Schon heute kann Holger Gritzka, CEO der Blackstone Technology, auf ein reserviertes Auftragsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro verweisen. Die Zahl zeigt, welches Potenzial in der 3D-Thick-Film-Technologie des Unternehmens steckt.
Markt&Technik: Herr Gritzka, Sie haben Anfang Dezember letzten Jahres im sächsischen Döbeln die Serienproduktion von Lithium-Ionen-Akkus in 3D-Drucktechnik begonnen. Lief seither alles reibungslos?
Holger Gritzka: Wir sind im Plan. Eine neue Anlage hochzufahren ist immer mit Herausforderungen verbunden. Ich habe das in meiner beruflichen Laufbahn immer wieder erfahren. Wir reduzieren jeden Tag eine Anzahl von Themen. Das ist ein tägliches Doing. Das Team vor Ort greift sehr gut ineinander. Ich bin sehr angetan von unseren kontinuierlichen Fortschritten.
Können Sie etwas zum bisherigen Gesamtinvest in Döbeln sagen? Gab es für den Bau der Fertigung einen Investitionszuschuss des Landes Sachsen?
Konkret belaufen sich die Investitionen in Döbeln bislang auf einen hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Dieses Investitionsvolumen wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich erhöhen. Vonseiten des Landes Sachsen erhielten wir letzten Dezember die Zusage über einen Investitionszuschuss von 5,7 Millionen Euro im Rahmen der GRW-Förderung. Ein bestimmtes Projekt wurde auch durch die Europäische Kommission im Rahmen des Programms Horizon 2020 gefördert. Es handelt sich dabei um das Forschungs- und Innovationsprojekt Current Direct.
Sie planen, 2022 das Produktionsvolumen auf 500 MWh pro Jahr zu erhöhen. Wird das auf der bestehenden Produktionslinie möglich sein?
Ja, dafür reicht vorerst das Design unserer existierenden Produktionslinie aus. Es handelt sich letztlich um die schrittweise Überführung einer Kleinserienanlage in eine Großserienfertigung. Dazu erhöhen wir Schritt für Schritt den Produktionsdurchsatz mit mehr Anlagen und die Produktionsgeschwindigkeit.
Gestartet sind Sie im Dezember mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen. Inzwischen produzieren Sie auch NMC-Zellen. Ist das problemlos auf einer Linie möglich?
Ja, unsere Produktionsanlage ist flexibel. Das ist ein großer Vorteil unserer 3D-Thick-Layer-Produktionstechnik. Wir produzieren derzeit auf zwei Produktlinien, mit jeweils unterschiedlichen Kathodenmaterialien für zwei unterschiedliche Kunden.
Zu den Vorteilen Ihrer Technologie gehört eine um 20 Prozent höhere gravimetrische Energiedichte. Volumetrisch beträgt der Vorteil 30 Prozent. Lassen sich diese Vorteile in Zukunft noch weiter ausbauen?
Ich sehe da in den nächsten Jahren auf jeden Fall noch Luft nach oben! In einem mit unserer 3D-Thick-Layer-Technologie realisierten Batteriepack, oder Bipolartechnik, entfällt gegenüber herkömmlichen Lösungen eine Anzahl von Kontaktierungen und Anschlüssen. Das erlaubt eine wesentlich bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raums mit aktivem Material. Unser Produktionsverfahren erlaubt es beispielsweise auch, Temperatur- oder Drucksensoren direkt in die gedruckte Batterie zu integrieren. Perspektivisch würde ich aus heutiger Sicht volumetrisch mindestens noch von einer Steigerungsmöglichkeit von 20 Prozent ausgehen.
Sie produzieren Ihre Zellen mit Kathoden-Material von IBU-Tech. Ist Ihre Fertigungstechnologie genau darauf abgestimmt? Bedeutet das, dass auch Lizenznehmer oder OEMs dieses Kathodenmaterial verwenden müssten?
Nein, unsere 3D-Thick-Layer-Technologie ist nicht auf dieses spezielle Kathodenmaterial hin optimiert. Lizenznehmer oder auch OEMs, die sich für eine Produktion mit unserem Produktionsverfahren entscheiden, sind hinsichtlich des eingesetzten Kathodenmaterials an keine Vorgaben von uns gebunden.
Blackstone Technology hat als erster die Serienproduktion gedruckter Batterien aufgenommen. Wie groß schätzen Sie den zeitlichen Vorsprung gegenüber Ihrem Wettbewerb? Aus welchen Regionen kommt dieser Wettbewerb?
Ich habe bisher keine Veröffentlichungen wahrgenommen, die sich auf der Höhe unseres Produktionsstandards bewegen würden. Ich würde die These wagen, dass wir aktuell einen Vorsprung von zwei bis drei Jahren haben. Der Wettbewerb würde wohl vor allem aus den USA kommen. Dort gab es zuletzt sehr viele Innovationen rund um das Thema 3D-Druck. Sollte jemand in Zukunft mit einer ähnlichen Produktionstechnologie auf den Markt kommen, gehe ich fast davon aus, dass es sich um eine US-amerikanisch-asiatische Kooperation handeln wird.
Mit den aktuell hergestellten Zellen können Sie eine gravimetrische Energiedichte von 220 Wh/kg erreichen. Welche Steigerung ist hier in Ihren Augen noch möglich?
Diese Werte sind abhängig von verschiedenen Rahmenbedingungen. Auf einer Modul- und Systemebene kann ich mir eine Steigerung um 15 bis 20 Prozent vorstellen.