AMA Innovationspreis 2024 Gastkommentar

»Integrierte Sensorik steht im Mittelpunkt«

6. Juni 2024, 11:00 Uhr | Nicole Wörner
Jury-Vorsitzender Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schütze von der Universität des Saarlandes.
© Universität Saarland

25 Teams hatten sich um den AMA Innovationspreis 2024 beworben. Drei davon haben es in den engen Kreis der Nominierten geschafft, zwei Sonderpreise für »Junge Unternehmen« sind bereits vergeben. Was das Besondere an den Projekten ist, erklärt der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schütze.

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Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schütze: »Seit nunmehr 20 Jahren bin ich Vorsitzender der Jury des AMA Innovationspreises – und jedes Jahr stehen wieder tolle Lösungen im Mittelpunkt.

Wie in jedem Jahr hat die Jury die Kriterien Neuheit, Innovationshöhe und Originalität der technischen Lösung sowie die Marktchancen und Patentsituation als Kriterien zugrunde gelegt. Uns ist wichtig, dass einerseits ein hohes technologisches Niveau die Basis bildet – also eine echte Invention – andererseits aber auch sehr gute Marktchancen bestehen.

In diesem Jahr sind alle drei nominierten Vorschläge integrierte und damit hochtechnologische Sensorlösungen. So hat uns die hochintegrierte 3D-Magnetfeldkamera von Senis aus der Schweiz überzeugt. Diese verfügt über 16.000 echte 3D-Pixel für ein vollständiges magnetisches Bild auch kleiner Strukturen, beispielsweise der Gebermagnete in Winkelsensoren, und ermöglicht damit nicht nur eine Offline-, sondern eine echte Inline-Inspektion und 100-Prozent-Kontrolle.

Auch die nächste Generation der Füllstandsmesstechnik von Endress + Hau- ser, Maulburg, basiert mit ihrer 180-GHz- Radartechnologie auf technologisch herausfordernder höchster Integration bis hin zur Aufbau- und Verbindungstechnik. Damit erlaubt sie auch in kleinen Gefäßen, etwa im Bereich Life Sciences und Lebensmittel, exakte und qualitativ hochwertige Messungen.

Last but not least steht auch der photonisch integrierte FMCW-Einzelchip-LiDAR von Scantinel Photonics, Ulm, für ein herausragendes technologisches Level mit Integration der optischen Funktion kompatibel zu Standard-CMOS-Elektronik. Dieser Chip verspricht, Kosten, Größe und Gewicht kompletter LiDAR-Systeme deutlich zu reduzieren und damit neue Anwendungen zu erschließen.

Damit erfüllen die drei Nominierungen in beispielhafter Weise die Erwartungen der Jury und verbinden technologische Fortschritte einerseits und Anwendbarkeit in der realen Welt andererseits. Beim AMA Innovationspreis muss immer beides erfüllt sein: ohne eine solide technologische Basis und neue Ideen gewinnt keine Einreichung, ebenso wenig, wenn kein Anwendungspotenzial beziehungsweise – noch konkreter ausgedrückt – wenn kein überzeugendes Marktpotenzial besteht. Dies auf knappen zehn Seiten überzeugend darzustellen, ist auch eine Herausforderung.
 
Die Jurymitglieder bewerten die Einreichungen natürlich jeweils aus ihrer Perspektive. Es ist dann immer schön zu sehen, wie sich letztlich klare Favoriten herauskristallisieren, die alle in der Jury überzeugen.

Ich gehe davon aus, dass unsere drei nominierten Unternehmen in diesem Jahr als etablierte Firmen ihre Innovationen zeitnah erfolgreich im Markt platzieren und ihre eigene Wettbewerbssituation damit nochmals deutlich verbessern werden. Gleichzeitig werden diese Innovationen dann neue Entwicklungen und optimierte Prozesse und Systeme ermöglichen, die insbesondere die europäische Wirtschaft stärken, die ja sehr von ihrem Know-how lebt.

Den drei nominierten Lösungen ist dabei auch gemein, dass sie der breiten Öffentlichkeit wohl kaum bewusst ins Auge fallen werden; gerade integrierte Lösungen verschwinden ja häufig fast unsichtbar. Wie viele andere innovative Lösungen der Messtechnik und Sensorik verhelfen aber auch diese Neuerungen technischen Systemen zu immer besserer Funktion und tragen zu Sicherheit und Nachhaltigkeit bei.

Sonderpreis »Junge Unternehmen«

Zitat: Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schütze von der Universität des Saarlandes
Zitat: Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schütze von der Universität des Saarlandes
© Universität Saarland

Das gilt ohne Einschränkungen auch für die beiden Preisträger in der Kategorie »Junge Unternehmen«, die deutlich aus dem Bewerberfeld dieses Sonderpreises herausstachen. So setzt mateligent iDEAS aus Saarbrücken mit ihrem FlexSense-Ansatz auf elektroaktive Polymere als Basis für neuartige Dehnungs- und Drucksensoren, um neue industrielle, medizinische und textile Anwendungen (»Wearables«) zu erschließen. Diese eignen sich zum Beispiel für die präzise Verformungserfassung und gleichzeitig einfache Integration in Shirts, Schuhe, Sohlen oder Strümpfe für vielfältige Messungen von Körperbewegungen.

Überaus spannend ist auch die MECS-Technologie (Mikro-Elektro-Chemische-Sensoren) von FaradaIC Sensors aus Berlin. Erstmals werden elektrochemische Sensoren basierend auf einer Chiptechnologie ermöglicht, also auch hier wieder hohe Integration. Dies verspricht die Kombination der Vorteile herkömmlicher elektrochemischer Sensoren wie Selektivität und Zuverlässigkeit mit der längeren Lebensdauer, dem viel kleineren Formfaktor und deutlich geringeren Kosten integrierter Sensorik.

Hoher Anteil junger Unternehmen

Auffällig war beim diesjährigen Innovationspreis der hohe Anteil an jungen Unternehmen: Zehn von 25 Einreichungen stammen von Ausgründungen oder Spin-offs, die neue Lösungen aus der Forschung in den Markt bringen. Hier hat sich wohl herumgesprochen, dass der AMA Innovationspreis gerade jungen Unternehmen eine herausragende Gelegenheit bietet, öffentlich breit wahrgenommen zu werden und gleichzeitig Kontakte zu knüpfen mit Kunden, aber auch anderen Unternehmen, die im selben Markt aktiv sind. Die jungen Unternehmen können dabei sehr vom Erfahrungsaustausch innerhalb der AMA profitieren. Das gilt natürlich nicht nur für die beiden Preisträger und die drei Nominierten, sondern auch für alle anderen Einreichungen, ob von jungen Unternehmen oder etablierten Firmen, die in der Broschüre zum Innovationspreis aufgeführt sind.

Aufmerksamkeit für Personen, nicht für Institutionen

Im nächsten Jahr feiert der AMA Innovationspreis sein silbernes Jubiläum: Seit 25 Jahren zeichnet der Verband nun tolle Neuheiten in diesem spannenden Feld aus. Die Messtechnik und Sensorik ist eine typische Querschnittsdisziplin, die vielfach im Verborgenen wirkt. Durch den AMA Innovationspreis werden die großartigen Leistungen in diesem Bereich und ihr Einfluss auf viele Anwendungen in der Wirtschaft und unserem Alltag ein Stück weit sichtbar gemacht. Eine Besonderheit des Preises ist dabei, dass das Preisgeld an die Personen geht, also die eigentlichen Köpfe hinter den Innovationen, nicht an die Institutionen. Das schafft einen weiteren Anreiz, sich zu bewerben, lenkt vor allem aber die Aufmerksamkeit dorthin, wo sie verdient ist. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass die Personen gewürdigt und wahrgenommen werden. Ich wünsche mir persönlich sehr, damit junge Menschen – speziell angehende Ingenieure und Naturwissenschaftler – für dieses faszinierende Gebiet zu begeistern, wo es noch so viele spannende Fragestellungen gibt.«.


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