Deutsche Unternehmen suchen in China gezielt Kooperationen – aus strategischem Druck und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Doch die Suche nach geeigneten Partnern ist aus mehreren Gründen kompliziert, wie eine aktuelle Geschäftsklimaumfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) zeigt.
Angesichts steigender Konkurrenz in China setzen deutsche Industrieunternehmen zunehmend auf strategische Partnerschaften. Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) wollen über 50 Prozent der befragten Firmen intensiver mit lokalen chinesischen Unternehmen kooperieren. Besonders deutlich wird dieses Interesse im Maschinenbau und in der Elektroindustrie.
„Die Entwicklungsgeschwindigkeit in China zwingt deutsche Unternehmen dazu, sich neu zu positionieren“, erklärt Martin Hofmann, AHK-Vorstandsvorsitzender für Nordchina. Viele Unternehmen sehen gemeinsame Projekte oder Joint Ventures als Chance, sich in einem dynamischen Umfeld besser zu behaupten.
Seit 2021 beobachten deutsche Unternehmen verstärkt, dass chinesische Wettbewerber technologische Führung übernehmen. Laut AHK-Umfrage rechnen 53 Prozent damit, dass chinesische Anbieter innerhalb von fünf Jahren zu Innovationsführern aufsteigen – 9 Prozent sehen diesen Status bereits erreicht.
Vor diesem Hintergrund sehen Firmen Kooperationen als Mittel zur Risikominimierung und Wachstumsoption zugleich. Die Ziele sind:
Laut einer GTAI-Erhebung 2024 bestehen rund 1.700 aktive deutsche Joint Ventures in China, viele davon in forschungsintensiven Industrien. Die Elektro- und Digitaltechnikbranche verzeichnete laut ZVEI 2024 mehr als 22 Prozent ihres Auslandsgeschäfts in China.
Doch der Wille zur Kooperation wird gebremst: In der AHK-Umfrage geben 42 Prozent der Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Partner zu haben. 27 Prozent nennen mangelndes Vertrauen als zentrale Hürde.
Die Gründe sind vielfältig: kulturelle Unterschiede, fehlende Transparenz über Eigentümerstrukturen, unterschiedliche Auffassungen zu IP-Schutz und technologischem Know-how.
Hinzu kommen regulatorische Anforderungen. Lokalisierungsvorgaben der chinesischen Regierung, bevorzugte Vergabe an heimische Anbieter oder der „Buy Chinese“-Trend erschweren die Position deutscher Firmen zusätzlich.
Drei Viertel der Unternehmen geben an, dass ihr Engagement in China wesentlich vom politischen Verhältnis zwischen Peking und Berlin/Brüssel abhängt. In Interviews mit der AHK äußerten zahlreiche Unternehmensvertreter den Wunsch, dass die deutsche Politik stärker zwischen geopolitischer Strategie und wirtschaftlicher Realität unterscheidet.
VDMA und ZVEI fordern seit Längerem, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China nicht pauschal zu bewerten, sondern differenziert nach Branchen, Risiken und Abhängigkeiten. „Technologieoffenheit und Dialog auf Augenhöhe“ sei laut ZVEI eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektroindustrie im Ausland.