In ihrer jüngsten internationalen Geschäftsklima-Umfrage kommt die Organic and Printed Electronics Association (OE-A) zu dem Ergebnis, dass eine große Zahl der befragten Mitglieder für 2020 mit Umsatzrückgängen bis 20 Prozent und darüber rechnet.
Eine Einschätzung, die eine aktuelle Umfrage der Markt&Technik unter führenden Anbietern organischer und gedruckter Elektronik bestätigt. „In der Phase des ersten Corona-Lockdowns waren sehr schnell alle Umsätze bei 0“, berichtet Wolfgang Mildner, Gründer und Geschäftsführer von MSWtech. „Start-ups waren in dieser Phase teilweise von Insolvenz bedroht“, so die Einschätzung von Dr. Daniel Lenssen, Director Business Development der Papierfabrik Louisenthal.
Besonders hart getroffen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, da sind sich die Befragten einig, waren die Anwendungsbereiche Automobil- und Flugzeugbau. Dr. Klaus Hecker, Managing Director der OE-A, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, „dass die Automobilindustrie in der Phase der Corona-Pandemie ja auch unter strukturellen Problemen gelitten hat“. Angesichts eines fast weltweit zum Stillstand gekommenen Flugverkehrs läuft auch die Produktion von Flugzeugen derzeit eher auf Sparflamme. Ob sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird, erscheint zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Zwar berichtet Dr. Hecker auch von Rekordnachfragen bei einzelnen Herstellern im 4. Quartal. Doch das war vor dem Teil-Lockdown im November.
Wie die Umfrage zeigt, gibt es allerdings auch im Bereich organischer und gedruckter Elektronik Bereiche, die in der Krise durchweg Steigerungsraten aufweisen: Medizin und Pharma. „Für die Supply Chain unserer Kunden sind wir eine systemrelevante Firma und leisten gerade in der Corona-Krise einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung“, versichert Johannes Becker, Senior Director Competence Center LogiData & Printronics der Schreiner Group. „Aus meiner Sicht hat der medizinische Bereich in der Krise ganz sicher Wachstumsimpulse erhalten“, so das Statement von Andrea Glawa, Regionaler Verkaufsdirektor des Maschinenbauers Kroenert, „ein spannendes Beispiel ist hier für mich zum Beispiel der vom IMEC entwickelte Covid-19-Tester“. Von den positiven Impulsen für den Medizin- und Pharma-Bereich ist auch Dr. Michael Korell, Project Manager bei der Evonik Group überzeugt: „Die Pharma-Logistik wird im Zusammenhang mit den neuen Impfstoffen in den nächsten Monaten ein starkes Wachstum zeigen.“
Trotz dieser positiven Aspekte erinnern einige der Befragten doch daran, dass bei aller Innovationskraft und Flexibilität, die in einer noch jungen Branche vorhanden ist, die Reserven, gerade junger Unternehmen endlich sind. „Ich befürchte, dass gerade in der jungen Branche der organischen und gedruckten Elektronik die finanziellen Polster nicht lange reichen und dadurch gegebenenfalls innovative Ideen durch die Krise im Keim erstickt werden“, meint etwa Dr. Lenssen. Auch Hans-Jürgen Horst, Product Manager Printed Electronics bei Hoffmann + Krippner, sieht die Gefahr, „dass viele Unternehmen an die finanzielle Grenze kommen, und da verschiebt sich dann auch zeitlich der Invest für neue Technologien“.
In diesem Zusammenhang dürfte es viele hart treffen, dass die LOPEC 2021 nur virtuell stattfinden wird. Nachdem sie bereits 2020 ersatzlos ausgefallen war, hatten viele auf die LOPEC 2021 als Präsenzveranstaltung gehofft. „Wir hatten sehr gehofft, unsere „anfassbaren Produkte wieder vorführen zu können“, so Dr. Lenssen, „fehlende Messen sind für uns ein sehr großes Problem“. „Natürlich wünschen wir uns alle eine „Hands-on“-Veranstaltung, gerade weil dünne, flexible Anwendungen eben vor allem haptisch spürbar sind“, so Mildner. „Gerade in einem jungen Technologiegebiet werden vorgefertigte Inhalte in Form von Videos oder Folien nicht ausreichen“, ist sich auch Becker sicher, „interaktive Elemente wären darum hier sicher hilfreich“!