V2X-Kommunikation

Turmbau zu Babel

5. Juni 2019, 11:34 Uhr | Iris Stroh
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Penetrationsrate

Rothhaupt
Thomas Rothhaupt, Inova Semiconductors: »Wir lassen uns von China den Standard aufdrängen, das ist die schlechteste Option.«
© Markt&Technik

Die V2X-Kommunikation hat ein typisches Henne-Ei-Problem. Um einen Vorteil zu erreichen, müssen rund 30 Prozent der Fahrzeuge kommunizieren können. Wer bezahlt schon für eine Funktion Extrageld, wenn er gar nichts davon hat? Giese: »Als Autofahrer würde ich mich gegen ein V2V-Kommunikation entscheiden, wenn sie 100 Euro mehr kostet, weil ich ja der einzige bin.« Wobei Wiese anmerkt, dass die Überlegung falsch ist: »Ein Kunde kauft ein Auto bzw. eine Funktion, wenn er davon einen greifbaren Vorteil hat. Wenn ich weiß, dass mein Auto mich vor Unfällen warnt, wäre das ein gutes Argument. Neben der Sicherheit kommt noch die Einsparung beim Benzinverbrauch dazu, weil der Verkehrsfluss effizienter gestaltet werden kann. Aber kein Autohersteller kann damit werben, weshalb es eine gesetzliche Regelung hätte geben müssen.«

Dabei stellt sich aber die Frage, wer Interesse an einem effizienteren Verkehrsfluss hat. Der staugeplagte Verkehrsteilnehmer sicherlich, aber die Städte auch? »Die Städte wollen Autos aus den Städten raushaben und nicht noch mehr reinhaben. Wenn der Fluss optimiert ist, kommen noch mehr Fahrzeuge in die Städte. Dementsprechend ist nicht zu erwarten, dass die Städte in diese Technik investieren«, so Giese weiter. Wobei Raphael Hrobarsch, Sales Manager Automotive Europe und Sales Manager CEE von Diodes, hier widerspricht. Seiner Meinung nach gibt es durchaus Beispiele, die zeigen, dass Städte bereit sind, Geld zu investieren, wenn es den Verkehrsfluss vereinfacht, und verweist auf das Beispiel Amsterdam: »In Amsterdam gibt es für Paketdienste Hubs, von denen dann nur noch ein Fahrzeug in die inneren Städte hineinfahren die Pakete von zehn verschiedenen Anbietern verteilt. Das finanziert die Stadt, damit nicht so viele Kleinlaster in zweiter Reihe parken, wo es sowieso eng ist.«

Bei 5G muss der OEM nicht in Vorleistung gehen, was aus der Sicht von Wiese zwar nicht ganz richtig ist, aber »der OEM kann Trittbrettfahrer spielen«, so Adlkofer weiter. Außerdem dürfte der Rollout deutlich schneller gehen. Adlkofer: »Wenn 5G viele Investoren findet, und in dem Fall sprechen wir ja auch von Firmen, die aus guten Gründen Lizenzen kaufen, dann entsteht eine Infrastruktur, die ist lawinenartig.« Und 5G wird von vielen Industrien gewollt, 802.11p wird nur von einer einzigen Industrie getrieben.

Sicherheit – das Hauptargument für V2X

»Mit V2X ist ein Stauende auch bei schlechter Sicht kein Problem, oder wenn hinter einer Kurve ein Unfall ist und ein Auto mit Warnblinkanlage steht, das der Fahrer noch nicht sehen kann, die Information wird weitergeben – also alle Situationen, in denen der Fahrer eingeschränkte Sicht hat, und davon gibt es viele. Das kann ich über eine Kommunikation lösen und somit die Sicherheit erhöhen«, so Wiese weiter. Giese: »Der Klassiker: Motorradfahrer fährt über die Landstraße und auf einmal kommt von rechts ein Trecker. Dieses Problem gäbe es dann nicht mehr.« Wiese fragt abschließend: »Die Technologie ist da und würde helfen, warum also auf 5G warten?«


  1. Turmbau zu Babel
  2. Entscheidungsfähigkeit fehlt
  3. Penetrationsrate

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