Seltene Erden und ihre Preise

China wird noch lange dominieren

7. Februar 2023, 6:07 Uhr | Heinz Arnold
Die Anlage der australischen Firma Lynas Corporation in Malaysia, wo die Seltenen Erden aufbereitet werden.
Die Anlage der australischen Firma Lynas Corporation in Malaysia, wo die Seltenen Erden aufbereitet werden.
© Lynas

Westliche Länder arbeiten mit Hochdruck daran, Lagerstätten von Seltenen Erden zu erschließen, denn derzeit kommen über 90 Prozent aus China. Wie werden sich die Preise entwickeln?

Das ist eine gute Frage. Denn die Preisfindung ist etwas undurchsichtig. Anders als für Gold und Silber gibt es keine allgemein genutzte Börse für ihren Handel. Unternehmen wie Argus Rare Earths veröffentlichen regelmäßig Preisabschätzungen, die auf Umfragen unter Händlern, Abnehmern und anderer Marktteilnehmer basieren. Jeden Monat liefern die Analysten die Angaben zu insgesamt 58 Seltenen-Erden-Produkten. Auch Firmen wie Adamas Intelligence, Stormcrow Capital, Technology Metals Research and Asian Metal erstellen Preisprognosen für Seltene Erden. 

Der Seltene-Erde-Preisschock 2011

Welche Bedeutung China für die Preise der Seltenen Erden und ihrer Oxide zukommt, durfte der Weltmarkt 2011 spüren: Als China die Exporte beschränkte, zogen die Preise kräftig an, was wiederum rund um die Welt Bergbauaktivitäten auslöste:  In Amerika, Australien und Europa wurde nach Vorkommen gesucht, um sie schnell erschließen zu können. Doch das neu erwachte Interesse erlosch so schnell wie es gekommen war, als die Preise wieder fielen. Dem war ein Urteil der WTO im Jahr 2014 vorausgegangen, nachdem die Exportbeschränkungen Chinas nicht rechtmäßig gewesen seien. Daraufhin hob China Anfang 2015 die Beschränkungen auf und wenig später auch die Exportzölle. Die zuvor eingeleiteten Bergbauprojekte außerhalb Chinas verliefen darauf hin im Sande. 

Unabhängigkeit wieder hoch im Kurs

Im Zuge des Handelsstreits zwischen den USA und China schwingt das Pendel aktuell wieder zurück, nun steht erneut im Vordergrund, von Zulieferern aus China größere Unabhängigkeit zu gewinnen. Wenig überraschend fließt in den USA frisches Geld, um heimische Vorkommen an Seltenen Erden sowie Kobalt und Lithium für Batterien zu erschließen. Allein 156 Mio. Dollar sollen in eine vollkommen neue Anlage zur Gewinnung von Seltenen Erden und ihren Oxiden aus unkonventionellen Quellen wie Bergwerks-Abraum fließen. 

Die Mountain-Pass-Mine in Kalifornien von MP Materials ist die einzige Bergbau- und Aufbereitungs-Anlage in den USA. Sie produziert Seltene-Erden-Oxide hoher Reinheit, darunter die von Lanthan, Cerium, Neodym und Praseodym. In Utah ist Energy Fuels dabei, die erste Phase ihrer Anlage für die Trennung von Seltenen Erden – White Mesa Mill – zu errichten. Die Kapazität ist auf die Aufbereitung von 2.500 bis 5.000 t Seltene-Erde-Oxide pro Jahr ausgelegt. In der zweiten Phase soll eine Anlage mit einer Kapazität bis 15.000 t entstehen.

Der bekannteste Produzent außerhalb von China ist die australische Lynas Rare Earths, die die Mine Mount Weld in Westaustralien betreibt. Sie hat 2021 vom Pentagon 30,4 Mio. Dollar für den Aufbau einer Aufbereitungsanlage für leichte Seltene Erden bekommen, sowie weitere 120 Mio. Dollar für eine Anlage, um schwere Seltene Erden zu trennen. Beide Anlagen sollen in Texas gebaut werden. 

Das wird auf absehbare Zeit aber nichts an der aktuellen Dominanz Chinas auf dem Gebiet der Seltenen Erden ändern.

Das sind die Seltenen Erden

Wenn von Seltenen Erden die Rede ist, werden damit meist nicht nur die eigentlichen Elemente gemeint, von denen es 17 gibt. Dazu gehören Scandium (21), Yttrium (39) und Lanthan (57), deren Valenzschalen sich ähneln und die sich deshalb chemisch ähnlich verhalten. Als Lanthanide bzw. die Elemente der Lanthanreihe werden die Elemente bezeichnet, die dem Lanthan nachfolgen, also die 14 Elemente von Cer mit der Ordnungszahl 58 bis Lutetium (71). Sie spielen – ähnlich wie die Actiniden, mit denen sie chemisch eng verwandt sind – im Periodensystem eine Sonderrolle und sind in der sechste Periode als Untergruppe der dritten Nebengruppe meist getrennt aufgeführt. 

Die Seltenen Erden lassen sich in zwei Klassen einteilen: Die schweren und die leichten Seltenen Erden (entsprechend dem Atomgewicht). Neodym, Praseodym und Dysprosium gehören zu den leichten Seltenen Erden. Sie werden vor allem genutzt, um starke Permanentmagneten zu fertigen, wie sie in Elektromotoren für E-Autos verwendet werden. 

Cerium und Lanthan finden in Legierungen und in Katalysatoren Einsatz, die in der Industrie verwendet werden. Von ihnen gibt es sogar mehr als benötigt wird, weshalb ihre Preise relativ niedrig liegen. Dasselbe gilt für Yttrium, das ebenfalls relativ häufig vorkommt.  Europium und Erbium dagegen sind weniger häufig zu finden und deshalb teuer. 

Die Seltenen Erden sind nicht einfach zu trennen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie häufig mit anderen Elementen »verunreinigt« sind, wie etwa mit den Actiniden Uran und Thorium. Weil sie so eng mit verwandt sind, sind die Actiniden fast ebenso schwer von den Lanthaniden zu trennen, wie die Lanthaniden untereinander. 

Welcher Preis wird für was bezahlt?

Dass es so schwierig und aufwändig ist, die Seltenen Erden in ihre 17 Elemente mit hoher Reinheit zu trennen, hat selbstverständlich seinen Preis.

Deshalb empfehlen die Analysten von Argus Rare Earths den Käufern von Seltenen-Erden-Produkten genau hinzusehen, was ihnen für welchen Preis angeboten wird. Seltene Erden, die noch ungetrennt in gemischten Konzentraten vorliegen, müssen selbstverständlich kostengünstiger sein als bereits rein aufbereitete Seltene Erden. Deshalb sollten die Interessenten bei Komplettangeboten im Einzelnen prüfen, aus welchen Stoffen genau sich das Paket zusammensetzt und ob der Preis wirklich gerechtfertigt ist.  

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