Sie haben damit begonnen, die Forschung an Solid-State-Batterien voranzutreiben. Sie meinten, diese Technologie würde noch einmal eine Steigerung der gravimetrischen Energiedichte um bis zu 70 Prozent ermöglichen. Was bedeutet das konkret?
Das muss ich korrigieren. Eine Metallanoden-Festkörperbatterie würde aus heutiger Sicht eine Steigerung der gravimetrischen Energiedichte um 40 Prozent ermöglichen, die 70 Prozent beziehen sich auf die volumetrische Energiedichte. Aus heutiger Sicht lassen sich mit Solid-State-Batterien wohl gravimetrische Energiedichten von 300 bis 400 Wh/kg erreichen.
Anlässlich des Produktionsstarts in Döbeln wurde davon gesprochen, dass bis 2025 inklusive Lizenznehmern und OEMs ein Gesamtproduktionsvolumen von 24,5 GWh erreicht werden soll. Wie hoch wird der Eigenproduktionsanteil daran sein, und werden Sie selbst auch Produktionen im Ausland errichten?
Das ist das Ziel. Wir befinden uns dazu in Gesprächen mit verschiedenen Interessenten. Eine Aussage darüber, wie hoch unser eigener Produktionsanteil an dieser Summe sein wird, lässt sich heute nicht seriös treffen. Ganz klar lässt sich aber sagen, dass wir unabhängig von Lizenznehmern oder OEMs, die unsere Produktionstechnologie nutzen wollen, auch selbst Produktionsstätten im Ausland errichten werden. Wir werden dorthin gehen, wo es einen Markt für unsere Technologie gibt.
Das Produktionsvolumen in Döbeln sollte in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden. In welchen Schritten soll dieser Ausbau erfolgen?
Wir werden die Produktionskapazitäten hier in Sachsen modular erweitern. Das bedeutet, dass jeder weitere Produktionsausbau hier in Döbeln in 5-GWh-Schritten erfolgen wird. Das erste Grundstück dafür haben wir vor Kurzem käuflich erworben.
Aufgrund der spezifischen Vorteile Ihrer Batterietechnologie ist das Interesse aus der Automobilbranche groß. Auch wenn der Zug Richtung E-Mobility nun ins Rollen gekommen ist, dauern die Entwicklungszyklen in der Automobilbranche länger. Wann, denken Sie, könnten Ihre Solid-State-Batterien wirklich auf der Straße zum Einsatz kommen?
Wir treiben die Forschung an Solid-State-Batterien intensiv voran und wollen Ende 2025 in die Serienproduktion starten. Das Interesse der Automobilbranche ist groß. Ein Automobilhersteller wäre sicher auch ein optimaler Lizenznehmer, da wir die dann plötzlich notwendigen Stückzahlen sicher nicht parallel zu unseren sonstigen Kundenprojekten stemmen könnten. Gleichzeitig hätte diese Konstellation den Vorteil, dass wir für einen solchen Kunden- und Lizenznehmer immer auch als Second Source fungieren könnten. Wir führen heute bereits intensive Gespräche in Richtung Automobilindustrie, aber aufgrund der angesprochenen Produktionszyklen ist wohl davon auszugehen, dass unsere Solid-State-Batterien erst zum Ende dieses Jahrzehnts auf den Straßen zum Einsatz kommen werden.
Sie sind bereits sehr lange in der Batterie-Branche tätig. Wie ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Ihrer im 3D-Druck hergestellten Batterien gegenüber klassischen Lithium-Ionen-Rund-Zellen oder prismatischen Zellen zu bewerten?
Unser Ziel muss es sein, von der Produktionskostenseite her günstiger zu sein als eine klassische Batterieproduktion. Aktuell beträgt zum Beispiel unsere Materialersparnis pro kWh 20 Euro, und die Einsparungen bei den Fertigungskosten belaufen sich auf etwa 20 Prozent. Diesen Vorteil gilt es in Zukunft weiter auszubauen und mit steigenden Produktionszahlen zu skalieren. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die von uns verwendeten Materialien wasserlöslich sind. Unsere Zellen sind damit deutlich umweltfreundlicher und nachhaltiger als traditionell hergestellte Batterien oder Akkus. Letztlich wird das entscheidende Argument immer der Systemansatz sein, bei dem wir alle Vorteile unserer Technologie zum Nutzen des Kunden zum Tragen bringen können.
Wie hoch schätzen Sie den Batteriebedarf 2030, und welche Bedeutung könnten gedruckte Batterien dann für den Markt spielen?
Wenn man sich aktuelle Prognosen ansieht, dann gehen die Marktforscher für 2030 von 2 TWh installierter Produktionskapazität aus. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürften 80 Prozent dieser Produktionskapazität auf den Bedarf von Elektrofahrzeugen entfallen. Einen konkreten Anteil gedruckter Batterien zu nennen wäre nicht seriös. Was sich aber sagen lässt: Gedruckte Batterien sind überall einsetzbar, es gibt keinen Anwendungsbereich, der ihren Einsatz ausschließt. Insofern bin ich optimistisch, was ihren Anteil an der Gesamtproduktionskapazität im Jahr 2030 angeht.