M&T-Forum »Obsolescence Management«

Strategien zur Risiko-Minimierung

7. November 2016, 14:20 Uhr | Erich Schenk
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Kündigen große Firmen schneller ab?

bebro, Peter Sommer
Peter Sommer, bebro electronic: »Ich kriege die PCN nur, wenn ich Bauteile kaufe, bei neuen Bauteilen komme ich ohne den Datenbankdienstleister nicht aus.«
© Markt & Technik
TQ, Anke Bartel
Anke Bartel, TQ-Systems: »Redesign ja, wenn’s die Kosten senken kann, aber wer sagt mir, dass der neue Controller die nächsten 5 Jahre geliefert wird?«
© Markt & Technik

Sind Großkonzerne mit Produktänderungen und Abkündigungen schneller bei der Hand als Familienbetriebe? »Rein vom Bauchgefühl: Ja«, meint Ermel. Dem pflichtet Wagner bei, sind große Unternehmen doch typischerweise börsennotiert und »somit ist share holder value das Thema«. Gerade bei Halbleitern, die im Reinraum produziert werden, ist viel Kapital gebunden, das sich rentieren muss. »Ein solches Unternehmen kann es sich nicht leisten, sehr teure Produktion am Laufen zu haben, die sich nicht rechnet.« Wert legt Bechler darauf, dass man die Menge der Abkündigungen in Relation zur Gesamtzahl der Produkte betrachten muss: »Wir haben rund 30.000 Produkte, somit rein zahlenmäßig mehr Abkündigungen als ein kleiner Betrieb.« Kündige man beispielsweise 100 ab, liege man weit unter 1 Prozent, kündige dagegen eine Firma mit zwei Produkten eines ab, seien das 50 Prozent.

Obsolescence als Chance

Produktänderungen und Abkündigungen haben sicherlich eine negative Konnotation, können aber eine positive Auswirkung haben, indem sie ein neues Geschäftsmodell zu etablieren helfen: »Mit Obsolescence tut sich ein Markt auf, das kann ein Graumarkt sein, aber auch ein regulärer, positiver Markt«, führt Ermel aus. Wenn etwa in der Bahntechnik der Originalhersteller ein bestimmtes Schaltnetzteil nicht mehr produzieren wolle oder könne, ergebe sich für »pfiffige Unternehmen die Chance, ein Retrofit anzubieten«. Gerade bei kleineren Stückzahlen komme dann für manche Bauteile 3D-Druck durchaus in Frage. Gibt es das Bauteil noch wenngleich unter anderem Namen, ist das für Sommer immerhin ein »Strohhalm«: »Dann kann man mit dem Zertifizierer reden, dann hat man eine Chance.«

Produktänderungen und die Abkündigung von Bauteilen lassen sich nicht verhindern, entscheidender Punkt ist, »mit Obsolescence umzugehen, sie auf allen Ebenen mit einzuplanen und Obsolescence Management zu prozessieren«, bilanziert Wagner. Noch kürzer bringt es Kälber auf den Punkt: »Es gilt, die Sinne zu schärfen für Obsolescence Management.«

Mitsu, Yvonne Drossel
Yvonne Drossel, Mitsui Rail Capital Europe: »Wir vermieten Lokomotiven, die sind teils 15 Jahre alt, und da kommen gehäuft Bauteile vor, die nicht mehr verfügbar sind.«
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PCN, PTN, PDN und PSN
Obsolescence gleich Obsoleszenz?
Gebräuchlich sind beide Begriffe, wobei es sich um die Abkündigung von Bauteilen handelt, nicht jedoch um geplanten Verschleiß. Diese Abkündigungen werden in Kurzform mal als PCN (Product Change Notification) bezeichnet oder auch als PTN (Product Termination Notification), PDN (Product Discontinuance Notice) und PSN (Product Status Notification). Welches Akronym nun verwendet wird, ist Herstellerangelegenheit. Eine Produktänderung kann im übrigen so gravierend sein, dass sie einer Abkündigung gleichkommt.

Dr. Heinbach
Dr. Wolfgang Heinbach, D+D+M Daten- und Dokumentations-Management GmbH: »smartPCN ist ein Container, da sind die XML-Datei, Bilder und die Beschreibung drin.«
© Markt & Technik
Rutronik, Siegfried Kälber
Siegfried Kälber, Rutronik Elektronische Bauelemente: »Dem Thema Risk Management trägt die Revision 2015 der ISO9001 deutlich stärker Rechnung.«
© Markt & Technik

  1. Strategien zur Risiko-Minimierung
  2. Software-Obsolescence
  3. Fehlendes Bewusstsein
  4. Kündigen große Firmen schneller ab?

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