Bei aller Freude über die positive Entwicklung des deutschen Marktes in den letzten Monaten gibt sich auch Markus Bicker, CEO der Bicker Elektronik, noch etwas zurückhaltend, was die weitere Entwicklung in diesem Jahr angeht: »Wir sind vor weiteren Überraschungen im Covid-19-Umfeld, in den globalen Handelsbeziehungen und in den Lieferketten nicht sicher!« Positiv bewertet er aktuell die Nachfragesituation aus den Bereichen Inspektion und Robotik, aber auch bei Maschinenbauern, die an die Automobilindustrie liefern: »Bei einzelnen Produkten sind wir deshalb für die nächsten Monate bereits ausverkauft, und die Lieferzeiten ziehen an.«
Für Frank Cubasch, CEO der Magic Power Technology, haben sich in den letzten Monaten vor allem die Marktsegmente Industrie, Automotive und Weiße Ware am besten entwickelt und erholt. Wie stark Produkte von den Schwierigkeiten der Bauteilversorgung betroffen sind, hängt für ihn von der Komplexität des Produkts ab: »Bei hochkomplexen Netzteilen liegt der Anteil der betroffenen Bauteile bei weniger als 10 Prozent. Damit kann die Lieferzeit zwar punktuell steigen, mittelfristig wird sie sich aber nicht wesentlich erhöhen. Bei Modulen auf der Leiterplatte sieht die Situation dagegen deutlich schlechter aus.«
Auch die Distributoren rechnen für 2021 einerseits mit einer positiven Marktentwicklung, die sich für Distributoren durchaus wieder im zweistelligen Bereich abspielen kann; sie sind sich aber auch der Faktoren, die dieses Wachstum beeinträchtigen könnten, sehr bewusst. »Die Liefertermine sind jetzt schon um ein Vielfaches gestiegen«, warnt beispielsweise Peter Kokot, Director Technical Marketing Central Europe bei Avnet Abacus, »und es sieht so aus, als würde das in Zukunft noch weiter steigen«. Allen voran handelt es sich dabei um Komponenten wie Kondensatoren, MOSFETs, Transistoren, ICs sowie einige Substrate. »Die Lieferzeiten haben sich da mittlerweile verdoppelt, wenn nicht verdreifacht!«
Sein Kollege Klaus Rehm, General Manager Power Supplies bei Arrow Electronics Europe, sieht das ganz ähnlich: »Verschiedene Komponenten sind aktuell verknappt, und die Lieferzeiten sind grundsätzlich gestiegen, nicht nur aufgrund von Produktknappheit, sondern auch vor dem Hintergrund reduzierter Transportkapazitäten. Zudem hat der Digitalisierungsschub während der Pandemie die Nachfrage nach Halbleitern und anderen Komponenten stark erhöht, und auch dieser generelle Halbleitermangel wird noch weiter anhalten.« Zu den Marktsegmenten, die sich aus seiner Sicht zuletzt besonders gut entwickelt haben, zählt er die Medizintechnik, Automotive/Transportation und Industrieapplikationen.
»Es bleibt abzuwarten, wie stark die Entwicklung bei der Beschaffungssituation von Halbleitern und PEMCO-Bauteilen sich zukünftig auf die Lieferfähigkeit von Stromversorgungsherstellern auswirken wird«, gibt auch Frank Stocker, Field Application Engineer bei Schukat electronic, zu bedenken. »Davon wird auch abhängen, wie sich für uns in diesem Jahr der Zuwachs im Stromversorgungsbereich entwickeln wird.« Nachdem Schukat im Vorjahr bei den Kernlinien wie Mean Well und Recom einen Zuwachs von rund 8 Prozent verzeichnen konnte, plant das Unternehmen für 2021 mit einem Umsatzwachstum über dem des Vorjahres.
»Bisher haben unsere Hersteller durch entsprechende Lieferverträge mit den Bauelemente-Herstellern größere Lieferprobleme abfangen können«, schildert Jörg Traum, Geschäftsführer der Emtron, den aktuellen Stand der Dinge, »aber auch hier wird es nun enger, je länger die Knappheit im Markt bestehen bleibt«. So erhält auch Emtron Schritt für Schritt inzwischen Lieferzeiterhöhungen. »Bisher konnten wir das noch über unseren Lieferbestand und unsere langfristige Disposition abfedern«, so Traum, »aber die termingerechte Beschaffung der Bauteile wird auch für unsere Hersteller immer schwieriger und damit auch teurer«. Als Konsequenz aus dieser Entwicklung rechnet Traum mit Preiserhöhungen im 2. Quartal dieses Jahres.