Thomas Rudel übernahm 2008 von seinem Vater Helmut den Vorsitz der Rutronik-Geschäftsführung und zudem auch die Position als Geschäftsführer Vertrieb. 2011 stellte sich der Dienstleister dann weltweit auf und unterhält seither auch Niederlassungen u.a. in China, Hongkong und Taiwan. Trotz aller Risiken am Markt sieht er sich und sein Unternehmen gut gerüstet für die anstehenden Aufgaben.
Wie lief 2016?
Thomas Rudel: Nach einem etwas schwächeren Start hat Rutronik in der zweiten Jahreshälfte ein deutliches Plus erzielt, sodass wir zum Jahresende alle Umsatzziele erreicht haben. Einen großen Anteil an dem zufriedenstellenden Geschäftsjahr hat dabei unsere Globalisierungsstrategie: Es war extrem wichtig, dass Rutronik sich in den letzten Jahren global aufgestellt hat und wir unsere Kunden dadurch überall unterstützen können. Deshalb treiben wir auch im kommenden Jahr sowohl in Asien wie auch in Nordamerika unsere Expansion konsequent weiter voran. Was die Distributionsbranche nicht erst seit diesem Jahr beschäftigt, ist die Margenproblematik. Diese Entwicklung werden wir genau beobachten und weiter verfolgen. Die zentrale Aufgabe für 2017 wird es sein, unsere Margenziele zu erreichen.
Wachstumsimpulse?
Rudel: Das IoT wird allgegenwärtig und treibt Neuentwicklungen in fast allen Branchen, seien es die vielen vernetzten, smarten Geräte und Lösungen oder die Industrie 4.0 mit all ihren Ausprägungen. Speziell hierfür haben wir bereits 2014 unsere Angebote Rutronik Smart und Rutronik Embedded zugeschnitten. Sie umfassen nicht nur die entsprechenden Komponenten und Lösungen, sondern auch den Support durch unsere Experten, wie wir sie etwa für Wireless, Boards, Displays oder Sensoren haben. Das heißt: Wir verbinden das „Alles-aus-einer-Hand-Angebot“ eines Broadliner mit der zugeschnittenen Auswahl und dem Support eines Spezialisten.
Ein starker Impuls geht auch von der Elektromobilität aus: Dieses Segment bedienen wir mit Rutronik Automotive, mit dem wir vor rund zwei Jahren an den Start gegangen sind. Auch hinter diesem Angebot stehen neben den Automotive-tauglichen Bauteilen die entsprechenden Fachleute. Der Automobilmarkt ist ja schon lange ein Kernbereich bei Rutronik – rund die Hälfte unseres Umsatzes machen wir mit Tier-1- und Tier-2-Zulieferern. Dass wir dieses Know-how gebündelt haben, hat sich als Glücksgriff erwiesen und wir werden dies noch weiter ausbauen. Bei Projekten aus den Bereichen Connected Cars oder ADAS (Advanced Driver Assistant Systems) steuern die Kollegen aus den anderen Bereichen, wie z.B. Wireless, Sensorik oder Mikrocontroller, ihr Know-how bei.
Erwartungen an 2017?
Rudel: Derzeit gibt es auf globaler Ebene viele tiefgreifende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen, von denen noch niemand sagen kann, wohin sie einmal führen werden. Was wir tun, ist, diese wachsam im Blick zu behalten, um uns möglichst früh entsprechend ausrichten zu können. Als eine der größten Herausforderungen für die Distribution sehen wir derzeit die enormen Währungsschwankungen, wie es sie noch nie gegeben hat – vor allem, weil sich diese vor dem Hintergrund von sehr langfristigen Zahlungszielen und weiter sinkenden Margen abspielen. Da bleibt kein Spielraum, um Währungsverluste aufzufangen. Gleichzeitig leistet die Distribution immer mehr Services – und zwar oft unentgeltlich. So müssen Distributoren immer häufiger die Lieferkosten der Hersteller – zumindest teilweise – übernehmen. Dadurch entstehen enorme zusätzliche Belastungen, die wir gezwungenermaßen an unsere Kunden weitergeben werden müssen.