Home Automation Trends

Matter wird den Smart-Home-Markt beflügeln

6. Februar 2023, 6:00 Uhr | Kevin Koestler
Smart Home Control Realistic Schema
© Macrovector – stock.adobe.com

Der Markt für Smart-Home-Anwendungen ist fragmentiert in inkompatible Systeme. Mit dem Matter-Standard wird nun eine systemübergreifende Kommunikation möglich – was für Interoperabilität sorgt und die Entwicklung vernetzter Applikationen wesentlich erleichtert.

Viele Verbraucher besitzen inzwischen bereits eine Vielzahl von Smart-Home-Produkten wie etwa smarte Türschlösser, Kameras, Sensoren, Smart-Home-Hubs, Leuchten, Hausgeräte und Thermostate. Leider erschwert es die mangelnde Interoperabilität zwischen Produkten verschiedener Hersteller, solche smarten Geräte von einem einzigen Bediengerät oder einer einzigen App aus zu steuern.

Obwohl die Umsetzung der Vision einer vernetzten, steuerbaren Wohnung mittlerweile in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint, ist das zugehörige Wirtschaftsökosystem durch eine starke Fragmentierung gekennzeichnet – resultierend aus dem rapiden Wachstum auf dem Home-Automation-Markt und der immensen Zahl verschiedener Anbieter. Auch wenn gegen einen starken Wettbewerb grundsätzlich nichts einzuwenden ist – schließlich hat man als Verbraucher dadurch mehr Auswahl und die Innovation bei den Produkten wird gefördert –, stellt die Fragmentierung einen klaren Nachteil dar.

Hier kommt das neue Matter-Protokoll ins Spiel, denn es hilft, die bestehenden Interoperabilitätsprobleme zu lösen und Smart-Home-Geräte miteinander zu vernetzen – ganz unabhängig davon, welchem Smart-Home-System diese jeweils zugehören. Matter wurde von der Connectivity Standards Alliance (CSA) entwickelt und kann ohne Lizenzgebühren genutzt werden. Es läuft auf Thread und Wi-Fi und nutzt Bluetooth Low Energy für die Kommissionierung.

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Interoperabilität im Mittelpunkt

Mit der Einführung von Matter können Verbraucher von einem einheitlichen Protokoll profitieren. Eine smarte Leuchte und ein smartes Türschloss zum Beispiel werden zusammenarbeiten können, auch wenn sie von verschiedenen Marken stammen, und sie werden ebenfalls in der Lage sein, mit dem Smart Hub eines dritten Anbieters zu kooperieren.

Die CSA erkannte den hohen Stellenwert der Interoperabilität und integrierte deshalb drei Kommunikationstechniken – Thread, Wi-Fi und Ethernet – in die erste Fassung des Matter-Standards [1] und kombinierte diese außerdem mit einer gemeinsamen Anwendungsschicht.

Geräte, die auf einer dieser drei Kommunikationstechniken basieren, können folglich problemlos miteinander kommunizieren. Die jeweiligen Hersteller müssen somit keine proprietäre Software für ein Gateway schreiben, um eine Brücke zwischen den verschiedenen Techniken und den einzelnen Anwendungsschichten zu schlagen. Matter 1.0 definiert darüber hinaus eine Brücken-Funktion. Anwendungen, die andere Kommunikationstechniken nutzen, erhalten so die Möglichkeit, sich mit Matter-fähigen Geräten und Apps zu verbinden.

Wichtige Anbieter von Smart-Home-Systemen, wie etwa Apple, Google, Amazon und Samsung, haben bereits ihre Unterstützung für Matter signalisiert. Dies wird dazu beitragen, die vom jeweiligen Smart-Home-System vorgegebenen Anforderungen an smarte Geräte zu entschärfen oder ganz zu beseitigen.

Verbraucher müssen also künftig nur noch darauf achten, ob ein Produkt das Matter-Logo trägt. Ist dies der Fall, können sie sich darauf verlassen, dass ein neu gekauftes Smart Device die Matter-Zertifizierung absolviert hat und folglich in ihrem Smart-Home-System genutzt werden kann.

Kürzere Markteinführungszeit

Aus Sicht der Hersteller trägt Matter dazu bei, die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit des Protokoll-Stacks für die jeweiligen Implementierungen zu sichern. Nutzen Hersteller von Smart-Home-Produkten Matter für die Kommunikation, können sie die Entwicklungszeit für neue Produkte verkürzen. Sie können diese eingesparte Entwicklungszeit aber auch in die Entwicklung der eigentlichen Applikation investieren, um dem Nutzer einen erweiterten Funktionsumfang und mehr Komfort zu bieten. Abgesehen von der schnelleren Entwicklung sorgt Matter jedoch auch dafür, dass die Produkte wenig Energie brauchen und über ein höheres Sicherheitsniveau verfügen.

Matter wird inzwischen von mehr als 500 Mitgliedern der CSA – darunter auch Texas Instruments – unterstützt und hat erheblichen Rückhalt in der Vereinheitlichung von Smart-Home-Systemen. Da den Entwicklern von vernetzten smarten Geräten nun ein einheitliches Open-Source-Kommunikationsprotokoll zur Verfügung steht, können sie in kurzer Zeit ihre Endprodukte entwickeln und darauf vertrauen, dass diese zu den Produkten zahlreicher anderer Hersteller interoperabel sein werden.

Matter ist mehr als nur ein weiteres Home-Automation-Protokoll. Matter stellt vielmehr einen Standard dar, der das Potenzial hat, den Home-Automation-Markt tiefgreifend zu verändern. Matter sorgt nämlich nicht nur dafür, dass etablierte Standards nahtlos miteinander kooperieren können, sondern beseitigt auch bestehende Hindernisse zwischen den verschiedenen Smart-Home-Systemen und schafft damit eine Grundlage für die künftige Standardisierung im Home-Automation-Bereich.

 

Der Autor

Kevin Koestler von Texas Instruments
Kevin Koestler von Texas Instruments
© Texas Instruments

Kevin Koestler

ist im Produktmarketing für die 2,4-GHz-Wireless-Mikrocontroller in der Wireless Connectivity Group bei Texas Instruments zuständig. In dieser Funktion arbeitet er mit funktionsübergreifenden Teams wie F&E, Softwareentwicklung, Anwendungen und Vertrieb zusammen, um ein vollständiges Produktangebot zu erstellen und das Umsatzwachstum für bestehende und neue Produkte im 2,4-GHz-Bereich (Bluetooth Low Energy, Zigbee, Matter, Thread, 15.4) zu fördern.

Koestler hat sein Studium an der Texas Tech University mit einem Bachelor of Science in Engineering und einem Master of Business Administration abgeschlossen.


  1. Matter wird den Smart-Home-Markt beflügeln
  2. Literatur

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