Bürokratie beseitigen

Intel baut 20 Prozent des Personals ab

25. April 2025, 6:02 Uhr | Heinz Arnold
Weniger Bürokratie, mehr Ingenieurkompetenz: So will CEO Lip-Bu Tan Intel wieder auf Kurs bringen.
© Intel

Auf welchem Weg der neue CEO von Intel, Lip-Bu Tan, das Unternehmen aus der Krise führen will, zeichnete sich gestern anlässlich der Bekanntgabe der Quartalszahlen ab: Das Management straffen, Entscheidungsprozesse beschleunigen und eine Ingenieurkultur aufbauen.

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Wie viel Personal abgebaut werden soll, hat Intel nicht genau beziffert, sondern nur von harten Maßnahmen gesprochen, die erforderlich seien. Bloomberg will aus internen Quellen erfahren haben, dass das Personal um 20 Prozent reduziert werden soll. Schon vor einem Monat hatte Lip-Pu Tan auf der Intel Vision Konferenz gesagt, er wolle Ingenieurkapazitäten aufbauen, um auf technischem Gebiet verloren gegangenes Terrain wieder zurückzuholen und die Fertigungsprozesse besser auf die Bedürfnisse potenzieller Kunden abstimmen zu können. Bürokratische Strukturen dagegen sollten abgebaut werden.

Inwieweit das dazu beitragen kann, die derzeitigen Hauptprobleme von Intel zu lösen, blieb offen: Es fehlen KI-Chips im Portfolio und bisher ist es nicht gelungen, relevante Kunden für das Foundry-Geschäft zu gewinnen.

Bereits über das vergangene Jahr – noch unter der Ägide von Tans Vorgänger Pat Gelsinger – hat Intel die Zahl der Mitarbeiter deutlich reduziert: Von 124.800 Ende 2023 auf 108.900 Ende letzten Jahres.

Das zweite Quartal - kein rosiger Ausblick

Dass jetzt weiterer Personalabbau erforderlich sei, erklärte Tan anlässlich der Bekanntgabe der Quartalszahlen. Denn dass das Unternehmen im ersten Quartal formal die Erwartungen des Marktes übertroffen hatte – immerhin wurde ein Umsatz von 12,7 statt der von Analysten prognostizierten 12,3 Mrd. Dollar erzielt – könnte auf einen vorübergehenden Effekt zurückzuführen sein: Aus Furcht vor höheren Zöllen haben sich die Kunden noch schnell mit Chips von Intel eindecken wollten, bevor die Preise steigen.

Im zweiten Quartal wird dieser Effekt wohl weniger stark zu Buche schlagen, weshalb der Ausblick weniger rosig ausfällt: Intel erwartet einen Umsatz zwischen 11,2 und 12,4 Mrd. Dollar – weniger als die von Analysten erhofften 12,8 Mrd. Dollar. Zudem erklärte CFO David Zinser, dass die Handels- und Zollpolitik der USA das Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung und einer Rezession erhöhe und Prognosen derzeit erschwere. Eine durch Zölle ausgelöste weltweite Rezession könne sich negativ auf den Bedarf an Chips auswirken. Insgesamt zeigte er sich besorgt darüber, dass die Konsumenten weniger Geld ausgeben und sich auch die Investitionen in Rechenzenten rückläufig entwickeln könnten. Die Aktien von Intel verloren nachbörslich 5 Prozent an Wert.

Weniger Homeoffice - weniger Meetings

Also besteht weiterhin Handlungsbedarf auf allen Ebenen, um die Effizienz im Unternehmen zu erhöhen. Als ein Mittel, die Entscheidungen zu beschleunigen, sieht Tan unter anderem den Abbau von Homeoffice-Tagen an: Künftig müssen die Mitarbeiter wieder vier von fünf Tagen pro Woche im Büro arbeiten. Seiner Ansicht nach sei es wichtig, dass die Mitarbeiter vor Ort engagiert seinen, damit es zu einem lebhaften Austausch komme und die neue Kultur wirklich gelebt werden könne. Zudem soll die Zahl der internen Meetings reduziert werden.

Neue Fabs auf dem Prüfstand

Auch die Investitionen in neue Fabs werden einer genaueren Prüfung unterzogen. Zuerst sollte geklärt werden, ob die vorhandenen Fertigungskapazitäten effektiv genutzt würden, bevor Geld in den Aufbau neuer Kapazitäten fließen werde, so Tan. Er will aber an den Plänen festhalten, in diesem Jahr zwischen 8 und 11 Mrd. Dollar zu investieren. Genauer ließe sich die Prognose nicht stellen, weil eine Unsicherheit in Hinblick darauf bestehe, in welchem Umfang die US-Regierung den Verpflichtungen des Übereinkommens mit Intel im Rahmen des CHIPS Act einhalten werde. Bisher hat Intel 1,1 Mrd. Dollar erhalten.

Fokus auf das Kerngeschäft

Bereits auf der Intel Vision Konferenz vor einem Monat hatte Tan angekündigt, Teile von Intel abzustoßen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Erst vergangene Woche hat er Taten folgen lassen: Intel verkaufte 51 Prozent der Anteile von Altera an Silver Lake Management LLC.


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