Sorgen bereitet einer ganzen Reihe von Herstellern die nach wie vor andauernden Rechtstreitigkeiten zwischen den Halbleiterherstellern Power Integration und Fairchild Semicoductor. Während einige Anbieter wie etwa Murrelektronik oder EOS in der Vergangenheit keine Produkte von Fairchild einsetzten, geben andere an, wegen der geringen Präsenz der Fairchild-Produkte in ihren Geräten keine Auswirkungen zu fürchten. Bei TDK-Lambda sind einige wenige Produkte betroffen, wie Erl erläutert, »aber die Kunden sind informiert, und wir versuchen, ihnen Alternativlösungen anzubieten«. Das Ganze, so Erl, sei ärgerlich, »beeinflusst aber nicht unser Geschäft«.
Als »verärgert« lässt sich auch die Reaktion von Fehr beschreiben: »Die Auswirkungen dieses Rechtstreits haben uns teilweise zum Re-Engineering gezwungen, was zum Teil erhebliche Kosten verursacht.« Für neue Entwicklungen werden nun bei Traco nur noch alternative Halbleiter-Hersteller verwendet. Da dürfte es auch wenig helfen, dass Fairchild, wie Püthe berichtet, intensiv an Alternativtypen arbeitet, von denen einige schon in diesem Monat als Muster erhältlich sein sollen.
Durchaus unterschiedlich bewerten die Befragten auch die Auswirkungen der Übernahme von International Rectifier durch Infineon Technologies auf die Branche. So dürfte Heinemann die Einschätzung der Mehrheit wiedergeben, wenn er davon ausgeht, dass Infineon durch diese Übernahme seine Position als Bauelemente-Lieferant für den Stromversorgungsbereich stärken und seine Anstrengungen in diesem Bereich noch stärker fokussieren wird. Bischoff gibt der Hoffnung Ausdruck, »dass es Infineon mit IRs Fähigkeiten und IP gelingt, neue Standards im Bereich Halbleiter für den Stromversorgungssektor zu setzen und so den Innovationswettbewerb in diesem Bereich neu anzufachen«.
Es gibt jedoch auch andere Einschätzungen zu dieser Akquisition. So sieht Fehr angesichts des Zusammenschlusses zweier Marktführer eher Nachteile für die Kunden: »Man muss hier die weitere Entwicklung, speziell bei den Preisen, beobachten«, so sein Ratschlag. »Ich gehe davon aus, dass die Synergien, von denen immer gesprochen wird, nicht an die Kunden, sondern an die Aktionäre weitergegeben werden.« Ähnlich fällt die Einschätzung von Maile aus, die auf einen einige Jahre zurückliegenden Deal verweist. »Als TI National Semiconductor übernahm, hatte das für uns als Distributionskunden erst nach einem Jahr Auswirkungen, und zwar in der Form, dass sich die Produkte von National Semiconductor verteuerten. Mittelfristig wird wohl mit der Abkündigung von konkurrierenden Produkten durch Infineon zu rechnen sein.«
Durchaus unterschiedlich fielen die Einschätzungen der Befragten zum Thema einer weiteren Verschärfung der Öko-Design-Richtlinie aus. Zwar geht niemand davon aus, dass es wie aktuell im Fall der Staubsauger dazu kommt, dass die EU-Kommission ab einem bestimmten Zeitpunkt den Verkauf weniger effizienter Wandler verbietet, mit weiteren Verschärfungen rechnen aber doch die meisten. Auch wenn in den Augen von Bernhard Erdl, Geschäftsführer von Puls, der B2B-Bereich der falsche Ansatzpunkt für solche Bestrebungen wäre, so befürchtet Schwemm doch, dass die Bestrebungen der EU-Kommission letztlich auch vor dem B2B-Sektor nicht haltmachen werden.
Herre verweist darauf, dass viele Netzteile im B2B-Bereich über 24 Stunden, sieben Tage die Woche am Netz sind, »es wäre deshalb fatal anzunehmen, dass es uns als Branche nicht auch mit Vorschriften treffen könnte«. Auch Püthe hält solche Befürchtungen nicht für unbegründet, auch wenn es mit der EUP2 oder Energy Star heute schon für bestimmte Anwenderkreise klare Vorschriften gibt. Genau an der Sinnhaftigkeit einiger Richtlinien, die inzwischen schon sieben Jahre alt sind, zweifelt aber Bier: »Diese Vorschriften reflektieren nicht mehr den aktuellen Stand der Technik und verursachen deshalb oft Fehlentscheidungen«.
Während Maile an der fachlichen Kompetenz der EU-Kommission im Zusammenhang mit einer solchen neuen Verordnung zweifelt (»Für welche Betriebszustände sollten solche Effizienzvorschriften den gelten, für Volllast, Teillast, oder Standby?)«, verweist Reichelt darauf, dass sich der ZVEI in dieser Hinsicht in Brüssel bereits positioniert habe, indem er seine Büroaktivitäten dort deutlich verstärkt hat, »so dass wir dort direkt Einfluss auf die zukünftigen Änderungen in der Ökodesing-Richtlinie nehmen können.«