Für rund 1 Mrd. Dollar übernimmt IonQ die britische Oxford Ionics, die Quantencomputer auf Basis von Ionenfallen herstellt. Damit soll die Entwicklung skalierbarerer und genauerer Quantencomputer beschleunigt werden.
Oxford Ionics hält derzeit den Weltrekord für die Gate-Genauigkeit von Einzel- und Zwei-Qubit-Gates. Gleichzeitig bietet IonQ Systeme mit 36 algorithmischen Qubits an, und das fusionierte Unternehmen strebt an, bis 2030 Millionen von Qubits zu erreichen, um komplexe kommerzielle und Forschungsanwendungen zu bedienen.
Laut IonQ ergänzen sich die eigene Quantencomputer-, Anwendungs- und Netzwerk-Stack-Technologie mit der Ionenfallen-Technologie von Oxford Ionics, deren Quantenprozessoren (QPus) sich mit Hilfe von Standardprozessen für die Fertigung von Chips herstellen lassen. Mit Hilfe der »bahnbrechenden Ion-Trap-on-a-Chip-Technologie« von Oxford Ionics? könne die Miniaturisierung, Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit des Quantencomputing beschleunigt und wirtschaftlich sinnvoll werden. IonQ geht davon aus, über die Fusion mit Oxford Ionics neue Märkte mit großen Umsatzchancen erschließen zu können. Laut Boston Consulting Group wird der Markt für Quantencomputer bis 2040 auf bis zu 850 Mrd. Dollar steigen.
Das fusionierte Unternehmen plant, bis 2026 Systeme mit 256 physikalischen Qubits und einer Genauigkeit von 99,99 Prozent zu bauen und bis 2027 auf über 10.000 physikalische Qubits mit einer Genauigkeit von 99,99999 Prozent zu kommen. Bis 2030 verspricht das neue Unternehmen, die Zahl der physikalischen Qubits auf 2 Millionen steigern zu können und eine Qubit-Genauigkeit von über 99,9999999999 Prozent zu erreichen.
Die beiden Gründer von Oxford Ionics, Dr. Chris Ballance und Dr. Tom Harty, werden nach Abschluss der Übernahme ihre bei IonQ begonnene Pionierarbeit in der Entwicklung der Quantentechnologie in Großbritannien fortsetzen. Das fusionierte Unternehmen plant außerdem, seine Belegschaft in Oxford zu vergrößern, um die Position Großbritanniens als führendes Land im Bereich Quantencomputing weiter auszubauen.
Alle bestehenden Kundenbeziehungen, einschließlich der Partnerschaften mit Regierungen in Großbritannien und den USA, sollen wie bisher weitergeführt werden. Auch die Zusammenarbeit mit dem britischen National Quantum Computing Centre und dem Quantum Missions-Programm der Regierung soll fortgesetzt werden, das das Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Technologie und Innovate ?UK vorantreibt, um praktische Quantencomputing-Anwendungen in den Bereichen Fertigung, Pharmazeutika und Verteidigung zu entwickeln.
»Mit der Übernahme wollen wir bis 2030 vollständig fehlertolerante Quantencomputer mit 2 Millionen physikalischen Qubits und 80.000 logischen Qubits entwickeln«, sagt Niccolo de Masi, CEO von IonQ. »Die Kombination unserer beiden Technologien wird einen neuen Standard im Bereich des Quantencomputing setzen.«
»Bei Oxford Ionics haben wir nicht nur die genaueste Quantenplattform auf dem Markt entwickelt, sondern auch einen Quantenchip, der in Standard-Halbleiter-Fabs hergestellt werden kann«, sagt Dr. Chris Ballance, CEO von Oxford Ionics. Oxford Ionics hat bereits Full-Stack-Quantencomputer an das britische National Quantum Computing Centre und die deutsche Cyberagentur geliefert.
Die Strategie von IonQ besteht darin, eine umfassende Quantencomputing-Plattform aufzubauen, in der verschiedene Technologien und Fähigkeiten integriert sind, um Quantencomputer für unterschiedliche Einsatzfälle wie Materialforschung, Arzneimittelentwicklung, Finanzmodellierung und Optimierung anbieten zu können. IonQ engagiert sich aktiv in der Quantencomputing-Community und nimmt an Konferenzen, Workshops und Open-Source-Projekten teil, um die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zu fördern.
Dazu will IonQ ein Ökosystem aufbauen und arbeitet mit führenden Universitäten, Forschungseinrichtungen und Industriepartnern zusammen. IonQ arbeitet derzeit an verschiedenen Qubit-Technologien, darunter gefangene Ionen, supraleitende und photonische Qubits. Zudem investiert das Unternehmen in Verbindungstechnologien, um die Kommunikation zwischen Quantenprozessoren zu ermöglichen.
Erst kürzlich hatte IonQ Lightsynq gekauft, außerdem läuft der Übernahmeprozess von Capella.
Die Gründer von Lightsynq haben den ersten Quantenspeicher entwickelt, der die Reichweite von Quantennetzwerken erweitern kann – eine Schlüsseltechnologie, die es Quantengeräten ermöglicht, sich in einem zukünftigen Quanteninternet miteinander zu verbinden. Lightsynq nutzt diese Technologie, um Quantenprozessoren mit hoher Geschwindigkeit miteinander zu verbinden und den bisher bestehenden Engpass zu überwinden, der der Skalierung entgegensteht.
Außerdem hatte IonQ kürzlich Qubitekk gekauft, die sich auf den Aufbau von Quantennetzwerken fokussiert, sowie ID Quantique, einem weltweit führenden Anbieter von quantensicheren Netzwerken und Quantendetektionssystemen. Mit den beabsichtigten Übernahmen von Intellian Technologies, Anbieter von Satellitenkommunikationsantennen und Boden-Gateway-Systemen, und der ebenfalls mit Kommunikationsprojekten befassten Capella Space Cooperation will IonQ die eigene Position im Bereich Quantennetzwerke weiter ausbauen und beschleunigen.