Automotive- und Industrieapplikationen stehen im Fokus der noch jungen Premo-Niederlassung in Deutschland. Den ehrgeizigen Plänen des jungen Teams konnte auch die Corona-Pandemie nichts anhaben. Als Wachstumsmotor entwickelte sich für das Unternehmen 2020 vor allem die E-Mobility.
Beruflich können wir der Corona-Pandemie durchaus positive Aspekte abgewinnen«, versichert Jonas Maier, Business Development Manager der Ende 2019 in Fürth gegründeten und heute mit dem Büro in Aschaffenburg ansässigen Deutschlandniederlassung von Premo. »Wenn mein Kollege Markus Gensler im Automotive-Bereich an einem Tag mit fünf Kunden zehn Meetings hat, dann wäre das so früher nie möglich gewesen.« Gensler ist als Sales Director DACH in der jungen Deutschlandniederlassung tätig. Zusammen mit Willi Bolz, Senior Sales Manager, wagten Gensler und Maier Ende 2019 den Wechsel in die Selbstständigkeit. Zuvor hatten die Drei Premo bereits bei einem Distributor betreut.
»Als uns klar wurde, dass Premo die Absicht hat, Deutschland und die DACH-Region in Zukunft über eine eigene Niederlassung in Deutschland zu betreuen, haben wir diese Chance ergriffen«, so Maier. In der Vergangenheit hatten die Spanier, deren Headquarter sich in Málaga befindet, den deutschsprachigen Raum über ein Büro in Grenoble und einige Distributoren bedient. Deutschland spielt darum für Premo als Absatzmarkt schon heute eine wichtige Rolle. Rund 14 Prozent des Umsatzes von über 50 Millionen Euro im letzten Jahr entfielen auf Deutschland, das damit knapp hinter den USA (15 Prozent) lag. Wichtigste Absatzregion für die Spanier ist Asien mit 32 Prozent; dort stieg der Umsatz im letzten Jahr trotz Corona-Pandemie um 10 Prozent.
Wichtigstes Absatzsegment für Premo ist der Automotive-Bereich. Rund 75 Prozent des Umsatzes entfielen zuletzt auf diesen Anwendungsbereich. Industrieapplikationen folgen mit 15 Prozent, auf Platz 3 rangieren Smart-Grid-Applikationen, gefolgt von IoT sowie AV-, VR- und MR-Applikationen. Speziell Deutschlands starke Position im Automotive-Bereich will sich Premo über die eigene Niederlassung nun stärker zunutze machen. Premos Kerngeschäft in diesem Bereich sind bereits seit Längerem RFID-Antennen. Mit sogenannten 3D Coils sind die Spanier nach Angaben von Maier in gut 52 Prozent aller Keyless-Entry-Schlüssel in Europa vertreten.
In Zukunft wird der Fokus verstärkt auf kundenspezifischen Wandlern für den Bereich der Elektromobilität liegen. 3DPower heißt hier das Schlüsselprodukt, das einen Full Bridge LLC Transformer und einen Resonant Choke in einem Modul verbindet. Auf diese Weise lässt sich gegenüber klassischen Produkten das Ferritmaterial um etwa 50 Prozent reduzieren und somit Gewicht einsparen. »Unser Hauptaugenmerk liegt auf neuen, innovativen Ideen und Lösungen«, versichert Maier. Dieser Innovationswille schlägt sich regelmäßig in Patentanmeldungen nieder; derzeit reicht Premo monatlich zwei bis drei Patente ein.
Dass das 3DPower-Konzept in der deutschen Automobil- und Automotive-Branche auf Interesse und Zustimmung trifft, lässt sich daran ablesen, dass Premo im letzten Jahr bereits mehrere große Projekte mit Tier Ones und OEMs vereinbaren konnte. Der Produktionsstart für diese Produkte wird nach Maiers Worten 2022 und 2023 erfolgen. Aktuell liegt das Leistungsvermögen der 3DPower-Produkte bei 7 bis 11 kW, »aber wir arbeiten bereits an Lösungen mit bis zu 22 kW«. Bei den klassischen Induktivitäten, die Premo im Programm hat, bewegt sich der Leistungs-Sweatspot bei 3 bis 10 kW.
Um die Marktdurchdringung in der DACH-Region sowie im mittel- und osteuropäischen Raum neben dem direkten Projektgeschäft noch weiter zu erhöhen, hat Premo Deutschland vor Kurzem zusätzlich zu seinem derzeitigen Distributionsnetzwerk eine strategische Partnerschaft mit Kaga Fei Europe geschlossen, die zum 1. März startete. Ziel sei es, so Gensler, die Präsenz besonders im Automotive- und Industriebereich zu erhöhen und für die Kunden von Premo und Kaga Fei Europe eine effiziente und serviceorientierte Lieferkette sicherzustellen. Aus Sicht des Partners ergänzt die Premo-Produktpalette das bisherige Angebot von Kaga Fei Europe in idealer Weise, wie Geschäftsführer Axel Tripkewitz versichert: »Von RFID über Smart Metering bis zu Lösungen für die Elektromobilität finden unsere Kunden nun zusätzliche Produkte für ihre Applikationen in den verschiedenen Marktsegmenten.«
Dass Premo nicht nur in der DACH-Region in den nächsten Jahren auf deutliche Umsatzzuwächse setzt, wird an der unternehmenseigenen Zielmarke für 2025 deutlich. Bis dahin will die Premo-Gruppe ein Umsatzvolumen von 100 Millionen Euro erreichen. Geht es nach Maier, dann könnte allein Premo Deutschland bis dahin wohl 20 bis 25 Prozent zum Umsatz der Gruppe beisteuern. Neben der DACH-Region wird dazu auch Osteuropa beitragen, das ebenfalls von Aschaffenburg aus betreut wird.
Entwickelt werden die Produkte des 1962 gegründeten Unternehmens in R&D-Centern in China, Vietnam, Indien, Grenoble, Barcelona, Málaga, Korea und den USA. Gefertigt wird in Tánger (Marokko), Vietnam, Spanien und China. Zwei weitere Werke sind derzeit in Planung. Vor dem Hintergrund der wirtschaftspolitischen Differenzen zwischen den USA und China ging Premo bereits in den vergangenen Jahren dazu über, Produkte, die von politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit China betroffen sein könnten, auch in Tánger zu fertigen.
Dass Premo angesichts seiner dynamischen Entwicklung die Aufmerksamkeit namhafter Wettbewerber oder anderer Kaufinteressenten aus dem Elektronikbereich wecken könnte, will Maier nicht ausschließen; wahrscheinlicher dürfte jedoch sein, dass Premo selbst am Markt aktiv wird und die eine oder andere Produkt- und Technologielücke durch passende Akquisitionen schließt.