Kein Ton von Trump-Pessimismus beim Pressegespräch zum Auftakt der Electronica: Dr. Reinhard Pfeiffer, CEO der Messe München, freut sich über volle Hallen und hofft auf 80.000 Besucher. ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel sieht für die Branche Erholung in Sicht.
Bei der Eröffnungspressekonferenz mit Messechef Dr. Reinhard Pfeiffer und ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel war zunächst Fachjournalisten-Urgestein Roland Ackermann an der Reihe und gab einen persönlichen, bebilderten Rückblick auf 60 Jahre Elektronik und electronica. Damit dürfte er sicherlich der dienstälteste Fachredakteur sein, der nicht nur die aktuelle, sondern auch schon die erste electronica im Jahr 1964 besucht hatte.
Dr. Rainer Pfeiffer präsentierte im Anschluss prächtige Zahlen. Die Messe sei stärker als vor Corona mit in diesem Jahr 3450 Ausstellern, davon 76 aus dem Ausland. International ist auch über die Hälfte der erwarteten Besucher (55 %), die vier Fokusthemen erwarten: Sustainability, KI, Automotive/Elektromobilität und »Talents«. Letzteres, so Dr. Gunther Kegel, sei zu Recht im Fokus, denn die Zahl der Erstsemester in Elektrotechnik sei in den vergangenen zehn Jahren um 28 Prozent gesunken und nicht etwa gestiegen, wie man angesichts der Entwicklung zur »All-Electric Society« annehmen könnte.
Ökonomisch warf Kegel einen optimistischen Blick in die Zukunft, auch wenn das »Fahrwasser im Moment noch ungewohnt schwierig« sei, die Branche ein Viertel weniger Geschäft als zuvor mache. Schon 2025 werde es für die Branche dank vier stabiler, parallel ablaufender Megatrends (Dekarbonisierung, Digitalisierung, De-Risking und Demografie) wieder aufwärts gehen, werde sie gute Zahlen präsentieren können.
Angst vor allzu großen Trump-Schäden hat er nicht. Kein einziges Land weltweit könne im Alleingang moderne Hochleistungselektronik erzeugen. Nötig sei eine weltweite, funktionierende Lieferkette. KI werde künftig in jedem Mikrocontroller-Chip enthalten sein, bis runter in die einfachsten Bauteile. Die Rechenleistung von KI-Systemen werde schon in einigen Jahren Singularität erreichen – d. h., sich rasant selbstständig verbessern und signifikant intelligenter als der Mensch sein.
Diese Entwicklung, so Kegel, werde klar den Einzug des Internets in den Schatten stellen und das ganze menschliche Leben durchziehen. Was man jetzt brauche in Deutschland, um diesen Schatz zu heben, seien vernünftige politische Rahmenbedingungen wie etwa ein niedriger Strompreis und Entbürokratisierung.