Den Grund für die neue Produktion, die in 5 bis 15 Jahren Einzug auf den Shopfloor halten soll: Alle Services der Maschinen und Software im Datenraum können gebucht werden. Damit kann sich ein Hersteller zukünftig aussuchen, wo er etwa lackieren oder fräsen lässt. Selbst bei unterbrochenen Lieferketten oder Ausfällen durch Naturkatastrophen oder Krieg. Er ist nicht mehr von einem Anbieter abhängig, sondern kann sich den geeignetsten Service aussuchen. Er könnte eine Maschine in der Nähe auswählen, wo er kurz vorbeifährt, oder die günstigste, oder die mit dem geringsten CO2-Abdruck. Die Produktion des Modell-LKW funktioniert genau nach diesem Prinzip und zeigt, dass die Idee in der Praxis funktioniert.
Verwaltungsschale und OPC UA
Voraussetzung für die Arbeit in Datenräumen sind die Verwaltungsschale und OPC UA. Bei Wikipedia wird »Open Platform Communications Unified Architecture« als Standard für den plattformunabhängigen und Service-orientierten Datenaustausch beschrieben. Die Verwaltungsschale (VWS) gibt es dort nicht. Das ist auch ein Hinweis darauf, wie weit in der Zukunft die SF-KL bereits mit ihren Entwicklungen steht. Die VWS ist ein Knotenpunkt, damit im Datenraum alle notwendigen Informationen, die zur Kommunikation benötigt werden, zur Verfügung gestellt werden können. Über eine VWS können Assets wie Produkte, Maschinen, Anlagen, Motoren, Klemmen oder Steuerung verfügen, aber auch Software, CAD-Dateien oder Fließbilder. In der Vision Production Level 4 kann die VWS dynamisch Daten zum Lebenszyklus, das Typenschild, Referenzen auf Dokumente, wie ein Handbuch oder Ähnliches, aber auch technische Daten oder 3D-Modelle enthalten.
Eine Station des Rundganges beschäftigte sich mit der Verwaltungsschale (VWS) und OPC UA. Dabei betonten die Referenten von der SmartFactory-KL und des VDMA, wie unterschiedlich man das Thema angehen, es dann aber trotzdem sinnvoll in einer konstruktiven Zusammenarbeit und in praktischen Anwendungen zusammenführen kann. Auch die Wichtigkeit der VWS wurde unterstrichen. Das abstrakte Ziel lautet, dass jedes Asset eines Tages über eine VWS verfügt. Ob das je umsetzbar sein wird, ist fraglich. Hilfreich wäre es aber schon, wenn wenigstens große Maschinen und Anlagen damit arbeiteten, um in der Lage zu sein, sich in Datenräumen zu vernetzen.
Die SF-KL übersetzt Transfer mit dem Aufzeigen von Möglichkeiten. Natürlich werden in Forschungsprojekten Lösungen für die Problemstellungen entwickelt, aber diese dienen als Option für Unternehmen, damit zu arbeiten.
Gaia-X ist ein europäischer Datenraum, an dem beispielhaft gezeigt wird, dass darüber die Fertigung datensicher organisiert werden kann (Forschungsprojekt smartMA-X). Dass es zukünftig andere Möglichkeiten oder Ideen für DSGVO-konforme Datenräume gibt, ist denkbar. Genau in diese Richtung arbeitet auch Twin4Trucks. Hier wird ein digitaler Faden entwickelt, der eine Datendurchgängigkeit bei Daimler Truck ermöglichen soll. Ob der LKW-Hersteller letztendlich damit oder mit einer anderen Variante arbeitet, entscheidet das Unternehmen. Die Erkenntnisse stehen jedenfalls bei Projektende allgemein zur Verfügung.