Empfinden sie MATLAB/Simulink als sehr offene Plattform?
MATLAB/Simulink bietet zahlreiche Schnittstellen, über welche die Kunden Funktionalitäten auch selbst erweitern können. In unserem Projekt lieferte Bosch die Ideen und Beispiel-Implementierung, die softwareseitige Umsetzung erfolgte durch MathWorks.
So ein Wissen möchte ein Unternehmen doch eigentlich bei sich behalten?
Als Unternehmen steht man immer wieder vor der Entscheidung: Eigenentwicklung oder Fremdbearbeitung. Ein offensichtlicher Vorteil von Eigenentwicklungen ist, dass das erarbeitete Know-how im eigenen Haus verbleibt. Bosch ist jedoch kein Hersteller von Tools. Daher setzen wir hier auf die Zusammenarbeit mit spezialisierten Toolherstellern, wie beispielsweise MathWorks.
Gibt es weitere Bestrebungen, Teile des Entwurfsflows weg von SystemC hin zu MATLAB/Simulink zu legen?
Momentan sehen wir SystemC als eine sehr gute Lösung an, um SoC-Architekturen auf hoher Abstraktionsebene zu beschreiben. Auch aktuelle 3rd-Party Prozessormodelle basieren auf SystemC. Allerdings werden auch die Möglichkeiten zur Modellierung ständig erweitert. Wir prüfen daher regelmäßig, welches die effizientesten Möglichkeiten der Modellierung sind.
Revolutioniert Ihre neue Lösung die Sensor-Entwicklung?
Unsere Lösung ist einer von vielen Bausteinen, um ASIC-Entwicklung kontinuierlich effizienter zu machen. Wir beschleunigen die Erstellung von virtuellen Prototypen, wodurch diese früher verfügbar sind und somit noch früher die Hardware- und Software-Entwicklung unterstützen können. Außerdem reduzieren wir den Aufwand für die Integration von Simulink-Modellen, womit wir auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, virtuelle Prototypen im Entwurfsablauf zu etablieren.
Wie beurteilen Sie denn dann den Wert dieser Methode der automatisierten Integration in virtuelle Prototypen für den breiten Markt?
Obwohl die Idee virtueller Prototypen aus unserer Sicht vielversprechend ist, hat sie sich noch nicht komplett durchgesetzt. Die Entwickler schreiben ihren HDL-Code und implementieren die Software erst nachdem die Hardware-Entwicklung beendet ist. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Design-Iterationen immens und führt außerdem zu einer längeren Time-to-Market. Allerdings fordern auch virtuelle Prototypen einen gewissen Aufwand.
Mit unserer Lösung machen wir die Entwicklung virtueller Prototypen insgesamt effizienter und schneller.
- Vielen Dank für das angenehme Gespräch!
Das Interview führte Dr. Constantin Tomaras im Ressort Mess- und Prüftechnik, beim Entwickler-Magazin DESIGN&ELEKTRONIK.