Der Mittwoch stand auf der electronica ganz im Zeichen von Networking, Frauenförderung und Leadership. Auf einer Podiumsdiskussion diskutierten hochrangige Branchenvertreterinnen, was sich noch ändern muss.
Zum Auftakt lud die Initiative »Frauen verbinden« zusammen mit SchuhEder Consulting zu einem Netzwerkfrühstück ein, das rund 80 Teilnehmerinnen anzog. Dr. Reinhard Pfeiffer, Chef der Messe München, zeigte sich erfreut über die Resonanz.
Auf der Visionary Stage in Halle 4 stellte Jackie Mattox, CEO der Initiative »WomeninElectronics«, ihre Organisation vor. Sie bezeichnete diese als »Türöffner« für eine inklusive Unternehmenskultur und Leadership. Ziel sei es, die Anliegen von Frauen in die Unternehmen zu tragen. Denn diverse Teams sind nachweislich innovativer und erfolgreicher. »Wer, wenn nicht die Elektronikindustrie, könnte mit Technologie die Welt zum Besseren verändern?«, fragte Mattox.
Neben einer klaren Vision teilte Mattox auch Forderungen und Ratschläge und warb damit für ihr Netzwerk. Frauen müssten sich stärker gegenseitig unterstützen und gezielt Menschen suchen, die sie beruflich fördern statt bremsen. Dabei dürfe der persönliche Kompass – die eigenen Werte – nie verloren gehen. Ihr Appell: Während Männer oft selbstverständlich Positionen anstreben, in die sie erst hineinwachsen müssen, seien Frauen oft zögerlich. Sie lassen sich zu leicht abschrecken, wenn sie die geforderten Kompetenzen nicht vollständig erfüllen.
Susanne ("Susi") Ertl von TDK war froh, im Laufe ihrer Karriere auch auf die Unterstützung von Mentorinnen und Mentoren zählen zu können. Gleichzeitig hat sie die Erfahrung gemacht, dass an Frauen häufig kritischere Maßstäbe angesetzt werden, als an Männer: »Zu laut, zu leise, zu zögerlich, zu fordernd…« - die Liste lasse sich beliebig fortsetzen. Ihr Rat daher an andere Frauen auf dem Weg nach oben: »Seid mutig und selbstbewusst und findet euren eigenen Weg! Wir alle sollten zusammenarbeiten.«
Das Thema »Gelegenheiten ergreifen« zog sich durch die anschließende Diskussion. »Wir müssen stärker voneinander lernen«, betonte auch Marie-Pierre Ducharme, Vice President of Supplier Marketing & Business Development EMEA bei Mouser. Netzwerken sei besonders wichtig, gerade für Frauen. Sie berichtete, dass gerade der Beginn ihrer Führungskarriere in der männerdominierten Branche herausfordernd war. Dennoch habe sie Chancen mutig genutzt und ermutigt andere Frauen, dasselbe zu tun – auch wenn Unsicherheiten bestehen: »Man muss nicht alle Anforderungen sofort erfüllen. Vieles lernt man unterwegs.«
Beatriz Soriano von TI ergänzte, wie entscheidend Vertrauen sei, um Hürden abzubauen und allen Stimmen, auch den leiseren, Gehör zu verschaffen. Ihr Rat: »Diskutieren Sie mit Menschen, denen Sie vertrauen.«
Ein inklusives Netzwerk, das Männer ausdrücklich miteinbezieht, sei der Schlüssel für bessere Ergebnisse, waren sich die Panel-Teilnehmerinnen einig. Wichtig sei auch, bei der Wahl des Arbeitgebers darauf zu achten, ob das Unternehmen Programme anbietet, die Frauen gezielt fördern – etwa durch Mentoren oder Talent-Pipelines.
Dorothea Werber von Infineon hob hervor, wie wertvoll eine gute Kinderbetreuung sein kann. Der Betriebskindergarten ihres Arbeitgebers ermöglicht es ihr, sich mit vollem Einsatz ihrer Karriere zu widmen. Soriano betonte zudem, dass diverse Teams bessere Entscheidungen treffen und die Unternehmenskultur nachhaltig positiv verändern. Zum Abschluss machte Ducharme deutlich: »Jetzt brauchen wir konkrete Maßnahmen.«