Kommentar

Rekordumsätze trotz Lieferengpässen

9. Dezember 2021, 10:35 Uhr | Engelbert Hopf
Engelbert Hopf, Chefreporter, EHopf@weka-fachmedien.de
© Markt & Technik

In einem Jahr, in dem die Halbleiterbranche mit den gravierendsten Lieferproblemen ihrer Geschichte konfrontiert war, steigert sie ihren Umsatz in rekordverdächtige Höhen.

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Auf voraussichtlich bis zu 559 Milliarden Dollar könnte sich das Umsatzvolumen des weltweiten Halbleitermarkts 2021 schrauben. Das wäre ein Wachstum von 21 bis 27 Prozent! Ein Wachstum, wie es in der jüngeren Geschichte der Halbleiterbranche nicht mehr möglich schien. Treiber dieses außergewöhnlichen Wachstums sind vor allem zwei weltweite Entwicklungen: Die Digitalisierung und die grüne Transformation mit ihrer massiven Nachfrage nach CO2-mindernden Technologien.
Auch wenn es vor allem Lieferengpässe, und damit im Verbund steigende Lieferzeiten und Preise waren, welche die Elektronikbranche in Europa beschäftigt haben, sollte dabei nicht aus dem Blick geraten, dass sich auch der europäische Markt 2021 sehr gut entwickelt hat. Wer erinnert sich noch an eine Wachstumsrate von 20 Prozent, die das Umsatzvolumen in Europa in diesem Jahr auf 45 Milliarden Dollar treibt? Gleichermaßen die Entwicklung in Deutschland: 20 Prozent Wachstum auf ein Umsatzvolumen von 14 Milliarden Dollar!

An der Bedeutung Europas für den Weltmarkt hat auch das Ausnahmejahr 2021 wenig geändert. Knapp acht Prozent der weltweit produzierten Chips, so der ZVEI, entstanden in diesem Jahr in Europa. Vergleicht man das mit den USA, sieht das auf den ersten Blick noch ganz gut aus, kommen doch nur rund zehn Prozent der Weltproduktion von dort. Ganz anders sieht es aus, wenn man die Frage stellt, wo die Mehrzahl der weltweit verkauften Chips eigentlich designt und entwickelt wird: In den USA. Berücksichtigt man dann auch noch den Umstand, dass aktuell 23 Prozent aller Chips weltweit in Fabriken produziert werden, die in China stehen, es sich dabei aber zum größten Teil nicht um Werke chinesischer Hersteller handelt, wird die Herausforderung für Europa klar.

Kurzfristige Lösungen für die aktuellen Lieferprobleme wird auch die neue Ampelkoalition nicht liefern können, das liegt außerhalb ihrer Macht. Aber sie hat die Mikroelektronik als bedeutende Schlüsseltechnologie im Koalitionsvertrag definiert. Wenn Europa weiter zu den sieben in der Halbleiterbranche aktiven und relevanten Weltregionen gehören will, dann liegt die Zukunft vor allem in mittelfristigen Projekten. Stichwort etwa IPCEI für Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien!
Um Europas technologische Souveränität langfristig zu sichern, bedarf es der Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Vorhaben wie IPCEI, der European Chips Act, die europäische Industrieallianz für Prozessoren und Halbleitertechnik müssen schnell angegangen werden, um in Deutschland und Europa ein attraktives Investitionsklima im Umfeld der Halbleitertechnik zu schaffen. Die Ampelkoalition ist angetreten, um Deutschland durch Veränderung nach vorne zu bringen, nun muss sie liefern.


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