Die europäische Verteidigungsindustrie steckt in einer Innovationsklemme – und Deutschland ist mittendrin. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Patentdatenbank des Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Während die USA im Jahr 2021 knapp 18.000 Patente im Bereich Verteidigungstechnologie anmeldeten, waren es in Frankreich rund 5.300, in Deutschland etwa 4.300 und in Großbritannien 3.500. In Summe reicht Europa damit nicht einmal an die Patentleistung der Vereinigten Staaten heran, heißt es in der Analyse.
Diese Diskrepanz hat weitreichende Folgen. Wer die Patente besitzt, hält die Kontrolle über die Technologie – das zeigte sich zuletzt an zwei brisanten Beispielen. Als die USA der Ukraine den Zugriff auf Satellitenbilder aus dem Kampfgebiet verweigerten, schwächte das unmittelbar die Verteidigungsfähigkeit des Landes. Ein weiteres Beispiel ist die deutsche Bestellung neuer F-35-Kampfjets. Ohne regelmäßige Software-Updates aus den USA könnte die Bundeswehr diese Maschinen nicht einsatzfähig halten.
Doch nicht nur die Anzahl der Patente ist entscheidend, sondern auch, wer sie letztlich kontrolliert. Viele europäische Rüstungstöchter gehören zu US-Konzernen, etwa die deutsche B/E Aerospace Systems GmbH oder Rockwell Collins Deutschland GmbH – beide Teil von RTX (vormals Raytheon). Ihre Patente erscheinen zwar als europäisch, unterliegen aber der Steuerung aus den USA.
Experten sehen Handlungsbedarf: Deutschland müsse mehr in militärische Forschung investieren, um unabhängiger zu werden. Doch gerade hier blockieren sogenannte Zivilklauseln an Hochschulen die Entwicklung militärischer Technologien. „Diese Verbote sind angesichts der aktuellen geopolitischen Lage nicht mehr zeitgemäß“, heißt es in der IW-Analyse. Auch eine stärkere europäische Industriepolitik sei dringend nötig, um technologisch nicht ins Hintertreffen zu geraten.