Merck und Palantir wollen eine gesicherte, kollaborative Datenanalyseplattform für die Chip-Industrie entwickeln, auch um dem Chipmangel zu begegnen.
Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data soll die Athinia-Plattform von Merck und Palantir Technologies dazu beitragen, die Qualität und die Transparenz von Lieferketten zu verbessern sowie die Einführung neuer Prozesse und Produkte zu beschleunigen. Laura Matz, Chief Science and Technology Officer von Merck, wird die Partnerschaft als CEO von Athinia leiten.
Die Athinia-Plattform basiert auf der Software »Foundry« von Palantir, mit der Benutzer Daten aus unterschiedlichen Quellen strukturieren und analysieren, aussagekräftige Erkenntnisse gewinnen und die operative Entscheidungsfindung unterstützen können. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass sensible Daten in Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen, -vorschriften sowie -standards verarbeitet werden. Palantir Foundry bietet unterschiedliche Funktionalitäten wie Sicherheit, Zugriffskontrolle, Partitionierung, Auditierung sowie Rechenschaftspflichten und unterstützt damit eine verantwortungsvolle Datennutzung.
Nur anonymisierte Daten werden ausgetauscht
Athinia agiert unabhängig vom Unternehmensbereich Electronics von Merck und ermöglicht ausschließlich den Austausch kodierter und anonymisierter Daten. So bleibt der Schutz des IP gewährleistet. Zudem behalten Kunden die vollständige Kontrolle über ihre Daten und erhalten die Möglichkeit einer intelligenten, zweckgebundenen Zugriffsverwaltung. Die sichere Umgebung für die gemeinsame Nutzung und den Austausch von Daten soll den Beteiligten ein kontinuierliches Feedback durch eine ganzheitliche Sichtweise und ein Gesamtbild der innerbetrieblichen Prozesse vermitteln, mit dessen Hilfe Qualitätsabweichungen behoben werden können.
Athinia wird es Halbleiterhersteller und Materiallieferanten ermöglichen, Daten untereinander auszutauschen, zu aggregieren sowie zu analysieren, um so Effizienzsteigerungen zu erzielen. Darüber hinaus soll die Plattform den Branchenakteuren ein tiefgreifenderes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Materialien und Prozessen in Produktionsanlagen für Halbleiter verschaffen.
Chipmangel und Probleme in der Lieferkette bewältigen
»Die Halbleiterindustrie steht vor beispiellosen Umwälzungen. Unternehmen benötigen daher eine sichere und kollaborative Datenplattform, die ihnen die notwendige Transparenz und Datenintelligenz verschafft, um Herausforderungen wie den Chipmangel und Probleme in der Lieferkette zu bewältigen«, sagt Kai Beckmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und CEO Electronics. »Im Rahmen der Partnerschaft mit Palantir bündeln wir unsere Expertise in den Bereichen Materialwissenschaft, Data Analytics und Sicherheit, um unseren Kunden Effizienzsteigerungen und eine höhere Innovationsgeschwindigkeit zu ermöglichen.«
Gemeinsam mit Marktführern werde ein Ökosystem geschaffen, das es Unternehmen aus der Halbleiterindustrie und ihren Zulieferern ermöglicht, gemeinsam bessere Entscheidungen zu treffen und gleichzeitig auftretenden Nachfrage- und Angebotsschocks entgegenzuwirken, wie Shyam Sankar, COO von Palantir erklärt.
Die kostspieligen Auswirkungen von Qualitäts- und Leistungsabweichungen in der gesamten Wertschöpfungskette, vom Zulieferer bis zu den Halbleiterfabriken, sollen so begrenzt werden. Darüber hinaus soll die zentrale, sichere Plattform Halbleiterhersteller in die Lage versetzen, die Innovationsgeschwindigkeit bei ihren Herstellprozessen zu steigern und unter Einbindung der Lieferanten die Qualität des Eingangsmaterials zu verbessern. Diese wiederum können von internen Effizienzsteigerungen durch intelligente Datenintegration profitieren und so ihre Rolle als Partner der von ihnen belieferten Betriebe stärken.
Daten-Ökosystem verbessert CMP-Prozesse von Micron
Merck hat in jüngster Zeit mit führenden Halbleiterunternehmen zusammengearbeitet, um mit Hilfe von KI und Datenanalysen Prozesse in der Halbleiterfertigung zu verbessern, beispielsweise für das Chemical Mechanical Polishing (CMP). CMP ist ein wesentlicher Schritt in der Fertigung von ICs. Beispielsweise wird es damit möglich, die vielen Verdrahtungsebenen aufzubauen, die die Transistoren auf einem Chip untereinander verbinden und über die der Chip versorgt wird. CMP wir aber auch in vielen weiteren Herstellungsschritten bei der Fertigung von ICs benötigt. »Im Zuge dieser Partnerschaft haben wir eine KI-basierte Methodik implementiert, um eine smarte Daten-Kooperation zu ermöglichen, die zu Prozess- sowie Qualitätsverbesserungen geführt hat. Durch die Ausweitung dieses Ansatzes auf die gesamte Wertschöpfungskette und die Schaffung eines Daten-Ökosystems kann der Einsatz des Predictive Manufacturing unserer Überzeugung nach in der gesamten Halbleiterindustrie beschleunigt werden«, sagt Raj Narasimhan, Corporate Vice President, Global Quality von Micron Technology.
Merck und Palantir arbeiten bereits seit 2017 zusammen. Im Rahmen der Partnerschaft »Syntropy« verfolgen beide Unternehmen das Ziel, die effektive Nutzung biomedizinischer Daten zu erschließen, die Krebstherapie zu revolutionieren und die Forschung zu beschleunigen. Syntropy stellt Forschern intuitive Analysetechniken zur Verfügung, damit sie ihre Daten aus unterschiedlichen Quellen aggregieren, analysieren und miteinander teilen können.