Ein neue Analyse der Jobplattform Indeed zeigt: Die Nachfrage nach Softwareentwicklern in Junior-Positionen bricht stark ein, weil zunehmend KI übernimmt. Mit Blick auf den demographischen Wandel ist das ein Dilemma.
Laut einer aktuellen Analyse der Jobplattform Indeed sinkt die Zahl ausgeschriebener Einstiegsstellen für Softwareentwickler deutlich stärker als die für erfahrene Fachkräfte. In Deutschland liegt das Stellenangebot für Berufseinsteiger in der Softwareentwicklung aktuell 54 Prozent unter dem Wert von 2020. Bei Senior-Positionen beträgt der Rückgang lediglich 15 Prozent.
Die Auswertung von US-Stellendaten zeigt ein ähnliches Bild. Zwischen Januar 2020 und Februar 2025 gingen Junior-Tech-Jobs um 34 Prozent zurück, während Stellen für Fachkräfte mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung nur um 19 Prozent seltener ausgeschrieben wurden.
Parallel steigt die Nachfrage nach spezialisierten Profilen wie Machine-Learning-Engineers stark an – in den USA um 56 Prozent gegenüber 2020. Mit einem Mediangehalt von rund 260.000 US-Dollar zählen diese Rollen zu den bestbezahlten der Branche.
Ökonomin Dr. Virginia Sondergeld, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed, sieht in den Zahlen eine mögliche Folge des zunehmenden Einsatzes generativer KI: Tätigkeiten, die bisher häufig an Berufseinsteiger vergeben wurden, könnten zunehmend automatisiert werden.
“Der Stellenmarkt im US-Tech-Sektor liefert erste Evidenz dafür, dass Einstiegsjobs stärker vom Wandel durch KI betroffen sind als Stellen für Berufserfahrene. So ist der Rückgang bei Tech-Jobs mit geringen Erfahrungsanforderungen ausgeprägter als bei Rollen für erfahrene Fachkräfte. Viele Berufseinsteiger tun sich derzeit schwer, überhaupt einen Job zu finden. Gleichzeitig sehen wir, dass spezialisierte und KI-nahe Berufe mittlerweile nicht nur zu den wachstumsstärksten, sondern auch zu den bestbezahlten in der Tech-Branche zählen”, kommentiert Sondergeld.
Die ersten Zahlen aus der deutschen Tech-Branche weisen ihrer Ansicht nach darauf hin, dass der Einsatz von KI auch hier eine Rolle beim Rückgang von Einstiegsjobs spielen könnte. "Über diese erste Evidenz hinaus braucht es allerdings weitere Forschung", sagt sie. Es gebe aber Hinweise, dass gerade für junge Talente der Wettbewerb um Einstiegsmöglichkeiten zunehmen werde.
Ein Dilemma, denn: Der demografische Wandel wird in den kommenden Jahren die erfahrenen Mitarbeitende aus dem Arbeitsmarkt abziehen - jungen Talenten muss also der Einstieg ermöglicht werden. Unternehmen müssen also den Spagat hinkriegen, Effizienzgewinne durch KI zu realisieren können, ohne dabei den eigenen Nachwuchs zu verprellen.