Insbesondere bei großen und komplexen Designs stellt das Erreichen der ASIL-C-Konformität eine erhebliche Herausforderung dar. Ein integrierter Sicherheits-Workflow kann kostspielige Iterationen im Zusammenhang mit der Fehlersimulation reduzieren.
Die Norm ISO 26262 bietet einen strukturierten Rahmen für das Management der funktionalen Sicherheit. Dieser Rahmen gilt für den gesamten Entwicklungslebenszyklus von Elektroniksystemen für die Automobilbranche. Die Norm umfasst die Phasen Spezifikation und Entwicklung sowie Implementation, Integration, Verifikation, Validierung und Produktionsfreigabe.
Sie unterstreicht die Bedeutung der Erfüllung bestimmter Ziele für die zufällige Hardware-Ausfallrate (Random Hardware Failure Rate, RHFR) für jedes der drei Automotive Safety Integrity Level (ASIL) und stellt eine umfassende Methodik zur Bewertung, Minderung und Validierung zufälliger Hardwareausfälle bereit. Die ISO 26262 umfasst alle Entwicklungsphasen und gewährleistet somit einen konsequenten, systematischen Ansatz für die funktionale Sicherheit.
Für die Automobilbranche hatte die ISO 26262 sowohl vorteilhafte als auch herausfordernde Auswirkungen. Obwohl sie zur Realisierung von Produkten mit höherer Sicherheit und Zuverlässigkeit führte, steigerte sie andererseits die Entwicklungskosten, schuf Markteintrittsbarrieren für kleinere IP-Anbieter und sorgte für eine Neugestaltung der Beziehungen zwischen Tier-1- und Tier-2-Lieferanten sowie OEMs.
Aus ingenieurtechnischer Sicht sind mit der Entwicklung von ICs/SoCs für Anwendungen im Automobilbereich heute eine höhere Komplexität, strengere Anforderungen an die Sicherheitsarchitektur, eine intensivere Verifizierung und interdisziplinäre Koordination sowie längere Entwicklungszeiträume und eine umfangreiche Dokumentation für die Zertifizierung verbunden.
Für ASIL-D wird die Diagnoseabdeckung (DC) häufig durch Duplikationstechniken wie CPU-Lockstep erreicht, die trotz ihrer Effektivität Fläche und Kosten erheblich erhöhen. Im Gegensatz dazu können die Ziele bei ASIL-C durch eine Vielzahl von Sicherheitsmechanismen mit geringerem Flächenaufwand erreicht werden.
ASIL-C erfordert, dass mindestens eine Single-Point Fault Metric (SPFM) von 97 % und eine Latent Fault Metric (LFM) von 80 % erreicht wird, wie in der Tabelle dargestellt. Die Entwicklungsprozesse müssen außerdem lückenlos nachvollziehbar sein – von der Architektur über die Implementation bis hin zu den Testergebnissen. Letztlich geht es bei ASIL-C darum, durch eine robuste Architektur, streng kontrollierte Prozesse und eine gründliche Validierung sicherzustellen, dass der Chip nachweislich sicher ist.
| ASIL-Level | SPFM (%) | LFM (%) | PMHF (FIT) |
|---|---|---|---|
| ASIL-B | ≥ 90 % | ≥ 60 % | ≤ 100 |
| ASIL-C | ≥ 97 % | ≥ 80 % | ≤ 10 |
| ASIL-D | ≥ 99 % | ≥ 90 % | ≤ 1 |
Hardware Failure Metrics (ISO 26262-5).
Siemens bietet ein integriertes Toolset für die funktionale Sicherheit (FuSa), mit dem die Herausforderungen in jedem Bereich des Sicherheitsworkflows und für jede Ingenieurrolle gemeistert werden können.
Bild 1. Siemens bietet ein integriertes Toolset für die funktionale Sicherheit (FuSa).
Bild: Siemens
Der Questa One-Sicherheitsworkflow läuft wie folgt ab:
Dieser Ablauf gewährleistet einen disziplinierten, metrikgesteuerten Ansatz zur Erreichung und Validierung der ASIL-C-Sicherheitsniveaus.
Das Erreichen der ASIL-C-Konformität kann besonders bei großen, komplexen Designs eine Herausforderung darstellen. Doch verschiedene Optimierungsverfahren und Methodiken können diesen Prozess rationalisieren. Ein integrierter Sicherheitsworkflow – von der Lebenszyklusverwaltung über die FMEDA und Analyse bis hin zur Validierung – ermöglicht entscheidende Effizienzsteigerungen.
Durch den Einsatz des Sicherheitsanalysators, der strukturelle Analysen von RTL- und GLS-Designs durchführt und frühzeitig präzise Sicherheitsmetriken liefert, können Teams kostspielige Iterationszyklen bei der Fehlersimulation reduzieren. Die Siemens EDA-Software bietet eine umfassende FuSa-Lösung, mit der sich die ISO-26262-Zertifizierung beschleunigen lässt, da sie den Entwicklern eine effizientere und effektivere Arbeit ermöglicht.
Ann Keffer
ist als Product Marketing Managerin weltweit für die Verifikation der funktionalen Sicherheit bei Siemens EDA zuständig. Sie verfügt über einen BA für Informatik und Mathematik und begann ihre Karriere als Softwareentwicklerin bei Hewlett Packard. Nach einigen Jahren wechselte sie in die Anwendungsentwicklung, später ins Produktmarketing und schließlich in die Marketingleitung. Seitdem leitet sie das weltweite Marketing- und Produktmanagement für Unternehmen in den Bereichen Automatisierung, Robotik und Verifizierung der funktionalen Sicherheit in der Automobilindustrie. Im Juni 2019 begann sie ihre Arbeit bei Siemens.