Neue Produktgenerationen

Frischer Wind bei Wintel?

2. Oktober 2015, 9:57 Uhr | Manne Kreuzer
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Intel hat seine Hausaufgaben gemacht

Je nach Produktpalette der einzelnen Board- und Modul-Hersteller wird Skylake seinen Einzug in die jeweilige Produktpalette halten. »Wenn die Kunden den Mehrwert bezahlen, den Intel bietet, könnte sich die Produktpalette im High-End-Segment der Embedded-Anbieter verschlanken. Was jedoch dadurch konterkariert wird, dass Intel die neuen Plattformen aktuell in schnellerer Abfolge launcht, jedoch die Anbieter von Produkten erst hinterher sehen, ob diese Mikroarchitektur überhaupt am Markt erfolgreich sein kann. Das beobachten wir jetzt bei der Brasswell-Plattform. Ob das Teil dem Bay-Trail Marktanteile abjagen kann, wage ich zu bezweifeln«, räumt Steger ein. »Die ersten Preisindikationen, die wir für die Skylake-Plattform gesehen haben, sind übrigens echt saftig. Gerade im Entry-Level gibt es scheinbar keine ’Schnäppchenpreise’ mehr. Diese durchgängige Skalierbarkeit nach oben möchte sich Intel offenbar beim Entry-Level fürstlich bezahlen lassen.« Damit könnte Intel auch die Differenzierung zu den Atom-Prozessoren bewerkstelligen, die eine ähnlich geringe Leistungsaufnahme wie die genügsamsten neuen Core-Prozessoren haben.

Deutlich kritischer sehen die Branchen-Insider den Einsatz von Windows 10 in der Embedded-Welt. »Der Mehrheit unserer Kunden ist Beständigkeit wichtiger als Neuheit, daher sprechen wir derzeit immer noch mehr vom Downgrade auf Windows 7 als vom Upgrade auf Windows 10«, erläutert Rottmayr. »Hinzu kommt, dass viele Treiber und Software noch nicht für Windows 10 freigeben sind, daher scheuen sich unsere Kunden, das Upgrade zu fahren, zumal es auch meistens nicht notwendig ist.« Dass derzeit Windows 7 überwiegt, davon ist auch Blersch überzeugt, »wobei der Trend bei Neudesigns, die erst Mitte nächsten Jahres in Serie gehen, durchaus zu Windows 10 geht. Generell erwarten wir, dass Windows 10 in der Industrie erst ab dem ersten Servicepack richtig Fuß fassen kann.«

Wie hartnäckig sich Embedded taugliche Betriebssysteme halten, ist am Beispiel von Windows XP zu sehen. »Mit Nachdruck wurde die Abkündigung - das Ausphasen - vorangetrieben und dennoch ist XP bei vielen laufenden Systemen noch im Einsatz«, bestätigt Wolfgang Heinz-Fischer, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der TQ-Gruppe. »Windows 10 ist jedoch attraktiv. Vor allem dort, wo Touch-Bedienung eine Rolle spielt, wurde Windows 10 schon sehnsüchtig erwartet. Mittelfristig werden neue Systeme sicher den Fokus auf Windows 10 haben.«

Ein wenig Schwung in die Sache bringen könnte Microsoft, wenn mit einigen Unklarheiten in der Lizenzierung aufgeräumt werden könnte. »Den Kunden wird suggeriert, dass Windows 10 kostenlos ist, aber nur für die von Microsoft titulierten ’Small Devices‘« betont Steger. »Zuverlässig und rechtssicher herauszufinden, ob die kostengünstigen Lizenzen für den vom Kunden angestrebten Anwendungsfall ausreichen, ist nahezu unmöglich.« Eine schriftliche Zusicherung durch Microsoft sei höchst unwahrscheinlich. »Also kauft man im Zweifelsfall lieber die teurere Lizenz, um auf Nummer Sicher zu gehen. Soweit möglich und sinnvoll, bleiben daher unsere Kunden aktuell lieber bei Windows 7 oder sogar Windows 8 – trotz der Mehrkosten für die Lizenzen.«


Wie sieht es mit Windows CE aus? »Unsere existierenden Windows-CE-Kunden haben in der Regel eine lange Historie und einen ganzen Sack voll Applikationen und Erfahrungswerte. Sie tun sich schwer, diese alle in die aktuelleren Versionen von CE zu portieren, zumal sie immer wieder mit Kompatibilitätsproblemen und fehlender Treiberunterstützung konfrontierte sind«, berichtet Steger. »Diese Kunden werden meiner Einschätzung nach Windows CE 6.0 so lange einsetzen, bis es wirklich nicht mehr geht.« Insgesamt scheint dieses Betriebssystem aber an Fortune zu verlieren. »Windows CE beziehungsweise Windows Embedded Compact 7 sehen wir immer seltener bei Kundenanfragen«, bestätigt Blersch. »Daher spielt es für uns keine große Rolle mehr. Linux mit den Echtzeiterweiterungen und Android haben hier einiges an Marktanteilen gewonnen.«

Einen Grund für diese Entwicklung hat Heinz-Fischer identifiziert: »Heutzutage stehen großzügige Ressourcen zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung, die den Drang nach sehr schlanken Betriebssystemen schmälern lassen. Die Vorzüge von Windows CE kommen nur in sehr speziellen Applikationen zum Tragen.«

Intel scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben, aber bei Microsoft herrscht noch Handlungsbedarf. Kommende Entwicklungen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge stellen für die Hardware jedenfalls keine allzu große Herausforderung dar, aber im Bereich der Software gilt es noch viel zu leisten.

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