Krise und New Work - passt das zusammen?

Kein Comeback autoritärer Führung

18. November 2025, 10:10 Uhr | Corinne Schindlbeck
"Im 13. Jahrhundert haben die Menschen auch zu Hause gearbeitet. New Work muss so viel mehr als Homeoffice sein!" Prof. Carsten Schermuly, SRH University, Berlin.
© Ivgenia Möbus

Das Institute for New Work and Coaching (INWOC) an der SRH University Berlin hat 'New Work'-Ansätze im Jahr 2025 untersucht - darunter zwei Themen, die die Arbeitswelt derzeit besonders prägen: der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Job und die Rolle von Macht in Organisationen. Die Ergebnisse.

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Inmitten technologischer Sprünge, Transformation von Industrien und gestiegener Ansprüche an »gutes Arbeiten« steht der klassische Arbeitsplatz auf dem Prüfstand: Homeoffice, agile Methoden, flexible Modelle für mehr Work-Life-Balance – wie steht es darum und wie stark sind diese Ideen in Unternehmen heute tatsächlich angekommen? 

Das New-Work-Barometer der SRH University Campus Berlin geht diesen Fragen jährlich nach. »Auch wenn die Schlagzeilen etwas anderes vermuten lassen, wächst die Bedeutung von New Work in Organisationen im deutschsprachigen Raum weiter«, sagt Prof. Dr. habil. Carsten Schermuly, Geschäftsführender Direktor des INWOC. 

Psychologisches Empowerment als Schlüssel

Ziel vieler New-Work-Initiativen ist es, Mitarbeitende zu stärken  - durch Sinn, Selbstbestimmung, Einfluss und Kompetenz. Doch das gelingt nur bedingt, wie die Daten zeigen. 76 Prozent der befragten Organisationen setzen überhaupt New-Work-Praktiken ein. Am stärksten gefördert wird dabei die Selbstbestimmung (81,6 %). Die Bereiche Kompetenz (51 %), Sinnerleben (44,6 %) und Einfluss (33,1 %) hinken deutlich hinterher.

»Wirkliches Empowerment entsteht erst, wenn alle vier Dimensionen zusammenspielen«, betont Schermuly. Das Problem: Einfluss - und damit Macht  - bleibt in vielen Organisationen weiterhin bei wenigen Führungspersonen. Dabei zeigen die Daten klar: Unternehmen, die auf alle vier Dimensionen setzen, berichten auch von höheren Organisationserfolgen.

Führungsstile und Machtverteilung: Kommt die autoritäre Führung zurück?

Die Diskussion darüber, ob die autoritäre Führung ein Revival erlebt, bekommt angesichts globaler Krisen, politischer Spannungen und wiederholter Rückholaktionen ins Büro neuen Auftrieb. Das Barometer hat daher drei Führungsstile untersucht: autoritär, demokratisch und laissez-faire. Das Ergebnis: Am weitesten verbreitet ist der demokratische Führungsstil. Autoritäre Führung wird seltener, aber durchaus spürbar wahrgenommen  -  besonders in Industrie, Verkehr und öffentlicher Verwaltung. Laissez-faire-Führung bildet das Schlusslicht.

»Es gibt keinen flächendeckenden Trend zu autoritärer Macht«, fasst Schermuly zusammen. »Aber einzelne Branchen zeigen, dass autoritäre Führung weiterhin präsent bleibt.«

Wie KI Einzug in Unternehmen hält

Der zweite Schwerpunkt widmet sich dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. 19 Prozent der Organisationen nutzen KI bislang gar nicht, während 16 Prozent sie in allen Unternehmensbereichen einsetzen. Die Mehrheit bewegt sich dazwischen: KI wird vor allem in IT, Marketing, Forschung und Entwicklung, HR sowie der Öffentlichkeitsarbeit genutzt.

Warum setzen Unternehmen auf KI? Vor allem, um Produktivität zu steigern (64 %). Auch die Entlastung der Mitarbeitenden (52 %) sowie Datenanalysen und Prognosen (45 %) spielen eine zentrale Rolle. Kosteneffizienz und Innovationsdruck ergänzen das Bild.

»KI ist in den Unternehmen angekommen  - aber noch nicht flächendeckend«, so Schermuly. »Viele sehen Chancen, andere haben Sorgen. Deshalb braucht es Vorbereitung und transparente Kommunikation, damit KI als Lernprozess erlebt wird und nicht als Bedrohung.«
 

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