Kollaborative Robotik
Eine immer wieder genannte Triebfeder der Industrie 4.0 ist die flexible Fertigung. Fertigungslinien sollen schneller als bisher umgerüstet werden, da die zunehmend individuellen Kundenanfragen mit der reinen Großserienproduktion schon bald nicht mehr kompatibel seien. Entsprechend flexibel müssen auch die in der Fertigung eingesetzten Roboter sein. Auf der Hannover Messe zeigten viele Unternehmen kollaborative Roboter, die sich nicht nur schnell vom Facharbeiter in neue Aufgaben einlernen lassen, sondern auch gefahrlos Seite an Seite mit menschlichen Mitarbeitern in der Fertigung eingesetzt werden können.
Neben den großen Herstellern – etwa Kuka, ABB oder Fanuc – zeigten sich auch viele kleine und mittelständische Unternehmen, wie die in Boston ansässige Firma Rethink Robotics mit knapp 100 Mitarbeitern. Der dort entwickelte 7-achsige Cobot (collaborative robot) »Sawyer« lässt sich durch Führen des Roboterarms für eine spezifische Aufgabe besonders schnell einlernen. Das Prinzip wird Train-by-Demonstration genannt. Die eingelernten Bewegungsabläufe verarbeitet eine dafür entwickelte Software (Intera 5). Prinzipiell ist es möglich, auf einem Roboter eingelernte Bewegungsabläufe auf andere Roboter zu übertragen. Ausgelegt ist die Intera-Software als zentrale Steuerung für den Sawyer und von allen Geräten, die mit ihm interagieren. Eine gesamte Fertigungszelle kann zentral über die Software konfiguriert werden. Die Kommunikation erfolgt über Modbus TCP und TCP/IP.
Kollaborative Roboter erfordern auch entsprechende Greifwerkzeuge. Integrierte Sensoren müssen eine gefahrlose Zusammenarbeit mit menschlichen Arbeitern sicherstellen und ein Teil der erforderlichen Roboter-Intelligenz (z.B. Wahrnehmung der Umgebung, Bauteileerkennung) muss sich in die Greifwerkzeuge auslagern lassen. Diese Anforderungen zu erfüllen, ist Schunk mit der Entwicklung des intelligenten Greifers JL1 in »exzellenter Weise gelungen«, erklärte die Jury bei der Verleihung des diesjährigen Hermes-Awards.
Die Rolle der Elektroindustrie bei der Digitalisierung
Der digitale Wandel in den deutschen Unternehmen wird maßgeblich von der Elektroindustrie vorangetrieben. Die Branche beschäftigt in Deutschland rund 850.000 Personen, davon mehrere zehntausend Ingenieure. Die Unternehmen werden auch 2017 stark in Forschung und Entwicklung investieren, wie der VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel auf der Hannover Messe darlegte. Laut VDE-Umfrage planen 59 Prozent der Mitgliedunternehmen in diesem Jahr mit einem steigenden F+E-Budget und 37 Prozent mit einer zum Vorjahr vergleichbaren Investition in Forschung und Entwicklung. Auf der Prioritätenliste der Unternehmen stünde dabei die IT-Sicherheitstechnik ganz oben, gefolgt von Software, Sensorik und Embedded-Systeme.
Von der Digitalisierung könnten laut Kegel gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland profitieren. Die werden allerdings dadurch ausgebremst, dass sie sich meist die nötigen IT-Fachkräfte nicht leisten können, die zur Gewährleistung der IT-Sicherheit ihres Unternehmens zwingend notwendig wären. Um in dieser Richtung Abhilfe zu schaffen, hat der VDE die Initiative CERT@VDE gegründet. Außerdem werde man am G20-Gipfel als Technologieverband gefragt und beteiligt sein, erklärte Kegel weiter, wo der Verband sicherlich seine Forderung nach einer umfassenden Cyber-Security-Strategie auf europäischer Ebene in den Fokus rücken wird.