Mit einen Quantensensor, der winzige magnetische Felder auf atomarer Skala vermessen kann, geht ein langte gehegter Traum in Erfüllung: ein MRT-ähnliches Werkzeug zur Untersuchung von Quantenmaterialien.
Deshalb werten das Forschungszentrums Jülich und das koreanischen IBS Center for Quantum Nanoscience (QNS) den neuen Quantensensor als wissenschaftlichen Durchbruch. Der bahnbrechende Quantensensor eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Quantenmaterialien, die Entwicklung neuer Katalysatoren und die Erforschung des grundlegenden Quantenverhaltens molekularer Systeme, beispielsweise in der Biochemie. Die Forschungsergebnisse wurden in Nature Nanotechnology veröffentlicht. Möglich wurde er durch die Kombination des Fachwissens der Jülicher Gruppe im Bereich der Fabrikation und Manipulation einzelner Moleküle sowie die Instrumente und das methodische Know-how des koreanischen Teams am QNS.
Der Durchmesser eines Atoms ist eine Million Mal kleiner als ein menschliches Haar. Dies macht es extrem schwierig, physikalische Größen wie elektrische und magnetische Felder, die von einzelnen Atomen ausgehen, exakt zu vermessen. Nur wenn das Beobachtungswerkzeug äußerst empfindlich und selbst ähnlich klein ist wie ein Atom, kann es die schwachen Felder einzelner Atome auflösen.
»Was diese Errungenschaft so bemerkenswert macht, ist, dass wir ein exquisit konstruiertes Quantenobjekt verwenden, um fundamentale atomare Eigenschaften von Grund auf zu untersuchen. Frühere Techniken nutzen dagegen große, sperrige Sonden, um winzige atomare Merkmale zu analysieren« |
---|
Dr. Dimitry Borodin, IBS Center for Quantum Nanoscience (QNS) |
Ein Quantensensor nutzt quantenmechanische Phänomene wie den Spin eines Elektrons oder die Verschränkung von Quantenzuständen, um präzise Messungen zu ermöglichen. In den letzten Jahren wurden verschiedene Arten dieser Sensoren entwickelt. Viele davon reagieren äußerst empfindlich auf elektrische und magnetische Felder. Bisher war man jedoch davon ausgegangen, dass die räumliche Auflösung nicht gleichzeitig bis auf die atomare Ebene erhöht werden kann.
Der neue Quantensensor macht dies nun möglich durch Verwendung eines einzelnen Moleküls. Der Erfolg beruht auf einem konzeptionell neuen Ansatz. Denn die Funktion der meisten bekannten Sensoren geht auf Fehlstellen im Kristallgitter zurück. Die Defekte reagieren auf elektrische und magnetische Felder und entfalten ihre Eigenschaften nur dann, wenn sie tief in das Material eingebettet sind. Aus diesem Grund sind sie stets in einem gewissen Abstand zum vermessenden Objekt. So sind sie typischerweise zu weit entfernt, um ein Objekt von der Größe eines einzelnen Atoms zu erfassen.
Das deutsch-koreanische Forschungsteam wählte hingegen einen anderen Ansatz: Es entwickelte ein Instrument, das ein einzelnes Molekül an der Spitze eines Rastertunnelmikroskops als Sensor verwendet. Dieser neuartige Ansatz ermöglicht es, den Sensor bis auf wenige Atomabstände an Objekte heranzuführen und deren elektrische und magnetische Eigenschaften aufzuspüren.
»Dieser Quantensensor ist ein Wendepunkt, weil er Bilder von Materialien liefert, die so detailreich sind wie ein MRT, und gleichzeitig einen neuen Standard für die räumliche Auflösung von Quantensensoren setzt. Dies wird es uns ermöglichen, Materialien auf ihrer fundamentalsten Ebene zu erforschen und zu verstehen«, erklärt Dr. Taner Esat.
Der Hauptautor des Jülicher Teams war es auch, der die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Forschungszentrum Jülich und dem QNS initiierte, wo er zuvor bereits als Postdoc tätig gewesen war. Nachdem er nach Jülich zurückgekehrt war, und dort dieses Sensor-Molekül konzipierte, entschied er sich für einen Forschungsaufenthalt am QNS, um mit den speziellen Instrumenten in Korea einen Beweis für das Funktionieren der Technik zu erbringen.
Der Sensor hat eine Energieauflösung, die es ermöglicht, Veränderungen in magnetischen und elektrischen Feldern mit einer räumlichen Auflösung im Bereich eines Zehntel Ångström (A) zu erkennen, wobei 1 A typischerweise einem Atomdurchmesser entspricht. Darüber hinaus kann der Quantensensor in bestehenden Laboren weltweit konstruiert und implementiert werden.
»Was diese Errungenschaft so bemerkenswert macht, ist, dass wir ein exquisit konstruiertes Quantenobjekt verwenden, um fundamentale atomare Eigenschaften von Grund auf zu untersuchen. Frühere Techniken nutzen dagegen große, sperrige Sonden, um winzige atomare Merkmale zu analysieren«, sagt Dr. Dimitry Borodin. »Man muss klein sein, um das Kleine zu sehen«, so der Hauptautor des QNS.
»Die Revolution des Instrumentariums zur Beobachtung und Untersuchung der Materie geht zurück auf die gesammelten Grundlagenwissenschaften“« bemerkt Yujeong Bae, Leiterin des Projekts am QNS. »Oder wie Richard Feynman es ausdrückte: ‘Es ist noch viel Platz nach unten.‘ Das technologische Potenzial für Manipulationen auf atomarer Ebene ist unendlich.« Und Professor Temirov, Forschungsgruppenleiter in Jülich, ergänzt: »Es begeistert mich zu sehen, wie unsere langjährige Arbeit im Bereich der molekularen Manipulation zum Bau eines rekordträchtigen Quantenbauelements geführt hat.«