Umsatzvolumen von knapp 13,5 Mrd. Dollar

MEMS-Bedeutung im Automotive-Bereich könnte schrumpfen

5. Februar 2019, 13:21 Uhr | Engelbert Hopf
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Größerer Mix in den Sensortechnologien

Fast mit einer Verdoppelung der Stückzahlen gegenüber dem Vorjahr ist für 2019 im Bereich der MEMS-Oszillatoren zu rechnen. Wurden im Vorjahr rund 692 Millionen Stück weltweit verbaut, gehen Bochaud und seine Kollegen für 2019 von einem Stückzahlvolumen von 1,106 Milliarden Stück aus. Damit wird sich der Umsatz in diesem MEMS-Segment aller Voraussicht nach von knapp 180 Millionen Dollar im Vorjahr auf nunmehr 253 Millionen Dollar erhöhen. Umsatztechnisch fast eine Verdoppelung wird sich dabei im Anwendungssegment Wireless Communication ergeben, von 52 Millionen Dollar (2018) auf 100 Millionen Dollar 2019. Eine Vervierfachung wird im Automotive-Bereich prognostiziert, von 600.000 Einheiten im Vorjahr auf voraussichtlich 2,5 Millionen in diesem Jahr. Absolut größtes Anwendungssegment mit über 600 Millionen Stück wird Wireless Communcation sein. Eindeutiger Marktführer in diesem Bereich ist Megachip (SiTime), in großem Abstand gefolgt von Mikrochip (Discera).

Und was wird 2019 das teuerste MEMS sein? Mikro-Fuel-Zellen. Ihr Preis dürfte nach Einschätzung der IHS-Markit-Analysten bei 80 Dollar liegen. Ihr Preis lag mit 33,06 Dollar 2013 schon mal deutlich niedriger, damals lag die verkaufte Stückzahl allerdings auch bei 130.000, für 2019 gehen die Marktforscher von nicht mehr als 50.000 Einheiten aus. DLP-Chips werden 2019 im Schnitt wohl 69 Dollar kosten. TI, Marktführer in diesem Segment mit über 99 Prozent, wird davon 2019 voraussichtlich 13 Millionen Stück verkaufen und damit wohl über 890 Millionen Dollar Umsatz machen.

Lab-on-Chip-Lösungen halten mit durchschnittlich 33,53 Dollar ihr hohes Niveau der letzten Jahre. Eine leichte Preiserosion gibt es bei Mikropumpen; ihr Preis sinkt innerhalb von zwei Jahren von 35,07 (2017) auf 26,27 Dollar. Am kostengünstigsten sind nach Aufstellung von IHS Markit Magnetometer, die 2019 im Durchschnitt 10 US-Cent kosten sollen. Das Doppelte kosten im Vergleich dazu 2019 wohl BAW-Filter (20 US-Cent). MEMS-Mikrofone schlagen mit 24 US-Cent zu Buche und MEMS-Oszillatoren mit 23 US-Cent.

Und wie verhält es sich mit MEMS-Lösungen für den Automotive-Bereich? Bisher entfiel etwa ein Viertel des weltweiten MEMS-Umsatzes auf Automotive-Applikationen. Der Bereich war oft einer der Treiber für das weltweite Wachstum des MEMS-Marktes. Oftmals profitierten die MEMS-Hersteller dabei von neuen gesetzlichen Vorgaben und Vorschriften, die den Einsatz dieser Sensoren vorantrieben.

Zwar nimmt der Gesamteinsatz von Sensoren im Automotive-Bereich zu; so prognostiziert IHS Markit für den Zeitraum von 2017 bis 2024 ein jährliches Wachstum von 7 Prozent in diesem Bereich. Der Einsatz von MEMS-Sensoren wächst in diesem Zeitraum jedoch jährlich nur um 3 Prozent. So weißt Bouchaud darauf hin, dass zur Realisierung von Level 2 für autonomes Fahren keine zusätzlichen MEMS-Bausteine notwendig sind, außer die Hersteller
entscheiden sich für den Einsatz von MEMS-basierten Mikrobolometern, um Nacht-
sichtfähigkeit zu realisieren. Bei Level 3 kämen gegebenenfalls noch MEMS-basierte Lidar-Lösungen hinzu. In der Endphase bei Level 4 und 5, die nach 2025 erwartet werden und die dann wirklich keinen Fahrer mehr voraussetzen, geht Bouchaud davon aus, dass neben den zuvor bereits beschriebenen Optionen Mikrobolometer und MEMS-basierte Lidar-Lösungen eventuell noch neue MEMS-Sensor-Einheiten in Form von IMUs hinzukommen könnten.

Unter diesen Voraussetzungen hat IHS Markit drei Szenarios entworfen: ein konservatives, einen gemäßigten und einen aggressiven Forecast. Spätestens ab 2023 entwickeln sich diese Szenarien auseinander. In seiner konservativsten Form wird autonomes Fahren 2030 nur einen Mehrumsatz von Automotive-MEMS von 150 Millionen Dollar generieren. Im Fall der gemäßigten Prognose dürfte sich dieser Wert bei etwa 270 Millionen Dollar bewegen. Nur im Fall, dass der aggressive Forecast Realität wird, rechnen die Analysten mit einem Mehrumsatz mit Automotive-MEMS durch autonomes Fahren in der Größenordnung von knapp 500 Millionen Dollar im Jahr 2030.

Ähnlich sehen die Marktforscher die Entwicklung im Bereich Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Für einen Hybrid-Antrieb werden heute 30 bis 60 Sensoren benötigt. Zwar rechnen die Marktforscher damit, dass sich der Umsatz mit Sensoren für Hybrid- und Elektrofahrzeuge im Zeitraum von 2017 bis 2030 versechsfachen wird, doch profitieren davon vor allem Hersteller von magnetoresistiven Sensoren, Hall-Sensoren und NTC-Temperatursensoren. Die Marktforscher sehen darum für die Zukunft eine Gefahr für Automotive-Sensor-Anbieter, die sich zu sehr auf MEMS konzentrieren. Ihr Rat: ein größerer Mix in den Sensortechnologien. Vor allem sollte dieser Mix magnetische Sensoren, Temperatursensoren und Radarsensoren umfassen.


  1. MEMS-Bedeutung im Automotive-Bereich könnte schrumpfen
  2. Größerer Mix in den Sensortechnologien

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