Die Fraunhofer-Gesellschaft hat »Quanten-Technologie« als »Strategisches Forschungsfeld« definiert, um »noch nie dagewesene Anwendungen der Messtechnik, Bildgebung, Kommunikationssicherheit und bei hochkomplexen Berechnungen« zu ermöglichen. Ein wichtiges Feld ist auch KI-Quanten-Computing.
Fraunhofer-Präsident Prof. Dr. Reimund Neugebauer hat im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz die aktuelle Strategie seiner Forschungsgesellschaft bei Quanten-Technologien skizziert. Quanten-Technologien ermöglichten seiner Ansicht nach »völlig neue, noch nie dagewesene Anwendungen in der Messtechnik, Bildgebung, Kommunikationssicherheit und bei hochkomplexen Berechnungen.« Deshalb hätten sie ein hohes disruptives Potenzial. In den vergangenen Jahren seien spektakuläre Durchbrüche in der Quanten-Forschung gelungen. Ziel der Quanten-Forschung bei Fraunhofer sei es, die Grundlagenforschung möglichst schnell in die Anwendung zu überführen, zum Beispiel durch hochpräzise Sensorik und sichere Quanten-Kommunikation.
Die Quanten-Physik ist die Basis vieler moderner Technologien: Milliarden elektronischer Transistoren durchdringen Lebens- und Arbeitswelten, ob als Computer, Smartphones aber auch als Steuersysteme moderner Autos und unscheinbarer Küchengeräte. Unzählige Photonen und Optiken vernetzen unsere Welt bis in den letzten Winkel. Wissenschaftler sprechen bereits von einer »zweiten Quanten-Revolution«, bei der es um die gezielte quantenmechanische Kontrolle einzelner oder weniger Elementarteilchen geht. Dies wird disruptive Veränderungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft nach sich ziehen: von der Medizin zur Logistik, von der Finanzbranche bis zu den Materialwissenschaften und zu IT und Sicherheit, ist man bei Fraunhofer überzeugt.
Wenn Quanten-Technologien in die Anwendung kommen, sind die Möglichkeiten noch kaum absehbar, so gewaltig ist das Potenzial. Gibt es neue Chancen für das Klima, wenn sich die Veränderungen genauestens messen und vorherberechnen lassen? Welche neuen Produkte wird es geben, wenn sich Materialien schneller und günstiger entwickeln und prüfen lassen? Ist der Verkehrsstillstand in den Städten Geschichte, wenn Quanten-Computer für jeden einzelnen die Fahrwege optimieren? Wird es abhörsichere und souveräne digitale Infrastrukturen für Wirtschaft und Privatpersonen geben?
Die Erwartungen sind gigantisch, die Einsätze hoch. Bis 2022 stellt die Bundesregierung 650 Mio. Euro für die Erforschung von Quanten-Technologien zur Verfügung. Die EU fördert mit ihrer »Quantum-Flagship-Initiative« die europäische Forschung mit 1 Mrd. Euro in den kommenden zehn Jahren. Und die Fraunhofer-Gesellschaft bringt zusammen mit dem US-Unternehmen IBM den ersten kommerziellen Quanten-Computer als offene Forschungsplattform nach Europa. Bis Ende 2021 soll er vor Ort in Deutschland verfügbar sein. Neugebauer erwartet einen »entscheidenden Fortschritt für die deutsche Forschung und Unternehmen aller Größenordnungen«, und das »unter vollständiger Datenhoheit nach europäischem Recht«.
Selten seien sich Experten so einig gewesen, dass Quanten-Technologien zum »Game Changer« werden, zu einem Faktor, der die Welt verändert. Quantenoptische Verfahren können Einblicke in bisher unsichtbare Prozesse und Strukturen ermöglichen. Mit Quanten-Computern können hochkomplexe Berechnungen durchgeführt werden, die mit anderen Computing-Verfahren praktisch nicht möglich wären. Dies ermöglicht neue Einblicke in die Wirkungen von Molekülen und kann dazu beitragen, Medikamente effizienter zusammenzusetzen und kostengünstiger herzustellen.
Fraunhofer hat deshalb vier Schlüsselbereiche für die eigenen Forschungsaktivitäten definiert: