Industrie 4.0 und KI

Haushaltssperre? Diese Fördermittel fließen weiter

11. Dezember 2023, 15:30 Uhr | Heinz Arnold
Dr. Jonas P. Metzger, SmartFactoryKL: »Jedes mittelständische Unternehmen angefangen beim Handwerksbetrieb kann sich weiterhin kostenlos beraten lassen und an unseren Projekten teilnehmen, um zu lernen, wie es seinen Betrieb digitalisieren kann, um beispielsweise künftig mithilfe von KI ressourceneffizient und kostengünstig zu produzieren.«
© SmartFactory-KL

Trotz Haushaltssperre gibt es für den Mittelstand sehr interessante Förderprojekte im Umfeld Industrie 4.0 und KI, die davon nicht betroffen sind und unverändert weitergeführt werden.

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Dies betrifft Mittelständler, die weiterhin Unterstützung finden, um sich mit der Produktion der Zukunft zu beschäftigen. »Dazu müssen sie keinerlei Investitionen tätigen – abgesehen von der Zeit, die sie hineinstecken«, sagt Dr. Jonas P. Metzger, Leiter Technologietransfer bei der SmartFactory KL und Chef des »Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern«. Er beschäftigt sich damit, KI-Wissen und -Lösungen in die mittelständischen Unternehmen zu bringen: »Wir zeigen KMUs, was und wie digitale Neuerungen genutzt und wertschöpfend eingesetzt werden können. Wir wollen, dass die Industrie und insbesondere der Mittelstand etwas von den Innovationen haben, die beispielsweise in der SmartFactory Kaiserslautern entwickelt werden.« Derzeit laufen zwei Projekte: »Transfer4Production« und »Green AI Hub Mittelstand«.

»Transfer4Production« wird vom Land Rheinland-Pfalz gefördert, Green AI Hub Mittelstand vom Bund, allerdings sind die Mittel bereits freigegeben, die Projekte laufen also in vollem Umfang weiter.

Das Ziel von Green AI Hub Mittelstand: KI-Projekte in den KMUs umzusetzen, um Energie- und Ressourcenverbrauch zu reduzieren oder Rohstoffkreisläufe zu realisieren und so die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes zu stärken. »Das ist relativ offen gefasst, sodass viele unterschiedliche Projekte abgedeckt werden«, so Metzger. Das Schöne daran: Die Förderung dürfen alle Unternehmen bundesweit in Anspruch nehmen.

Unterstützung aus Kaiserslautern

Im Projekt Green AI Hub Mittelstand wurde von der SmartFactory-KL (SF-KL) eine Produktionsinsel mit dem Namen »SKYE« gebaut. Sie ist Teil der Shared Production der SF-KL. Hier zeigt SF-KL anhand mehrerer unabhängiger Produktionsinseln, wie eine Produktion in Datenräumen mit unabhängigen Teilnehmern und sicherem Datenaustausch aussehen kann. »Das ist im Prinzip der Ansatz, auf den das BMWK auch mit Manufacturing-X abzielt«, erläutert Metzger den Kontext. »Wir können KMU befähigen, sich nun auch technologisch darauf vorzubereiten, zukünftig auf einem neuen Niveau zu arbeiten.« Die Produktionsinsel SKYE wurde speziell dafür entwickelt, Ressourcen effizient einzusetzen und Material zu sparen und zu recyceln.

»Wir stellen diese Produktionsinsel erstmals auf dem bayrischen Manufactring-X-Kongress am 6. Februar 2024 in Würzburg vor und natürlich auf der Hannover-Messe«, so Metzger. »Wir zeigen dort, wie eine Kreislaufwirtschaft in der Praxis umgesetzt werden kann.« Das Team von Metzger können alle Unternehmen kontaktieren, die Fragen rund um KI oder Digitalisierung haben. »Wir schauen uns dann das Problem an und suchen nach Lösungen«, sagt Metzger. Die Laufzeit für ein solches Gemeinschaftsprojekt über die SF-KL beträgt bis zu sechs Monate. Dafür können bis zu zwei Entwickler in Vollzeit für interessierte Unternehmen im Rahmen der Förderung über diesen Zeitraum abgestellt werden – kostenlos! »Das ist geschenkte KI-Expertise – und etwas Einzigartiges in unserer Förderlandschaft«, betont Metzger.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Wer eine Idee hat, der kann sie mit den Experten vom Team Technologietransfer der SF-KL innerhalb kürzester Zeit diskutieren und dann loslegen, wie Metzger erklärt: »Wer im März zu uns kommt, kann im April mit der Umsetzung beginnen.«

Derzeit sind bereits fünf Projekte angelaufen, die Kapazität reicht für insgesamt 20 große Projekte. Das mag auf den ersten Blick recht übersichtlich aussehen, doch Metzger stellt klar, dass die großen Projekte eher die Ausnahme sind: »Die meisten Anfragen können wir mit viel weniger Aufwand umsetzen, beispielsweise mit Verweis auf bereits existierende, also auf dem Markt erhältlicher Produkte.« Es gibt also viel mehr kleinere Projekte, als die 20 großen vermuten lassen.

So wissen viele KMUs oft gar nicht, was sie für ihre Belange genau benötigen und was es auf dem Markt bereits gibt. Hier kommt die langjährige Erfahrung von Jonas P. Metzger und seinem 35-köpfigen Team ins Spiel: »Wir verfügen über einen großen Erfahrungsschatz und haben bisher rund 1000 Fachgespräche über Optionen, die KMUs haben, geführt. » Meist können die Anfragen innerhalb einer Stunde so beantwortet werden, dass das Unternehmen in der Lage ist, zu priorisieren und den ersten Schritt in Richtung Produktion der Zukunft zu tun«, sagt Metzger. Insgesamt hat der Technologietransfer der SF-KL zwischen 2018 und dem vergangenen Jahr 75 langfristige Projekte mit einer Laufzeit von sechs bis acht Monaten durchgeführt, über 500 KMU-Workshops und seit 2016 über 2000 Sprechstunden abgehalten.

»Über die vergangenen sieben Jahre haben wir noch nie ein Unternehmen zurückgewiesen«, so Metzger. Er ist überzeugt, dass die Unternehmen in Zeiten, in denen das Tagesgeschäft ruhiger wird, die Stunden nutzen sollten, um Liegengebliebenes anzugehen, wie bspw. Förderungen rund um KI oder nachhaltige Produktion: »Sobald die Nachfrage wieder steigt, sind diese Firmen dann bestmöglich aufgestellt, um wahrscheinlich sogar effizienter fertigen zu können.« 


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