Gedruckte Elektronik für Medizin/Pharma

Zwischen Einbrüchen und neuen Wachstumschancen

20. November 2020, 15:50 Uhr | Engelbert Hopf
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Vorsicht trotz positiver Stimmung

Aus Sicht von Dr. Florian Ullrich, Business Developer beim InnovationLab in Heidelberg, hat ich die Lage am Markt im 4. Quartal dieses Jahres gut stabilisiert. »Durch den erneuten Lockdown werden die Arbeiten natürlich erschwert, vor allem, wenn Kundenbesuche von essenzieller Bedeutung für die Realisierung von Projekten sind.« Dass die Umsatzentwicklung unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie stark eingebrochen sei, kann Dr. Ullrich nicht bestätigen: »Bei uns ist vielmehr der Eindruck entstanden, dass die Anfragen und Aufträge zunehmen.«

Ähnlich positiv bewertet es auch Johannes Becker, Senior Director Competence Center LogiData & Printronics der Schreiner Group: »Manche Projekte und Aufträge haben sich zwar Corona-bedingt verzögert, aber für die Supply Chain unserer Kunden aus der pharmazeutischen Industrie und Medizintechnik sind wir eine systemrelevante Firma und leisten gerade in der momentanen Krise einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung.« Auch in Anwendungsbereichen wie Automotive sieht Becker mittlerweile deutliche Nachholeffekte.

Für Firmen wie Neotech AMT aus Nürnberg wird das Krisenjahr 2020 sogar ein Rekordjahr sein. Verantwortlich für diese Entwicklung des seit 2009 am Markt aktiven Unternehmens ist nach Auskunft von Dr. Martin Hedges »das steigende Interesse an 3D Printed Electronics«, dem Spezialgebiet von Neotech AMT. Verantwortlich für die positive Entwicklung, so Dr. Hedges, »ist auch die weltweite Aktivität des Unternehmens; es ist hilfreich, dass wir nicht mehr so stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind«. Trotz der positiven Stimmung ist er vorsichtig, was Prognosen für die Zukunft angeht: »Wir wissen nicht, wie sich die Pandemie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten auf unsere Kunden und damit die Implementierung dieser neuen Technologie auswirkt.«

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Dr. Martin Hedges, Neotech AMT: »Wir haben unseren Fokus auf 3D Printed Electronics gelegt. Das steigende Interesse daran hat 2020 für uns zu einem Rekordjahr gemacht.«
© Neotech

»Im 4. Quartal dieses Jahres haben uns einige Firmen sogar Rekordnachfragen gemeldet«, berichtet Dr. Klaus Hecker, Managing Director der Organic and Printed Electronics Association, kurz: OE-A. »Zum Teil liegt die Nachfrage bei diesen Firmen sogar über dem Vor-Corona-Niveau.« Die Automobilindustrie, so Dr. Hecker, »hat stark unter der Corona-Krise und strukturellen Problemen gelitten, andere Bereiche dagegen, insbesondere Medizin und Pharma, haben eine deutliche Nachfragesteigerung gesehen«. Es habe sich gezeigt, dass sich die Branche schnell auf neue Situationen einstellen und neue Produkte und Anwendungen entwickeln könne. »Nichtsdestotrotz ist die Situation mit Reiserestriktionen sowie Verzögerungen bei Aufträgen und Anlageninstallationen durchaus herausfordernd und für die Industrie nicht einfach.«

In ihrem aktuellen Marktausblick geht die OE-A für 2021 von einem Wachstum der Branche von 7 Prozent aus. Was die Entwicklung im nächsten Jahr angeht, zeigt sich Dr. Schumacher skeptisch: »Das hängt davon ab, wie sich die aktuelle Situation weiterentwickelt und sich auf die ersten Monate im neuen Jahr auswirken wird.« Ob IEE den Abschluss des Jahres 2019 schon 2021 wieder erreichen wird, ist nach seiner Einschätzung ungewiss, »aber wir rechnen 2022 wieder mit einem Umsatzplus«.

»Als Auftragsentwickler und Produzent von gedruckter Elektronik bedienen wir derzeit hauptsächlich die Branchen Life Science, Automotive, Logistics, Retail und Smart City. Für diese Bereiche sehen wir eine deutlich stärkere Zunahme der Nachfrage und der Aufträge im nächsten Jahr als 7 Prozent«, so Dr. Ullrich. »Insbesondere die Anwendungen im Gesundheitswesen haben einen positiven Impuls bekommen«, versichert Mildner, »der zwar durch Corona ausgelöst wurde, aber nachhaltig wirken kann«. Flexible Pflaster, flexible Systeme zur Unterstützung oder Überwachung würden die Potenziale der organischen und gedruckten Elektronik in diesem Bereich aufzeigen.

Eine Sichtweise, die auch Glawe teilt: »Der medizinische Bereich hat sicher Wachstumsimpulse erhalten. Ein spannendes Beispiel ist in meinen Augen etwa der vom Imec entwickelte Covid-19-Tester.« Darüber hinaus sieht die Kroenert-Managerin vor allem die Bereiche erneuerbare Energien sowie elektrisches und autonomes Fahren als zukünftige Wachstumsfelder für die Branche an.

Und dann wäre da ja noch im gebeutelten Automobilbereich das Wachstumssegment der Hybrid- und Elektrofahrzeuge. »In diesem Bereich konnten wir ebenfalls eine verstärkte Nachfrage nach gedruckter Elektronik feststellen«, so Dr. Hecker, »vor allem bei Systemen zum Batterie-Balancing und der -überwachung, aber auch bei Heizungsapplikationen«. Auch Dr. Schumacher bestätigt das: »Wir sehen da bei einem bestimmten System aus unserem Produktportfolio sehr gute Perspektiven.«

 


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