Ein neuartiges Vekehrsmittel soll einen autonom fahrenden Elektrobus mit einem Seilbahnsystem vereinen. Im August beginnt die Erprobung mit Hilfe eines sogenannten Primotypen.
Im Projekt upBus arbeitet der Lehrstuhl »Production Engineering of E-Mobility Components« (PEM) der RWTH Aachen gemeinsam mit zwei anderen Einrichtungen der RWTH Aachen und der Gemeinde Simmerath an der Entwicklung eines Vehikels, das einen autonomen E-Bus mit einer Seilbahn kombiniert. Mit der Fertigstellung eines Testaufbaus wurde nun ein Meilenstein erreicht.
Das innovative Verkehrsmittel soll die Vorzüge der beiden miteinander kombinierten Verkehrsträger – E-Bus und Seilbahnsystem – zur Geltung bringen und in einem intermodalen Verkehrskonzept vereinen.
Während Seilbahnen mit kurzen Planungs- und Bauzeiten, niedrigen Investitions- und Betriebskosten sowie einem geringen Energiebedarf punkten, besteht ihr Nachteil in der Bindung an feste Stationen. Autonome E-Busse hingegen bedienen engmaschige Netze, bleiben jedoch straßengebunden und tragen somit zur Bildung von Staus bei.
»Als Seilbahn kann der upBUS Verkehrsengpässe oder landschaftlich schwierige Gebiete überbrücken und anschließend nahtlos als Bus weiterfahren, ohne dass die Passagiere umsteigen müssen«, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker. Dies solle durch eine automatische An- und Abkopplung der Transportzellen an Chassis autonom agierender Straßenfahrzeuge gelingen, wobei die Seilbahnstationen als Verteilungszentren für engmaschige Busnetze dienen sollen.
»Die größte technische Herausforderung liegt im hohen Grad der Modularität«, so Kampker weiter. Denn das Vehikel soll aus insgesamt drei Hauptsystemen bestehen: einem autonomen Straßenfahrmodul, einer Fahrgastzelle und der Kopplungsschnittstelle iTSI (intelligent Terrestrial System Interface). Die Kopplungsschnittstelle iTSI soll es ermöglichen, die Fahrgastzelle für den Straßenbetrieb an das Fahrmodul zu docken und die Transportzelle in der Seilbahnstation an das Seilgehänge zu übergeben.
Das semi-autonome 48-Volt-Niederspannungs-Elektrofahrzeug nutzt eine Stereo-Kamera sowie Lidar-Sensoren zur Navigation und beinhalte einen Hebemechanismus sowie eine Weiterentwicklung der Kopplungsschnittstelle iTSI zur einfachen und sicheren Übertragung der Buskabine.
Zum Ende des Projekts soll ein Vorserienprototyp als Frachtfahrzeug aufgebaut und im Feld getestet werden. Ein weiterer Prototyp zur Beförderung von Personen soll indes digital entwickelt werden. Die entsprechende Kabine soll bis zu zehn Passagiere transportieren können und über sämtliche Eigenschaften eines klassischen ÖPNV-Fahrzeugs im Hinblick auf Bestuhlung, barrierefreien Einstieg, Infotainment-System und Türschließautomatik verfügen.
Hintergrund für das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderte Projekt sind die in zahlreichen Städten überlasteten Verkehrsnetze. Allein im Jahr 2023 hatte im bundesweiten Durchschnitt jeder Pendler 40 Stunden lang im Stau gestanden. Das entspricht einem finanziellen Verlust von rund 3,2 Milliarden Euro. In ganz Europa werden darüber hinaus 60 Prozent der vom Straßenverkehr erzeugten Kohlenstoffdioxid-Emissionen dem sogenannten motorisierten Individualverkehr zugeordnet. Ein ÖPNV-Angebot mit upBUS-Fahrzeugen könnte perspektivisch zu einer nachhaltigeren und kostengünstigeren Gestaltung des Personenverkehrs beitragen.