KI-Chips

USA verschärfen Exportbeschränkungen

18. Oktober 2023, 9:25 Uhr | Heinz Arnold
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Die USA wollen durch neue Maßnahmen verhindern, dass amerikanische Chiphersteller die bestehenden Regulierungen umgehen und KI-Chips nach China liefern.

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Damit ergänzt die Regierung die bereits bestehenden Exportbeschränkungen vom Oktober 2022 für die Lieferung von Chips und Maschinen für die Fertigung von Chips. Laut Informationen, die Reuters vorliegen, soll der Export weiterer KI-Chips für Rechenzentren eingeschränkt werden, die derzeit nicht erfasst sind. Welche Chips das sein könnten, ist bisher unklar. Auf jeden Fall sollen neue Richtlinien eingeführt werden, die es den IC-Herstellern schwieriger machen werden, sie zu umgehen. 

Derzeit bemühen sich die USA, die Beziehungen zu China zu verbessern, hochrangige Mitglieder der Regierung waren zu Gesprächen nach China gereist. Die jetzige Verschärfung der Exportregulierungen dürften für diese Bemühungen nicht hilfreich sein. 

Peking hat die Vereinigten Staaten bereits beschuldigt, die Exportkontrollen zu missbrauchen, um den chinesischen Unternehmen zu schaden. 

Die US-Regierung ist allerdings sehr besorgt, dass die High-End-Chips und die Maschinen für ihre Produktion letztendlich das chinesische Militär stärken könnten.  

Die Beschränkungen vom vergangenen Oktober hatten zunächst durchaus Wirkung gezeigt: Nvidia durfte die neusten KI-Chips nicht nach China liefern, die gebraucht werden, um Chatbots und andere KI-Systeme zu realisieren. 

Daraufhin brachte Nvidia neue Varianten für den chinesischen Markt heraus, die weniger anspruchsvoll waren und die US-Exportkontrollen umgingen. Einer dieser Chips, der H800, kann bei bestimmten Einstellungen die gleiche Rechenleistung wie der leistungsstärkere H100-Chip des Unternehmens erreichen. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte ein Datenblatt einsehen, aus dem hervorgeht, dass doch einige wichtige Leistungsaspekte eingeschränkt sind. Allerdings gibt es Gerüchte, dass der H800 von den neuen Beschränkungen betroffen sein könnte. 

Auf eine Anfrage von Reuters reagierte Nvidia nicht. Im Juni hatte der Finanzchef des Unternehmens gesagt, dass man im Falle einer Beschränkung des H800 und des verwandten A800 nicht damit rechne, dass dies »eine unmittelbare wesentliche Auswirkung auf unsere Finanzergebnisse haben würde.«

Chips, die für den Einsatz in Consumer-Geräten wie Laptops bestimmt sind, werden laut Reuters von den neuen Beschränkungen ausgenommen sein. Die Unternehmen müssen jedoch das Handelsministerium informieren, wenn sie Aufträge für die leistungsstärksten Consumer-Chips erhalten. Denn auch diese Chips könnten so eingesetzt werden, dass sie schlussendlich doch die nationale Sicherheit der USA gefährden, was die US-Regierung verhindern will. 

Die amerikanischen Chiphersteller sind mit den Verschärfungen der Bestimmungen nicht glücklich und warnen vor den Auswirkungen. Die SEMI erklärte in einer Stellungnahme, dass der Branchenverband es begrüße, dass die Regierung einen starken Halbleitersektor für unerlässlich halte, um die nationalen Sicherheitsziele erreichen zu können. Er warnte aber vor den Risiken einseitiger und umfassender Kontrollen. Man werde weiterhin die Folgen dieser Exportkontrollen bewerten und der Regierung die Auswirkungen auf die globale und US-amerikanische Halbleiterlieferkette mitteilen.

Ein Kriterium, über das die Leistungsfähigkeit der ICs bisher ermittelt wurde, ist der »Bandbreiten-Parameter«. Dieser Parameter würde laut Reuters künftig gestrichen. Dafür soll erfasst werden, wie schnell die KI-Chips untereinander kommunizieren können und eine Obergrenze festgelegt werden. Funktioniert das nur relativ langsam, so wird das Training von KI-Systemen schwieriger, es dauert länger und es wird deutlich teurer. 

Nach den neuen Richtlinien müssen die Hersteller den beabsichtigten Export von Chips auch dann melden, wenn sie knapp unter den dort angegebenen Höchstwerten liegen. Dann würde die Regierung von Fall zu Fall entscheiden, ob die Ausfuhr ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellt. 

Zudem könnte die Aktualisierung der Vorschriften vom Oktober 2022 auch ein Schlupfloch schließen, das chinesischen Unternehmen Zugang zu amerikanischen Chips für Künstliche Intelligenz über chinesische Organisationen im Ausland ermöglicht.
 


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