Sondervermögen für milliardenschwere Rüstungsprojekte, aber zu wenig qualifiziertes Personal? Besonders gefragt sind Ingenieure, IT-Fachkräfte und Geheimschutzbeauftragte. Personaldienstleister bringen sich in Stellung.
Spitzt sich der Fachkräftemangel im sicherheitsrelevanten Bereich zu? Dazu diskutierten bei der 138. „PEAG Personaldebatte zum Frühstück“ in Berlin unter anderem Dr. Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV).
Studien zufolge, so Atzpodien, sollen bis 2030 über 160.000 Fachkräfte in der Branche fehlen – nicht zuletzt wegen des NATO-Ziels, über zwei Prozent des BIP in Rüstung zu investieren.
"Wir erwarten von der Bundesregierung Beschaffungsentscheidungen, damit wir unsere Kapazitäten entsprechend weiter hochfahren können", eröffnete Dr. Hans Christoph Atzpodien die Debatte: "Dazu braucht es die Erleichterungen des angekündigten Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetzes, um die Produktion zu beschleunigen und die Personalengpässe zu überwinden.“
Atzpodien schlug vor, dass Fachkräfte aus der kriselnden Automobilindustrie in die Rüstung wechseln könnten.
Atzpodien: "Angesichts des Beschäftigungsrückgangs der Autobranche sollten wir ihre Produktionseinrichtungen und vor allem Fachkräfte aus dem Automobilsektor möglichst verträglich in den Rüstungsbereich holen.“ Doch dazu müssten auch die Arbeitskräfte selbst wechselwilliger und flexibler sein. Zudem gebe es das Problem der Sicherheitsüberprüfungen. „Die dauern bis zu einem Jahr, ein Hemmschuh für unsere Branche, die dringend Fachkräfte braucht“, so der BDSV-Hauptgeschäftsführer: „Wenn das weiter so lange dauert, können einige Rüstungsfirmen ihre Produktion nicht schnell genug erweitern.“
Mit-Diskutant Dr. Markus Reichel, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer abgestimmten Fachkräftestrategie, weniger bürokratische Hürden und mehr gezielte Zuwanderung. Eine „Work-and-Stay-Agentur“ und Qualifizierung von Arbeitslosen und Geflüchteten könnten auch Nachwuchs für spezielle Rollen wie Geheimschutzbeauftragte sorgen.
Personaldienstleister wie die PEAG Holding wollen ein Stück vom Kuchen und sehen sich und das Modell Zeitarbeit in einer nützlichen Rolle. Sven Kramer, Sprecher der Geschäftsführung bei der PEAG Holding: Zeitarbeit habe sich in bisherigen Industrieprojekten als verlässliches Instrument erwiesen – auch bei der Integration ausländischer Fachkräfte. Beschäftigtentransfer etwa aus der Autoindustrie gehöre zum Alltag der PEAG, so Kramer. Auf sozialverträgliche Anstellungs- und Qualifizierungsmodelle sei dabei zu achten.