Akkus im Großeinsatz

Elektrofähren im Öresund

24. Januar 2023, 16:12 Uhr | Joachim Kroll
Die dänische Elektrofähre »Ellen« ist seit 2019 in Betrieb und verbindet die Inseln Ærø und Als in Süddänemark.
© Erik Christensen | Wikimedia Commons CC-BY-SA 4.0

In Dänemark sind die ersten elektrisch angetriebenen Großfähren in Betrieb. Sie zeigen, dass sich die Technik auf kurzen Strecken bereits bewährt. Da der Strom aus erneuerbaren Quellen kommt, sind die Schiffe bezüglich des Antriebs tatsächlich emissionsfrei. Geräusche und Vibrationen entfallen.

Diesen Artikel anhören

27 Prozent aller weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen stammen aus dem Verkehr. Davon entfallen zwar nur drei Prozent aller Emissionen auf die Seefahrt, aber sie steht besonders in der Kritik, weil Schiffe oft mit Schweröl betrieben werden, das wesentlich mehr Schwefel und andere Schadstoffe enthält als Kraftstoffe, die an Land eingesetzt werden. Auf langen Containerschiff-Routen ist es daher schon ein Fortschritt, wenn Schiffe auf Diesel- oder Flüssiggasantrieb umgerüstet werden. Für die vergleichsweise kurzen Fährverbindungen sind sogar schon große Fähren mit Akkuspeisung im Einsatz.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
Fähre, Elektromobilität
Zwei Elektrofähren verbinden die Städte Helsingborg und Helsingør über den Öresund.
© CHL96/Wikimedia Commons

Hier tut sich Dänemark hervor, zum Beispiel mit der Elektrofähre Ellen, die am 9. Juni 2021 mit einer einzigen Batterieladung 50 Seemeilen – 92 Kilometer – zurücklegte. Das ist Weltrekord für ein Schiff. Im Regelbetrieb verbindet die Fähre die Inseln Ærø und Als in Süddänemark. Die Entfernung von Hafen zu Hafen beträgt 22 Seemeilen oder 40 Kilometer, dann werden die Akkus jeweils wieder geladen. Ellen ist seit 2019 in Betrieb. Die Elektrofähre stößt keinen Kohlenstoff aus und arbeitet 24 Prozent günstiger als eine neue Dieselfähre. Antriebsstränge und Antriebsmotoren für die Fähre wurden von Danfoss geliefert. Kimmo Rauma, Vice President, Danfoss Editron: »Ellen ist ein hervorragendes Beispiel für die Zukunft des elektrischen Verkehrs.«

Der Öresund, die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden, ist vor allem durch die Tunnel-Brücken-Kombination bekannt geworden, die Kopenhagen und Malmö verbindet. Über eine 7,8 km lange Brücke und durch einen 4 km langen Tunnel, zwischen denen eine künstliche Insel liegt, kann man die Strecke mit der Bahn oder auf der Straße zurücklegen.

Fähre, Elektromobilität
Große Batteriesymbole auf der Außenfläche des Schiffs weisen auf den Antrieb hin.
© Componeers GmbH

Elektrisch über den Öresund

Mit 4,27 Milliarden Passagieren und 373 Millionen Fahrzeugen, die jedes Jahr mit Fähren befördert werden, sind Fähren erhebliche Kohlenstoffemittenten und fahren oft in der Nähe von Städten, wo sie die ohnehin schon kritische Luftverschmutzung noch verstärken. Elektrofähren wie »Ellen« können zur Lösung des Problems beitragen. Noch näher beieinander, kaum 5 km Luftlinie, liegen weiter nördlich die beiden Städte Helsingborg (SE) und Helsingør (DK). Da diese Städte kleiner sind, wurde bisher keine Landverbindung gebaut.

Hier setzt die Reederei ForSea Ferries zwei große Elektrofähren ein, dank derer der Ausstoß von Kohlendioxid auf der Route insgesamt um die Hälfte reduziert werden konnte. Die Fahrt über den Öresund dauert etwa 20 Minuten. In den Häfen wird nach jedem Anlegen über einen vollautomatischen Greifarm eine elektrische Verbindung hergestellt. Innerhalb von fünf bis neun Minuten können die an Bord befindlichen Batterien dann wieder aufgeladen werden. Schon nach einer halben Stunde ist die Fähre wieder abfahrbereit, und tatsächlich bietet die Reederei mit den beiden E-Fähren einen fahrplanmäßigen Halbstundentakt an.

Fähre, Elektromobilität
Im Hafen von Helsingør sieht man die enorme Transportkapazität der Fähre.
© Componeers GmbH

Kurioses Detail am Rande: Im Bordshop der Fähre wird bei der Überfahrt von Helsingør nach Helsingborg beim Passieren der Seegrenze der Verkauf von Alkoholika eingestellt, weil Schweden keinen Alkoholverkauf erlaubt. Dänemark revanchiert sich seinerseits mit einem Verbot von Tabakerzeugnissen auf seinem Hoheitsgebiet.

Die auf der »Aurora« und der »Tycho Brahe« installierten Batterien haben jeweils eine Gesamtkapazität von 4160 Kilowattstunden. Pro Überfahrt werden nur etwa 1175 Kilowattstunden benötigt, sodass in der Regel genügend Puffer bleibt. Sollte dennoch einmal etwas dazwischenkommen, kann auf Diesel- oder Hybrid-Antrieb umgestellt werden. Der Strom, mit dem die Batterien aufgeladen werden, stammt nach Angaben der Reederei aus nichtfossilen Quellen wie Wind-, Wasser- und Solarkraft.

Fähre, Elektromobilität
Sofort nach dem Anlanden, noch bevor die ersten Fahrzeuge die Fähre verlassen, stellt ein Roboterarm die elektrische Verbindung zur landseitigen Ladestation her.
© Componeers GmbH

Gebaut wurden die beiden Öresund-Fähren bereits in den 1990er-Jahren. Ab 2017 erfolgte die Umrüstung. Die für die Stromversorgung erforderlichen Systeme an Bord und an Land wurden überwiegend vom Elektrokonzern ABB geliefert. Die Gesamtkosten des Projekts lagen bei 300 Millionen Schwedischen Kronen (28,5 Millionen Euro). Gut ein Drittel der Summe wurde über Fördermittel der EU abgedeckt.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Componeers GmbH

Weitere Artikel zu Batterien und Akkus