Weg vom Werkbank-Image

Warum EMS die ­Zukunft der Industrie sichern

1. Dezember 2025, 10:30 Uhr | Von Matthias Rühr, Executive Vice President Business Unit Electronics, Heitec
Ganzheitliche Lösungen stehen im Fokus von Heitecs Dienstleistungs-Angebot.
© Heitec

Die Elektronikfertigung erlebt eine Zeitenwende. Auftragsfertiger übernehmen längst nicht mehr nur die Produktion – sie gestalten aktiv den technologischen Wandel mit.

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Ob Energietechnik, Telekommunikation oder Medizintechnik: EMS-Dienstleister verbinden Entwicklungs-, ­Fertigungs- und Lieferkettenkompetenz zu ganzheitlichen Lösungen, die Europas Industrie agiler, resilienter und innovativer machen.

Die Elektronikbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Die Produkte werden komplexer, Innovationszyklen kürzer, Rahmenbedingungen volatiler. Die notwendige Digitalisierung der Industrie, Künstliche Intelligenz, Miniaturisierung, individualisierte Produktion, Energie- und Liefer­ketten­manage­ment, der dringend nötige wirtschaftliche Wiederaufschwung – die Liste der Heraus­forderungen ist lang. In diesem anspruchsvollen Umfeld gewinnen Electronic Manufacturing Services (EMS) massiv an Bedeutung. Sie sind längst nicht mehr nur verlängerte Werkbänke der Industrie, sondern strategische Partner, die maßgeblich zur technologischen Transformation und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. 

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zeigt sich die strategische Relevanz von EMS-Dienstleistern. Zwar verzeichnete die europäische EMS-Branche  2024 deutliche Um­satz­rück­gänge durch Überkapazitäten (Quelle: in4ma Studie), dennoch bleibt die Branche ein zentraler Bestandteil der europäischen Fertigungslandschaft und unterstützt die Hersteller dabei, den schwierigen Weg des industriellen Wandels zu beschreiten.
Bekanntermaßen ermöglichen es Auf­trags­fertiger elektronischer Bau­gruppen Herstellern, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, während sie gleichzeitig Zugang zu hochspezialisiertem Know-how, modernen Fertigungstechnologien und globalen Ressourcen erhalten. Gerade in heraus­fordernden Zeiten liegen neben den technischen auch die wirtschaftlichen und adaptiven Vorteile auf der Hand: Durch optimierte Prozesse lassen sich Kosten senken, Entwicklungszeiten verkürzen und Produkte schneller auf den Markt bringen. Da keine eigene Fer­tigungs­infra­struktur notwendig ist, entfällt die Kapitalbindung, und Fixkosten sowie Schulungsaufwand für große Ent­wicklungs­teams werden vermieden. Zugleich profitieren Unternehmen von flexibler Skalier­bar­keit, sowohl bei Stückzahlen als auch bei Pro­dukt­an­passungen und von einer hohen An­passungs­fähigkeit bei Prototypen und Serienfertigung.

Ganzheitliche Lohnfertiger bieten End-to-End-Lösungen, die vom Design über das Prototyping und die Serienfertigung bis hin zu Tests, Logistik und Aftermarket-Services wie Obsoleszenz-Bereinigungen oder Designübernahmen reichen. Diese integrierten Prozesse minimieren Schnittstellenprobleme und Fehlerquellen, reduzieren Stückkosten und ermöglichen eine kürzere Time to Market. Moderne Fertigungstechnologien werden bedarfsgerecht kombiniert, während ein durchgängiges Qualitätsmanagement über alle Prozessschritte hinweg für hohe Pro­dukt­zu­ver­lässig­keit sorgt. Auch das Lieferketten- und Obsoleszenz-Management profitiert von etablierten Partnerschaften und Netzwerken und hilft dabei, die aktuelle Liefer­ketten­pro­blematik in den Griff zu bekommen, wodurch Risiken verteilt und Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Dieser Aspekt gewinnt sogar zunehmend an Relevanz, da Themen wie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, klimafreundliche Logistik und eine verantwortungsvolle Materialauswahl immer stärker in den Fokus rücken. Ein vorausschauendes Management entlang der Lieferkette wird damit nicht nur zur operativen Notwendigkeit, sondern auch zum strategischen Erfolgsfaktor.

Quer durch alle Industrien leisten EMS einen wichtigen Beitrag

In zahlreichen Industriezweigen sind EMS-Anbieter heute unverzichtbare Innovationstreiber. ­Einige Beispiele: In der Energietechnik entwickelte Heitec eine Komplettlösung zur System­steuerung von Power-Modulen für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Die Anwendung kombiniert Standardkomponenten mit kundenspezifischer Elektronik, darunter Hochleistungs-Boards und eine Backplane mit differentieller Signalübertragung. Ein innovatives Belüftungskonzept und eine integrierte EMV-Schirmung sorgen für thermische Stabilität und Ausfallsicherheit, umgesetzt unter einem Dach, ohne Schnittstellenverluste.

In der Verkehrstechnik zeigt sich die Innovationskraft ganzheitlicher Auftragsfertiger beispielhaft in Form einer für den Bahnsektor entwickelten lüfterlosen Embedded Systemplattform, zertifiziert nach EN 50155 und ausgelegt für extreme Temperaturbereiche. Die Plattform ist modular einsetzbar als Gateway, Box-PC oder Edge-Computer und lässt sich flexibel in Schaltschränken oder per Wandmontage integrieren. Skalier­bare Rechenleistung, moderne Schnittstellen und Upgrade-Optionen sichern langfristige Investitionsfähigkeit.

Und in der Medizintechnik begleitet Heitec seit über einem Jahrzehnt die Entwicklung und Skalierung innovativer Transkranieller Magnetstimulation-Systeme (TMS) für die nicht-invasive neuro­logische Therapie. Außer der Fertigung übernimmt das Unternehmen die System­integra­tion, Quali­täts­prüfung und das gesetzeskonforme Labeling. 
Auch in der Wehrtechnik offenbart sich die Leistungsfähigkeit ganzheitlicher Auftragsfertiger: Für ein Flug­zeug­test­system wurde eine modulare Echtzeitplattform zur Integration und Prüfung sicherheitskritischer Komponenten realisiert. Die Anwendung simuliert Extremsituationen, die im realen Betrieb nicht darstellbar sind, und ermöglicht die virtuelle Systemintegration von Flugzeug-Equipment. Die Plattform basiert auf einem umfassenden Portfolio mit verschiedenen Gehäusegrößen, das eine schnelle und kosteneffiziente Bestückung erlaubt. Eine flexible Anpassung an wechselnde App­lika­tions­an­forderungen kann durch die standardisierten Baugruppenträger jederzeit realisiert werden. Hohe Präzision, Redundanz und Inspektions­tiefe sind ebenso gewährleistet wie langfristige technische Unterstützung und einfache Wartbarkeit.

Ganzheitlichkeit (Full Service) als Erfolgsfaktor

Die Beispiele zeigen: Ganzheitliche EMS-Dienstleister sind weit mehr als reine Fertiger. Sie sind Entwicklungspartner, Systemarchitekten und Technologieintegratoren. Besonders deutlich wird dies in der Fähigkeit Elektronik, Gehäusetechnik, Entwicklung, Fertigung und After­market-Ser­vices unter einem Dach zu vereinen. In einem zunehmend fragmentierten Marktumfeld ist ­gerade eine ganzheitliche Herangehensweise ein entscheidender Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der ­Kunden und der gesamten Industrie. (zü) n  

 


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