Starke Resonanz auf das Spezial »Ingenieurmangel«

Leser sind sich einig: »Ingenieurmangel ist geheuchelt«

12. Mai 2010, 11:31 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 11

»Stundensätze unter 50 Euro sind keine Seltenheit mehr«

Leser Andreas G. beobachtet derzeit mehrere Phänomene in Bezug auf den Ingenieurbedarf:

Trend 1: Ingenieure dürfen nichts kosten. Die Stundensätze und Jahresgehälter werden mit Hinblick auf "die Krise" schön niedrig gehalten. Dass man ggf. jahrelange Erfahrung hat, spielt keine Rolle mehr. Dieser Trend wird unterstützt, in dem man "auf externe Kollegen" zurückgreift. Hier fällt es nicht mehr auf, dass das "Projekt" nur noch Stundensätze abwirft, bei der jede Auto-Fachwerkstatt oder jeder Handwerker zu grinsen anfangen. Stundensätze unter 50 Euro sind keine Seltenheit mehr. Der Wettbewerbsdruck unter den Dienstleistern ermöglicht zum Teil noch massiveres Lohndumping.

Trend 2: Welche Stellen werden ausgeschrieben? Oft wird in den Stellenanfragen ganz explizit Fachwissen gefordert, das so auf dem Markt nicht verfügbar ist. Typisches Beispiel: Hybridkenntnisse im Automobilbau, wobei hier aber genau die dritte Schraube von rechts betrachtet werden muss. Diese extreme Form der Spezialisierung, die hier gefordert wird, bringt keine Vorteile. Ingenieur sein heißt, sich schnell auf alle möglichen Themen einstellen zu können. Dieses Können und Wissen wird Bewerbern gleich erst einmal abgesprochen.

Trend 3: Können und Wissen der Hochschulabgänger. Hier gibt es zwei Hauptrichtungen. Zum Einen ist das Wissensniveau z.T. ziemlich niedrig. Das eingepaukte Wissen ist zwar da, Zusammenhänge können aber nicht hergestellt werden. Das macht die Schulabgänger zu Lexika, mit denen man aber nichts anfangen kann. Zum Anderen wird mit neuen Berufsbezeichnungen wie Bachelor und Master gearbeitet. Grundtenor bei allen von mir befragten Kollegen war, "Bachelor taugt nix". Dazu kommt, dass die Ausrichtung Bachelor/Master auf einmal in FH und Uni angeboten wird. Die Unterschiede können für potentielle Arbeitgeber nur schwer herauskristallisiert werden.

Trend 4: Der Bewerber muss Druck aushalten können. Nur leider wird Druck inhaltlicher Art gern mit Arroganz verwechselt. Die potentiellen Arbeitgeber denken nicht daran, dass sie mit ihrer Art und Weise, wie sie sich den Bewerbern gegenüber darstellen, ein Bild erzeugen, dass nicht positiv ist. Welche Anweisungen aus dem Personalwesen hier gerade Wirkung zeigen, weiß ich nicht, dass sie mir sehr suspekt ist, das schon.

Trend 5: "Bestandskollegen" sind unwichtig. Man schaut derzeit massiv, wo man neue Kollegen herbekommt, daher auch das Bild vom Ingenieursmangel. Zwar ist der Markt am Wachsen, aber man sollte doch auch einmal daran denken, dass zusätzlicher Ingenieursbedarf auch durch den Weggang unzufriedener Mitarbeiter hervorgerufen wird. "Flache Hierarchien", fehlende Gehaltsaussichten - von einem "Gut gemacht" ganz zu schweigen, werden Mitarbeiter ebenso systematisch wie unbewusst in die innere und schließlich auch die äußere Kündigung getrieben.

Zusammenfassend möchte ich sagen, der Ingenieursmangel ist nicht allein auf das Fehlen von Ingenieuren zurückzuführen, sondern auch auf den Wunsch potentieller Arbeitgeber, Gehalt zu sparen.


  1. Leser sind sich einig: »Ingenieurmangel ist geheuchelt«
  2. »Mangel? Ja, an jungen, billigen Idealkandidaten!«
  3. »VDI-Geschwätz!«
  4. »Danke, dass dieses Thema mal richtiggestellt wird!«
  5. »Die Stellenausschreibungen großer Konzerne sind meist Fakeausschreibungen«
  6. »Meine Bekannten raten ihren Kindern vom Ingenieursstudium ab«
  7. »Richtig: Auswahl-Mangel!«
  8. »Vielen Dank! Das war mal nötig!«
  9. »Die Ursache sehe ich vor allem in den Personalabteilungen«
  10. »Firmen sind zu wählerisch!«
  11. »Für Wissen muss gezahlt werden«
  12. »Stundensätze unter 50 Euro sind keine Seltenheit mehr«
  13. »Gesucht: Jung-Ingenieure mit riesigem Erfahrungsschatz«
  14. »Firmen jammern über Ingenieurmangel - lassen aber gut ausgebildete Frauen ziehen!«
  15. In drei Monaten nur ein Stellenangebot!

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