 mit der Entwicklung dieses Produkts begonnen, die Markteinführung erfolgte dann 2012. Seit 2018 muss nun jedes neu zugelassene Fahrzeug mit Spurhalteassistenz über die Möglichkeit verfügen, zu erkennen, ob der Fahrer die Hände am Lenkrad hat, und ist somit für jedes Fahrzeug mit erweiterter Fahrassistenz, Level 2, oder automatisiertem Fahren, Level 3, notwendig. Aktuell produzieren wir diese Lenkradsensoren in vier Werken weltweit.

Wie hoch ist eigentlich der Europaanteil Ihres Unternehmensumsatzes? Welche Rolle spielen Asien und Nordamerika als Absatzmärkte für Sie? Sehen Sie dort Unterschiede zur Marktentwicklung in Europa?

Unser Umsatz betrug im letzten Jahr rund 240 Millionen Euro. Auf Europa und Asien entfallen dabei in etwa zu gleichen Teilen jeweils 40 Prozent des Umsatzes, auf Nordamerika etwa 20 Prozent. Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, dann wird Asien in absehbarer Zeit unsere umsatzstärkste Absatzregion sein.

Generiert IEE seinen Umsatz fast ausschließlich aus Automotive-Applikationen oder spielen auch andere Anwendungsbereiche eine Rolle? Wollen Sie sich in Zukunft, was die Applikationen angeht, stärker diversifizieren oder gilt auch in Zukunft Ihr Hauptaugenmerk dem Automobil- und Automotive-Markt?

Da kann man nur sagen: ja, aktuell speist sich unser Unternehmensumsatz zu mehr als 95 Prozent aus Automobil- und Automotive-Applikationen. Unsere Aktivitäten in anderen Bereichen sind da fast noch verschwindend, aber sie wachsen kontinuierlich. Hervorzuheben sind hier vor allem Medizin- und Healthcare-Anwendungen. Dazu gehören etwa smarte, mit Sensoren ausgestattete Schuhsohleneinlagen, aber auch komplett von flexibler und gedruckter Elektronik unabhängige Entwicklungen wie etwa Radartechnologie sowie optische Sensorik für den Bereich des Gebäudezugangs-Managements.

Bleiben wir beim Thema Automotive. Gibt es neue Anwendungsbereiche für flexible und gedruckte Elektronik, die in Zukunft dort an Bedeutung gewinnen könnten?

Vor allem die Elektromobilität bietet da aus meiner Sicht noch viele Möglichkeiten. Da wäre der Einsatz im Bereich des Batteriemanagements, der immer komplexer werdenden Batterielösungen. Und denken Sie auch aufgrund der fehlenden Motorabwärme an das Heizungsproblem in Elektrofahrzeugen! Flexible und gedruckte Elektronik bietet hier verschiedene Möglichkeiten für die Realisierung neuer Heizsysteme zur Flächenheizung, etwa von Interieurelementen wie Türverkleidungen oder anderen Dekorelementen.

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