Neue Therapie gegen COPD & Co.

Der Darm hilft der Lunge beim Atmen

12. März 2024, 16:46 Uhr | mit Material von O11 (uh)
Bei einer neuen Therapie gegen aktutes und chronisches Lungenversagen hilft der Dram der Lunge beim Ausscheiden von CO2.
© Canva Pro

Das Aachener Medtech Start-up O11 nutzt den Darm als alternatives Atmungsorgan, um die Überlebensraten von Patienten mit schwerer Atemnot zu verbessern. Mit einer erfolgreichen Seed-Finanzierungsrunde und einem neuen EU-Grant soll das Produkt Respiliq bald als Medizinprodukt zugelassen werden.

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Hyperkapnie, ein erhöhter CO2-Gehalt im Blut, hat potenziell tödliche Auswirkungen auf Frühgeborene im Brutkasten, Patienten mit akutem Lungenversagen auf der Intensivstation und COPD-Patienten zu Hause dargestellt. Allein in Deutschland sind jährlich etwa 400.000 Menschen davon betroffen, weltweit erleiden rund 6,2 Millionen Menschen pro Jahr ein akutes oder chronisches Lungenversagen, beispielsweise durch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

CO2 bei schwerer Atemnot über den Darm ausatmen

Die Behandlung der Hyperkapnie stellt eine der großen Herausforderungen in der intensivmedizinischen Versorgung, nach einer Langzeitbeatmung sowie in der ambulanten Behandlung von COPD-Patienten dar. Bisher gibt es jedoch noch keine ausreichende Lösung für dieses Problem. Das Aachener Start-Up O11 biomedical will den Darm als erweitertes Atemoragn nutzen und so die Überlebensraten und Lebensqualität von Patienten mit schwerer Atemnot zu verbessern.

Nach der erfolgreichen ersten Finanzierungsrunde im Sommer 2023 hat O11, das aus dem BioTex-Institut des Universitätsklinikums Aachen hervorgegangen ist, nun einen wichitgen Meilenstein auf dem Weg zur Zulassung seines Respiliq-Ansatzes als Medizinprodukt erreicht: Im Februar 2024 erhielt O11 den EIC Accelerator Grant der EU.

Der Darm als erweitertes Atmungsorgan

Die neuartige, disruptive Therapie erlaubt es Patienten Kohlendioxid über den Darm »abzuatmen«, somit werden die Patienten von einer stundenlangen, quälenden Beatmungstherapie befreit. CSO Prof. Dr. Stefan Jockenhövel erklärt: »Mit Respiliq nutzen wir erstmals den Darm als erweitertes Atemorgan.« Der menschliche Darm bildet eine hocheffektive Austauschmembran für CO². Respiliq kann CO² aus der Darmflüssigkeit binden und auf natürlichem Weg ausscheiden. Der minimal-invasive, ergänzende Therapieansatz zur Behandlung von Hyperkapnie ermöglicht eine lebensrettende Reduktion von CO² im Blut.  Die einfache und sichere Therapie ermöglicht Patienten ein längeres Überleben und vor allem eine bessere Lebensqualität.

O11 biomedical ist eine Ausgründung aus dem Institut für Angewandte Medizintechnik, Dept. of Biohybrids & Medical Textiles (BioTex) der RWTH Aachen. Das Team besteht aus Biologen, Medizinern und Ingenieuren. Das Start-Up beschäftigt derzeit sechs Mitarbeitende und verfügt über eine eigene Produktions- und Entwicklungsstätte in Aachen. Dank des erfolgreichen Abschlusses der Finanzierungsrunde und des EIC Accelerator Grants rückt die Marktzulassung des Produkts RESPILIQ näher und damit auch die Verbesserung der Situation für die Patienten. (uh)


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