Auch nach acht Jahrzehnten sind Operationsverstärker (OPVs) in vielen Anwendungen anzutreffen. Dieser Beitrag greift die praktischen Aspekte von Operationsverstärkern auf, erläutert einige der wichtigsten Parameter im Datenblatt und stellt einige potenzielle Anwendungen vor.
Operationsverstärker gibt es schon seit den frühen 1940-er Jahren, als das erste Konzept eines gleichstromgekoppelten Spannungsverstärkers mit großer Verstärkung auf der Basis thermionischer (Vakuum-)Röhren entstand. Schon bald wurden frühe Operationsverstärker (OPVs) in zahlreichen Anwendungen eingesetzt, vom Radar bis hin zu analogen Computern – und ihre Nützlichkeit nimmt weiter zu. Heute sind diese Bauelemente der Kern praktisch aller elektronischen Geräte, von Fitnessuhren in der Unterhaltungselektronik bis hin zu Industrierobotern, autonomen Fahrzeugen und Kommunikationssatelliten.
Einer der beliebtesten Operationsverstärker, der auch heute noch produziert wird, ist der 741. Der µA741 von Fairchild Semiconductor (heute: onsemi) war zwar nicht der erste monolithische Halbleiter-Operationsverstärker – das war der 702 von Fairchild –, aber er hat sich schnell als der beliebteste Operationsverstärker für alle Arten von Designs etabliert. Der 741 kam 1968 auf den Markt, wird auch heute noch produziert und ist in Pin-kompatiblen Gehäusen von mehreren Anbietern erhältlich, beispielsweise von STMicroelectronics (Bild 1) und Texas Instruments.
In der Regel verfügt ein Operationsverstärker über einen unsymmetrischen Ausgang und differenzielle invertierende und nicht-invertierende Eingänge. Als Open-Loop-Verstärker eingesetzt, liefert er aufgrund seiner hohen Verstärkung ein Ausgangssignal, das viele tausend Mal größer ist als die Potenzialdifferenz zwischen den Eingängen. Ein OPV wird häufig negativ rückgekoppelt, um die Verstärkung zu begrenzen und an die Anwendung anzupassen (Bild 2). Trotz der hohen Verstärkung ist seine Ausgangsspannung natürlich durch die Höhe der Versorgungsspannungen begrenzt.
OPVs lassen sich als Differenzverstärker, Spannungsfolger, Differenzierer oder Integrator konfigurieren. Sie eignen sich für verschiedene Anwendungen und bieten in der Regel Funktionen wie aktive Filter, Pegelwandler, Pufferung, Signalkonditionierung, Verstärkung von Kleinsignalen (AC/DC) und Funktionsgeneratoren. Damit ist der Operationsverstärker ein perfekter Baustein für praktisch jedes Gerät.
Aus der Sicht der Funktionsweise eines Operationsverstärkers weist ein ideales Bauteil die folgenden Eigenschaften auf:
Eine hilfreiche Infografik, in der die Grundlagen eines Operationsverstärkers und einige beliebte Schaltungskonfigurationen erklärt werden, findet sich pid=Mouser&cid=TW" target="_blank" title="https://emea.info.mouser.com/opamp-reference?pid=Mouser&cid=TW">hier.
Zum grundlegenden theoretischen Verständnis eines OPV ist zwar eine ideale Bauteilcharakterisierung hilfreich, aber in der Realität besitzen alle Operationsverstärker bestimmte Eigenschaften, die man als Entwickler vollständig verstehen muss. In diesem Teil des Beitrags geht es um einige der wichtigsten Parameter vor, die sich auf dem Datenblatt eines OPV finden. Je nach Art der Anwendung können einige dieser Merkmale einen direkten Einfluss auf die Geräteauswahl haben.
Die Halbleiterhersteller optimieren ihr Portfolio an Operationsverstärkern in der Regel in mehrere Kategorien, die sich nach den Spezifikationen der Bauelemente orientieren. STMicroelectronics unterteilt sie beispielsweise in Produkte mit niedrigem Stromverbrauch, niedriger Eingangs-Offset-Spannung, Hochspannung, Präzision, Rail-to-Rail und High-Speed. Analog Devices verfolgt einen ähnlichen Ansatz und unterscheidet Produkte, die für bestimmte Anwendungen geeignet sind.
Ein Beispiel für einen Präzisions-OPV mit niedrigem Eingangs-Offset und Nulldrift ist die Baureihe TSZ121 von ST. Die in verschiedenen Gehäusekonfigurationen (Single, Dual und Quad) erhältlichen TSZ121 sind Rail-to-Rail-Eingangs- und -Ausgangs-Operationsverstärker. Sie können mit einer Gleichspannung von 1,8 V bis 5,5 V betrieben werden, haben eine maximale Stromaufnahme von 40 µA (bei 5 V) und weisen eine typische Offsetspannung von 5 µV bei +25 °C auf. Diese Baureihe eignet sich besonders für tragbare, batteriebetriebene Anwendungen, Schaltungen zur Signalkonditionierung und medizinische Messgeräte. Bild 4 zeigt die Verwendung des TSZ121 in einer Strommessschaltung eines batteriebetriebenen Geräts.
Ein hochpräziser Querwiderstand mit 8 mΩ ist in Reihe mit der Batterielast geschaltet. Ein Strom von 100 mA fließt durch den Querwiderstand und erzeugt eine Spannung von 800 µV, die über zwei 10-Ω-Widerstände an die Differenzeingänge angelegt wird. Der Operationsverstärker hat eine Verstärkung von 1000, d. h. man würde am Ausgang eine Spannung von 0,8 V messen.
In der Praxis beträgt die tatsächlich gemessene Spannung am Ausgang bei einer eingangsseitigen Offset-Spannung von 5 µV jedoch 0,805 V. Dieses Beispiel veranschaulicht die Bedeutung dieser Offset-Spannung für eine Messung. Wenn man beispielsweise einen Operationsverstärker mit einer eingangsseitigen Offset-Spannung von 200 µV gewählt hätte, wäre der Messfehler wesentlich größer gewesen.
Um ein Design auf Basis des TSZ121 zu beschleunigen, ist ein Low-Side-Prototyping-Board erhältlich. Das STEVAL-ISQ014V1 enthält einen Querwiderstand mit 30 mΩ. Außerdem bietet die eDesignSuite von STMicroelectronics eine schnelle und bequeme Möglichkeit zur Auswahl und zum Prototyping eines Designs und unterstützt damit die Ingenieure bei der Entwicklung und Simulation von Schaltungen auf Basis von Operationsverstärkern (Bild 5).
Ein weiterer weit verbreiteter Anwendungsbereich von Operationsverstärkern sind aktive Filterschaltungen. Bild 6 zeigt das Design eines Audiofrequenz-Bandpassfilters mit Hilfe des Analog Filter Wizard von Analog Devices. Die gewünschten Filterparameter sind eine Mittenfrequenz von 800 Hz und ein 3-dB-Durchlassbereich von 300 Hz. Die Filterparameter lassen sich schnell anpassen, um den gewünschten Durchlassbereich einzustellen. Im nächsten Schritt können Anwender die Komponenten auswählen (Bild 7). Entweder könne sie dann die Vorschläge des Assistenten übernehmen oder manuell aus dem Portfolio der Operationsverstärker von Analog Devices auswählen.
Der ADA4062 von Analog Devices hat eine typische Anstiegsrate von 3,3 V/µs, einen niedrigen eingangsseitigen Bias-Strom von 50 pA und eine eingangsseitige Offset-Spannung von 500 µV. Der Operationsverstärker kann mit einer Spannung von ±5 V bis ±15 V betrieben werden und hat eine typische Stromaufnahme von 165 µA.
Operationsverstärker spielen eine entscheidende Rolle bei batteriebetriebenen Anwendungen. Durch ihre extrem niedrige Stromaufnahme können sie kontinuierlich Messungen oder Signalkonditionierungen durchführen, ohne die Lebensdauer der Batterie wesentlich zu beeinträchtigen. Diese flexibel einsetzbaren Bauelemente eignen sich hervorragend für nahezu jedes Design.