Der Halbleitermarkt wird nicht wachsen

Die Erwartungen waren schlichtweg zu hoch

12. April 2019, 9:49 Uhr | Iris Stroh
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"Vorantreiben der Automation ist unverzichtbar"

Aktueller Stand 2018
Der Halbleitermarkt hat im letzten Jahr ein Volumen von 469 Mrd. Dollar aufgewiesen; der Pro-Kopf-Verbrauch belief sich auf 55 Dollar (1995: 25Dollar). Schaefer: »Der Verbrauch an ICs pro Kopf der Weltbevölkerung hat sich von 8 ICs im Jahr 1995 auf 42 ICs 2018 erhöht, und das, obwohl in diesem Zeitraum die Integration deutlich zugenommen hat.« Das langjährige Mikroelektronikmarktwachstum hat sich bei 5 Prozent pro Jahr eingependelt. Dr. Schaefer ist der Überzeugung, dass dieser Wert auch in den nächsten Jahren erreicht werden wird, auch wenn der Markt 2019 schrumpft.

Die Produktgruppen weisen unterschiedliche Entwicklungen auf. Die Speicher haben aufgrund der Umsatzzuwächse in den letzten beiden Jahren (+61,5 Prozent, 2018: +27,4 Prozent gegenüber Vorjahr) ihren Anteil am gesamten Halbleitermarkt zwischen 1998 und 2018 von 18,3 auf 33,7 Prozent deutlich ausgebaut. Dafür ist die Kategorie Micro (MCUs und MPUs) von 29,4 Prozent (1998) auf 14,3Prozent geschrumpft. Auch Logik und Analog haben an Bedeutung verloren: von 24,0 auf 23,3 Prozent respektive von 15,2 auf 12,5 Prozent. Anders sieht es für die kleineren Produktkategorien Sensoren und Opto auf. Hier konnte in beiden Bereichen ein überdurchschnittliches Jahreswachstum (CAGR) erreicht werden: Sensoren wuchsen um 76,2 Prozent pro Jahr, allerdings von einer sehr kleinen Basis aus, und Opto legte um 23,5Prozent pro Jahr zu.

Die Entwicklung der Mikroelektronik korreliert laut Schaefer recht gut mit der des Welt-BIP, eilt ihm aber etwa sechs Wochen voraus. »Wegen des Einbruchs der Mikroelektronik im 4. Quartal 2018 scheint die BIP-Entwicklung für 2019 zu optimistisch zu sein«, so Schaefer weiter.

Ausblick 2023

Schaefer geht davon aus, dass der weltweite Halbleiterumsatz 2023 rund 535 Mrd. Dollar betragen wird, das entspräche einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 2,7 Prozent (2018 bis 2023). Amerika, Europa, Japan und China sollen unterdurchschnittlich zulegen (1,6 %, 1,6 %, 1,9 %, 2,3 %), Rest Asien dafür überdurchschnittlich (+4,6 %). Dass Amerika sein überdurchschnittliches Wachstum von 10,9 Prozent pro Jahr (2013 bis 2018) nicht mehr halten kann, erklärt Schaefer folgendermaßen: »2009 hatte Amerika gelernt, dass Dienstleistung allein nicht ausreicht. Also hat man alles an Fertigung zurückgeholt, was ging. Jetzt kann nichts mehr zurückgeholt werden, außerdem stellt Trump einen Unsicherheitsfaktor dar.«

Laut Dr. Sven Baumann, ZVEI-Experte für Mikroelektronik, Sensorik und Aktorik, legen die Europäer unverändert ihren Fokus auf die Wachstumsfelder Automobil- und Industrieelektronik und »sind beim Einsatz von Halbleitern für Automobilelektronik zudem in einer weltweiten Führungsposition«, so Baumann. Beide Bereiche würden auch in den kommenden fünf Jahren hohe Zuwächse erwarten. »Abnehmer sind insbesondere die Hersteller von Automobilelektronik und die Unternehmen der Automation. Zu den Treibern zählen Industrie 4.0 und das Internet of Things sowie immer mehr Fahrerassistenzsysteme und die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität. Der Wert der Mikroelektronik pro Kraftfahrzeug wächst im weltweiten Mittel bis zum Jahr 2023 auf 685 Dollar an, der fünffache Wert von 1998«, so Baumann.

Und abschließend: »Es ist wichtig, weiterhin die Spitzenforschung in Europa zu fördern. Um unter anderem die Automation der Produktion voranzutreiben, sind Programme wie ‚Horizon Europe‘ oder öffentlich-private Partnerschaften wie ‚Ecsel‘ unverzichtbar.«


  1. Die Erwartungen waren schlichtweg zu hoch
  2. "Gutes Geschäft im Automotive-Markt"...
  3. "Vorantreiben der Automation ist unverzichtbar"

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