Wie sieht es aktuell aus?
»Zurzeit hat sich die Lage bei passiven und mechanischen Komponente im Verhältnis zu letztem Jahr verbessert, es bedarf aber immer noch relativ langfristiger Planung und Beschaffung derselben«, berichtet Volkmar Kaufmann, Sales Director Central & East Europe von Aaeon Technology Europe. »Memory und Flash sind auch besser verfügbar, allerdings werden bereits wieder steigende Lieferzeiten prognostiziert. Auch bei Intel-Prozessoren kam, nach den letztjährigen massiven Versorgungsschwierigkeiten und zuletzt etwas Entspannung, wieder die Aussage von Intel, dass bei 14 nm die Kapazitäten einen Engpass durchmachen.« Die Embedded-Branche hat gelernt, Lieferzeiten und Preise als Frühindikatoren zu nutzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Leider sorgt jetzt die Politik für Störungen, deren Umfang und Konsequenzen für die Embedded-Branche Neuland sind.
Ein Beispiel dafür ist Handelsstreit zwischen USA und China. »Im internationalen Geschäft, insbesondere für Geräte und Systeme für die USA, herrscht eine große Unsicherheit, inwieweit Geräte und Systeme mit Komponenten ‚Made in China‘ sich durch eventuelle zusätzliche Zölle verteuern könnten«, erläutert Josef Fromberger. »Bei laufenden Geschäften ist davon nichts zu spüren, bei neuen Geschäftsanbahnungen wird bereits in den Angeboten auf diese Möglichkeiten hingewiesen und entsprechend vermerkt beziehungsweise als mögliche Mehrkosten offen gehalten.« Mit Verlagerungen von Produktionen nach Taiwan versuchen manche Unternehmen, dieses Risiko zu vermeiden. »Im umgekehrten Falle stellen wir fest, dass China für wichtige Projekte im Inland auf eigene Produkte vertraut und Parallelentwicklungen gestartet werden, um von USA-Technologien unabhängig zu werden«, berichtet Josef Fromberger.
Selbst wenn man eher lokal Geschäfte macht, wirkt sich der Streit indirekt aus, wie Martin Steger, Geschäftsführer von iesy, zu berichten hat: »Wir selbst sind aktuell nicht von Zöllen betroffen, die aus dem Handelsstreit herrühren. Wir spüren das Problem hauptsächlich am signifikant schwächeren Euro, was für uns ein Problem ist, wenn wir US-Dollar basierte Bauteile einkaufen müssen, und am allgemeinen verschlechterten Investitionsklima.
Ein weiterer Störfall ist der Brexit. »Da keiner weiß, was wie wann kommt, wird ‚Business as usual‘ betrieben. Die Unsicherheit hat aber ihre Auswirkungen«, betont Josef Fromberger. »Zum einen werden Geschäfte zögerlicher abgeschlossen, zum anderen deckt man sich mit Produkten von der anderen Seite für einen längeren Zeitraum ein – wenn es sinnvoll ist. Natürlich belasten die Debatten das Geschäftsleben, die Mehrkosten eines Brexits für jeden einzelnen sind eben noch nicht kalkulierbar.«
Selbst die Art des Austritts ist nicht abzusehen. Für Peter Ahne gilt es, sich daher erst einmal für den schlimmsten Fall zu wappnen: »Die Vorbereitungen laufen und wir sind für den Fall eines harten Brexit gerüstet. Sollte der nicht eintreten, wird es ganz entspannt. Mit Änderungen rechnen wir dann nur sehr langsam.«
»Die Digitalisierung und alle damit verbundenen Trends überschatten – im positiven Sinne – wirtschaftliche Probleme und den Gegenwind aufgrund internationaler politischer Differenzen. Nach jahrelangem Aufschwung, speziell in Deutschland, wird die erwartete Rezession das Wachstum möglicherweise etwas dämpfen. Das ist jedoch aus unserer Sicht Klagen auf hohem Niveau«, resümiert Volkmar Kaufmann.