»KI und Deep Learning dringen in Gebäude vor«
Auch die Gebäudeautomation beruht zunehmend auf der Erfassung und Analyse von Daten, was Themen wie Cloudanbindung, KI und Deep Learning den Weg ebnet. Georg Schemmann, Branchenmanager Gebäudeautomation bei Beckhoff Automation, verdeutlicht die Hintergründe.
Markt&Technik: Inwiefern lässt sich analog zu Industrie 4.0 auch von einem Trend zur Gebäudeautomation 4.0 sprechen?
Georg Schemmann: Die Trends in der Gebäudeautomation ähneln denen in der Industrieautomation. Im Wesentlichen wird es in der Gebäudeautomation künftig darum gehen, Steuerungslösungen für noch mehr Komfort und Wirtschaftlichkeit – vor allem aber für die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und CO2-Einsparungen – zu finden. Das intelligente Sammeln und Analysieren von Daten wird also auch im Gebäude immer wichtiger werden, und damit einhergehend auch Themen wie Cloud-Anbindungen und vernetzte KI- oder Deep-Learning-Lösungen. Ein weiterer Trend ist die Vereinfachung der Programmierung, also Software Tools, die dem Systemintegrator das Engineering vereinfachen. Auch Sensorik und Aktorik werden immer intelligenter und lassen sich über Bussysteme einbinden. Der Trend der steigenden Intelligenz und Leistungsfähigkeit von Steuerungstechnik wird sich fortsetzen. Letztlich wird die Leistungsfähigkeit der Industrie-PCs und Embedded-PCs über die Entwicklung dieser Möglichkeiten mitentscheiden.
Inwieweit unterscheiden sich Gebäudeautomationssysteme heute und in Zukunft überhaupt von Systemen für die Fabrikautomation?
Aus unserer Sicht gibt es hier keinen Unterschied, denn unser Prinzip der offenen, PC-basierten Steuerungstechnik für die Industrie lässt sich auch in der Gebäudeautomation umsetzen. Es steht für universelle und branchenunabhängige Steuerungslösungen, die in den verschiedensten Anwendungen zum Einsatz kommen – von der Maschinensteuerung über die Automatisierung von Windenergieanlagen, von der Audio-, Video- und Medientechnik bis hin zur Gebäudeautomation.
Ein Grundbaustein sind die robusten Industrie-PCs oder Embedded-PCs mit TwinCAT als durchgängiger Automationssoftware. Sie bilden das Herz der Steuerung und integrieren SPS, Visualisierung, Motion Control, Sicherheitstechnik und messtechnische Aufgaben. In TwinCAT haben wir eine spezielle Softwarebibliothek für die Gebäudeautomation entwickelt, in der sich aktuell etwa 180 Funktionsbausteine befinden. Ein weiterer universeller Grundbaustein ist das umfangreiche Beckhoff-Busklemmen-Portfolio. Es bietet I/O-Module für ein breites Anwendungsspektrum und unterschiedlichste Funktionalitäten. Hierdurch kann eine Vielzahl von Gebäude-Bussystemen, etwa KNX/EIB, DALI-2, DMX, M-Bus und BACnet MS/TP, in die Steuerung integriert werden. Auch Komponenten aus der Antriebstechnik lassen sich in der Gebäudeautomation anwenden. Beispielsweise haben wir unsere Servoantriebe in einigen Anwendungen im Einsatz. Auf dieser Basis wird unser Automationsportfolio konsequent fortgesetzt und ausgebaut, und die Konvergenz der Technologien aus Automation, IT und Internet wird weiter vorangetrieben.