Grüne Technologien für Gewerbeimmobilien

»Jetzt gilt es, in Smart Technologies zu investieren«

2. Dezember 2024, 10:00 Uhr | Kathrin Veigel
Intelligente Technologien und smarte Steuerungssysteme spielen eine zentrale Rolle bei der Transformation in grüne Gebäude.
© Caverion

Nicht nur Wohngebäude müssen energieeffizient und nachhaltig werden, auch für Gewerbeimmobilien gilt dies. Alexander Krock von E.ON One und Andreas Blassy von Caverion erklären, welche Rolle intelligente Technologien bei der Transformation von Gewerbeimmobilien zu umweltfreundlichen Anlagen spielen.

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Elektronik: Welchen Beitrag leisten smarte Technologien und Gebäudeautomatisierungssysteme bei der Umwandlung von gewerblich betriebenen Gebäuden in grüne Immobilien?

Andreas Blassy: Smart Technologies und Gebäudeautomatisierungssysteme sind Schlüsselelemente im Transformationsprozess. Sie ermöglichen eine dynamische Anpassung und Steuerung des Energieverbrauchs.

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Andreas Blassy von E.ON
Andreas Blassy von E.ON.
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Diese Technologien können zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führen. Nehmen wir das Beispiel eines mittelgroßen Bürokomplexes, in den ein Smart-Building-System implementiert wird. Ein solches System ermöglicht eine automatische Anpassung der Beleuchtung und Temperatur und liefert Echtzeitdaten zur Energieverwendung. Ein weiterer Pluspunkt: Eine Reduktion des Energieverbrauchs um über 30 Prozent innerhalb des ersten Jahres. Durch die Integration von künstlicher Intelligenz wurden Muster im Energieverbrauch erkannt, die zu weiteren Optimierungen und Kosteneinsparungen führen.

Welche Software-basierten Maßnahmen sind geeignet, um den Energieverbrauch von Gewerbeimmobilien zu reduzieren?

Alexander Krock: Eine einfache und unkomplizierte Lösung ist zum Beispiel unsere Intelligent Heating Control (IHC). Damit lässt sich der Verbrauch von Gebäuden mit Gas-, Öl- oder Fernwärmesystemen, welche mit einem Außentemperaturfühler ausgestattet sind, deutlich senken, ohne dass direkt eine neue Heizungsanlage installiert oder eine aufwendige Sanierung durchgeführt werden muss.

Alexander Krock von E.ON
Alexander Krock von E.ON.
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Im Prinzip funktioniert das Ganze über eine Anpassung der Heizkurve, also der Kennlinie zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur. Die gesammelten Messwerte werden dann mithilfe eines KI-Algorithmus angepasst, um eine neue, optimierte Heizkurve zu erstellen.

Netzintegration rückt ebenfalls zunehmend in den Fokus. Wie helfen intelligente Technologien, erneuerbare Energien ans Stromnetz zu schließen?

Alexander Krock: Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Installation einer Photovoltaikanlage oder Wärmepumpe. Die daraus resultierenden zahlreichen Netzanschlussbegehren stellen die Netzbetreiber jedoch vor große Herausforderungen. Die steigende Zahl der Anfragen – bei gleichzeitig zunehmendem Fachkräftemangel – führt zu langen Warte- und Bearbeitungszeiten. Häufig ist dieses Verfahren nicht digitalisiert und läuft manuell ab, was den Prozess weiter verzögert.

Dabei kann Digitalisierung Herausforderungen im Netzanschluss und -betrieb entgegenwirken. Bei E.ON One haben wir entsprechende digitale Lösungen entwickelt. Zum einen geht es darum, präventiv für bessere Netzanschlussprozesse zu sorgen. So können wir mit dem KI-gestützten Tool SpotOne Projektplanern bereits im Vorfeld Auskunft über die sinnvollsten Standorte für Ladesäulen geben.

Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, in grüne Technologien für diese Immobilien zu investieren?

Blassy: Engere gesetzliche Vorgaben und ein wachsendes Umweltbewusstsein der Gesellschaft erhöhen den Druck bei der Umsetzung. Besonders deutlich wird dies im Hinblick auf die steigende Nachfrage nach Gebäuden, die nicht nur energieeffizienter sind, sondern auch eine verbesserte CO2-Bilanz aufweisen. Derzeitige Trends umfassen die Integration von Hochleistungsisolierung, fortschrittlichen HVAC-Systemen (Heating, Ventilation, Air Conditioning) und die Einbindung erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft. Der richtige Zeitpunkt für Investitionen in diese Technologien ist jetzt, da wir sowohl eine Stabilisierung der Energiepreise erleben als auch eine verbesserte Verfügbarkeit von Fördermitteln. Mit den Preisen für fossile Energien, die zwar momentan wieder gesunken sind, aber langfristig sicher wieder steigen werden, bietet sich jetzt eine günstige Gelegenheit, in nachhaltige Technologien zu investieren, die langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen führen werden.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für grüne Technologien in Immobilien, und was raten Sie Unternehmen, die ihre Gewerbeimmobilien nachhaltiger gestalten möchten?

Andreas Blassy: Die Fördermöglichkeiten für Unternehmen, die in grüne Technologien investieren möchten, sind vielfältig. Diese reichen von direkten Zuschüssen über steuerliche Erleichterungen bis hin zu zinsgünstigen Darlehen. Unternehmen sollten diese Förderungen aktiv nutzen und in die Planung ihrer Sanierungsmaßnahmen integrieren. Ich rate Unternehmen, sich frühzeitig mit Energieberatern und Fachplanern zusammenzusetzen, um eine umfassende Strategie für die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien zu entwickeln. Dies maximiert nicht nur die ökonomischen und ökologischen Vorteile, sondern stellt auch sicher, dass die umgesetzten Maßnahmen langfristig tragfähig sind.

Wie sehen Sie die Zukunft grüner Gewerbeimmobilien, und wie beeinflussen aktuelle sowie zukünftige gesetzliche Vorgaben deren Entwicklung?

Mit Intelligent Heating Control (IHC) hat E.ON eine Lösung für außentemperaturgeführte Zentralheizungen entwickelt. Sie ermöglicht es, die Anlagen kurzfristig nachzurüsten und so den Verbrauch zu reduzieren
Mit Intelligent Heating Control (IHC) hat E.ON eine Lösung für außentemperaturgeführte Zentralheizungen entwickelt. Sie ermöglicht es, die Anlagen kurzfristig nachzurüsten und so den Verbrauch zu reduzieren, ohne dass dabei die Leistung spürbar beeinträchtigt wird.
© E.ON One

 
Andreas Blassy: Die Zukunft grüner Gewerbeimmobilien ist sehr positiv zu sehen, getrieben durch zunehmende regulatorische Anforderungen und ein starkes Umweltbewusstsein bei Verbrauchern und Unternehmen. Gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz schaffen einen Rahmen, der Unternehmen dazu anhält, ihre Energieeffizienz zu verbessern. Diese Gesetze fördern nicht nur eine nachhaltige Entwicklung, sondern setzen auch klare wirtschaftliche Anreize für die Investition in grüne Technologien. Ich erwarte, dass die gesetzlichen Anforderungen in den nächsten Jahren weiter verschärft werden, was den Markt für grüne Immobilien weiter vorantreiben wird.

Welche ökonomischen Vorteile bieten nachhaltige Gewerbeimmobilien gegenüber herkömmlichen Immobilien, und welche Herausforderungen bestehen beim Umbau zu grünen Gebäuden?

Andreas Blassy: Grüne Gewerbeimmobilien bieten eine Reihe von ökonomischen Vorteilen, darunter geringere Betriebskosten durch reduzierten Energieverbrauch, höhere Mieterzufriedenheit und eine Steigerung des Immobilienwerts. Diese Vorteile führen zu einer schnelleren Amortisation der Investitionskosten und bieten langfristig finanzielle Vorteile durch Energieeinsparungen und staatliche Anreize.
Herausforderungen beim Umbau bestehen hauptsächlich in der anfänglichen Kapitalaufbringung, der Notwendigkeit der technischen Modernisierung und der Einhaltung neuer Umweltstandards. Diese Hürden können jedoch durch eine sorgfältige Planung und die Nutzung verfügbarer Förderprogramme überwunden werden. Zudem ist es entscheidend, dass Unternehmen ein umfassendes Energieaudit und eine Schwachstellenanalyse durchführen, um gezielt in die effektivsten Technologien zu investieren.

Mit welchen digitalen Lösungen lassen sich Gewerbeimmobilien unkompliziert ökologisch und ökonomisch nachhaltiger aufstellen?

Alexander Krock: Wir bieten beispielsweise das bereits erwähnte Intelligent Heating Control (IHC) und Optimum an. Der wirtschaftliche Vorteil von IHC liegt darin, dass Eigentümer den Energieverbrauch ihrer Immobilie senken können, ohne in eine komplett neue Heizungsanlage oder Sanierungsmaßnahmen investieren zu müssen. Die Nachrüstung der bestehenden Anlage mit IHC ist in weniger als einer Stunde erledigt und erfordert kein externes Fachpersonal. Das macht IHC zu einer idealen Übergangslösung. Optimum dient der Erfassung des gesamten Energieverbrauchs – auch für mehrere Standorte. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, nicht nur den Verbrauch der Heizung, sondern beispielsweise auch den Verbrauch der Produktion zu erfassen und können im Handumdrehen Analysen und Berichte aufstellen.

Die Fragen stellte Kathrin Veigel.


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