Die NAV Alliance folgt einer klaren Vorgabe: »Wir wollen definitiv bis zum Jahr 2025 mit Geschwindigkeiten jenseits von 10 Gbit/s ins Fahrzeug«, so Zinner. Zunächst auf einen offiziellen IEEE-Standard für diesen Bereich zu warten sei daher keine Option. Stattdessen werde eine schnelle Lösung mit Automotive-qualified-Bausteinen angestrebt. Dabei handelt es sich um für den Einsatz im Fahrzeug ertüchtigte Bauteile, die zwar die Vorgaben der AEC-Q100 erfüllen, aber Kompromisse etwa in puncto Leistungsaufnahme oder Packaging erfordern.
Erst später sollen maßgeschneiderte Automotive-optimized-Produkte erhältlich sein, die dann auch auf einem entsprechenden IEEE-Standard beruhen. In Erwartung, dass der IEEE sich wie bei NBaseT an den zuvor von einer externen Allianz entwickelten Spezifikationen orientiert, geht Zinner davon aus, dass ein späterer Ersatz der Qualified- durch Optimized-Bausteine problemlos möglich sein wird. Bereits vor dem Jahr 2022 sollen erste Pre-Standard-Produkte mit mehr als 10 Gbit/s verfügbar sein.
Es gibt keine offiziellen Angaben, wer zu den ersten Abnehmern von diesen Automotive-qualified-Bausteinen gehören wird. Schaut man sich jedoch das Anforderungsprofil an – sehr kurze Entwicklungszyklen, schnelle Datenraten sowie die Bereitschaft, auf sich noch entwickelnde Produkte zu setzen –, deutet dies schon auf eine bestimmte Zielgruppe hin: die neue Generation von Elektrofahrzeugherstellern mit ihrer hohen Affinität zu leistungsstarken Infotainment-/Assistenzsystemen und einer gewissen Risikobereitschaft.
Bei dieser Zielgruppe kann man sich zumindest nur schwer vorstellen, dass sie geduldig auf die Fertigstellung eines IEEE-Standards wartet. Auch das Gründungsmitglied VW passt da gut ins Bild: In puncto Elektromobilität preschen die Wolfsburger ja gerade mächtig voran.